Nibelungen Kurier | Sieg der Willenskraft

08.08.2022

Der große selbsternannte Titelfavorit in der Regionalliga Südwest, Kickers Offenbach, verliert den Auftakt der Saison mit 1:0 beim VfR Wormatia Worms. Das Ergebnis ist nicht einmal unverdient für den VfR. Mit großer Leidenschaft und absoluter Willenskraft kämpften die Wormaten von der ersten Minute an.

Für eine große Party war vor dem Anpfiff schon alles angerichtet. Die Fans feierten mit einer Choreo und das Stadion mit 3700 Zuschauern war sehr gut gefüllt. Die zahlreichen mitgereisten Fans der Offenbacher wollten ihre Mannschaft siegen sehen. Natürlich hatten auch die Wormser Fans die Sehnsucht, endlich wieder nach drei Jahren Abstinenz Regionalliga Fußball in Worms zu erleben. Der letzte Gegner in einem Heimspiel damals, war zugleich auch wieder der erste.

Zwei Neuzugänge in der Startelf

Trainer Maximilian Mehring begann das Projekt Klassenerhalt mit zwei Neuzugängen in der Startelf. Mit Jannik Sommer über links und den frisch  verpflichteten, erst 19 Jahre alten Felix Hache, von Erzgebirge Aue über rechts. Der Gäste Trainer Alexander Schmidt wählte für seine Anfangsformation eine Offensive Ausrichtung.

