Nibelungen Kurier | 120 kraftraubende Minuten

02.11.2022

Von Marcus Diehl > Feiertag, herrliches Herbstwetter und 950 Zuschauer: Beste Voraussetzungen für einen spannenden Pokalfight zwischen der TSG Pfeddersheim und dem VfR Wormatia Worms im Viertelfinale des Bitburger Verbandspokales. Beide Teams hatten ihre Anfangself gegenüber den letzten Punktspielen ändern müssen. Bei der TSG kamen Fabio Schmidt und Matthias Tillschneider neu ins Team hinein. Die Wormatia holten Nils Fischer, Arcanjo Köhler und Jean-Yves M`voto in die Startelf. Die Partie war kaum angepfiffen, da hätte der VfR schon in Führung gehen können. Der Pfeddersheimer Torhüter Sören Pätzold hatte sich viel Zeit gelassen, den Ball wegzuschlagen. Nils Fischer setzte nach, blockt den Ball und dieser trudelt knapp am linken Torpfosten vorbei ins Toraus. Glück für den jungen Torhüter, dies war gleichzeitig seine einzige Unsicherheit am diesen Tage.

Wenige Minuten später, die nächste große Gelegenheit für die Wormatia. Lennart Grimmer zog ab, Pätzold konnte noch abwehren und der Nachschuss von Arcanjo Köhler ging weiter über das Tor. Die TSG Pfeddersheim kam nun viel besser in die Partie hinein. Immer wieder angetrieben von Trainer Daniel Wilde, sie sollen doch „hoch stehen“, zwangen sie die Wormatia sich mit langen Bällen aus der Defensive hinaus zu befreien. Dies schmeckte dem VfR überhaupt nicht und so entwickelte sich eine schwache und unansehnliche Begegnung. Durch eine Ecke in der 25. Minute kam die TSG zum ersten Mal gefährlich vors Gehäuse von Ricco Cymer. Zwei Minuten später nahm die Partie endlich Fahrt auf. Im Strafraum ließ Jean-Yves M`voto gegen Fabio Schmidt das Bein stehen. Er nahm dankend an und dem Schiedsrichter blieb nichts anderes übrig, als Elfmeter zu pfeifen. Christopher Ludwig setzte den Ball in die Ecke, keine Chance für Cymer. Der Außenseiter führte mit 1:0. Den Schock musste der VfR erst einmal verdauen.

Viele Diskussionen

Es wurde immer hitziger. Zuerst hatte Sebstian Kaster gegen Tevin Ihrig etwas zu bereden. Danach kamen sich Fabio Schmidt und Alexander Shehada an der Außenlinie in die Quere. In dieser Phase wurde mehr diskutiert als Fußball gespielt und bei jedem Zweikampf mehr daraus gemacht wie es schlussendlich war. Kurz vor der Pause der nächste Aufreger. Abseits dem Spielgeschehen lag Luca Graciotti auf dem Platz und stürmische Proteste auf Seiten der TSG Pfeddersheim. Sie forderten die Rote Karte für Nils Fischer für eine angebliche Tätlichkeit. Der Schiedsrichter konnte die Szene nicht einsehen und holte sich Rat vom Linienrichter. Am Schluss sahen beide Akteure den gelben Karton. Eine absolute Fehlentscheidung für Trainer Daniel Wilde: „ Ich habe selten eine so klare rote Karte gesehen, eine klare Tätlichkeit von Nils Fischer. Ich wäre sehr gerne mit 1:0 und einen Mann mehr in die Pause gegangen.“

In der Pause brachte Trainer Maximilian Mehring frisches Personal. Lorenzen, Ferjani und Köksal kamen für Ihrig, Shehada und Köhler. Trainer Maximilian Mehring: „Wir hatten zu wenige Lösungen mit dem Ball. Wir haben uns zu wenig bewegt und keine Zweikämpfe geführt. Es wurde laut in der Kabine.“  Trainer Wilde hatten noch keinen Grund bei seinem Personal etwas zu ändern. Der Regionalligist übernahm wieder das Kommando. Es war nun deutlich mehr Tempo und Schwung in der Partie auf Seiten der Wormatia. Die TSG lauerte auf die Konter. Was nicht ins Konzept passte, war die verletzungsbedingte Auswechslung von Sebastian Kaster in der 55. Minute für die TSG. Gerade für die sich ergebenden Kontergelegenheiten wäre Kaster mit seiner Schnelligkeit und seinem Durchsetzungsvermögen ein wichtiger Faktor geworden. Beim VfR hatte Melvyn Lorenzen die ersten Gelegenheiten auf dem Fuß. Bei der ersten spitzelt Matthias Tillschneider den Ball gerade noch weg und bei der zweiten Gelegenheit ging der Ball am Tor vorbei, unklar ob das ein Torschuss oder eher eine Hereingabe war. Der Druck wurde immer größer. Mit Tobias Bräuner musste der nächste wichtige Spieler der TSG ausgewechselt werden.

Dreimal am Gebälk gescheitert

Nach einer Stunde zeigte Torhüter Sören Pätzold sein ganzes Können. Ein guter Kopfball von Nils Fischer wehrte er mit einer Flugeinlage noch zu einem Eckball hin ab. Auch diese Ecke wurde gefährlich. Die TSG bekam den Ball nicht aus dem Strafraum raus und Ranzy Ferjani zielte aus 10 Meter zu genau. Der Ball klatscht an den rechten Torpfosten. Insgesamt scheiterte die Wormatia dreimal am Gebälk der TSG. Gefährlich vor das Wormatia-Tor kamen die Pfeddersheimer nicht mehr. So richtige tausendprozentige Gelegenheiten hatte der VfR auch nicht. Es bahnte sich eine Überraschung an, bis die 88. Minute kam. Die Anhänger der Wormatia wurden mit dem ersehnten Ausgleich erlöst. Ein Freistoß von Anil Gözütok blieb an der Mauer hängen. Am schnellsten reagierte Fatih Köksal und hämmert den Ball ins Netz. Fast hätte der Torhüter Sören Pätzold den Schuss noch abwehren können. Mit der rechten Hand war er noch am Ball, aber vergeblich. Trainer Maximilian Mehring: „ Ich muss einmal jemanden herausheben und zwar Fatih. Wie er sich zurückgekämpft hat, nach den letzten schwierigen Jahren für ihn und in dieser Saison wegen Verletzungen immer wieder zurückkam. Er hat jetzt wiederholt Spiele in unsere Richtung gedreht.“

Führung erzielt

Es kam zur Verlängerung: noch einmal dreißig Minuten. Viele Akteure wurden bereits von Krämpfen geplagt. Nach nur fünf Minuten konnte Lennart Grimmer die Führung erzielen. Mit einer Einzelleistung durch drei Gegenspieler hindurch traf er zum 2:1 für die Wormatia. Die TSG wollte in der Entstehung des Angriffs von der Wormatia ein Foul gesehen haben. Der Protest von Trainer Daniel Wilde war zu heftig, Gelb-Rot. Gleich in der nächsten Szene, wieder ein Nackenschlag für die TSG. Mit Nils Gans traf es einen TSG Spieler, der mit am ruhigsten und fairsten Spieler von allen Akteuren, die auf dem Platz anwesend waren. Rechnen konnte man eher mit anderen, die es vielleicht mehr verdient gehabt hätten. Die Gelb-Rote Karte war schon korrekt. Je einmal Hände und Trikot ziehen. Alles sprach nun für die Wormatia. Die in der restlichen Spielzeit zu leichtfertig mit ihren Chancen umgingen. Die TSG versuchte noch einmal alles, mit Tillschneider und Dautaj im Sturm. Schlussendlich vergebens. Die Wormatia zieht mit einem 2:1 Sieg ins Halbfinale ein und darf weiter vom Pokalsieg träumen. Nach dem Schlusspfiff waren alle Reibereien vergessen, so wie es nach einem Fußballspiel auch sein soll. Vielleicht hatten die Spieler nach 120 kräfteraubenden Minuten auch nicht mehr die Kraft dazu.

Trainer Maximilian Mehring: „Der erwartete Pokalfight, so wie ihn die Wormser Zuschauer auch sehen wollten. Kompliment an die TSG. In der zweiten Hälfte haben wir ein anderes Gesicht gezeigt und verdient gewonnen. Wir hatten ein klares Chancenplus, auch wegen den Pfostentreffer.“ Trainer Daniel Wilde war die Enttäuschung in der Pressekonferenz mehr als anzusehen. „ Ich möcht drei Dinge sagen: 1. Glückwunsch an die Wormatia, es war ein verdienter Sieg, wegen vorhandenen Chancenplus. 2. Der Mann vor mir, hat das Spiel mit entschieden. Klare Tätlichkeit von Fischer nicht geahndet und vor der Entstehung zum 2:1 ein klares Foul, nach einem Einwurf, an uns. Wieder hebt er seine Fahne nicht. Dies tut sehr, sehr weh. 3. Riesen Kompliment an meine Jungs. Sie haben sich in alles reingeschmissen, mehrere Spieler kamen aus einer verletzungspause. Einige sind schon nach einer Stunde auf dem Zahnfleisch gegangen. Ich bin sehr, sehr stolz auf diese Truppe. Ich möchte mich noch für mein Fehlverhalten, das zu meiner Gelb-Roten Karte geführt hatte, entschuldigen“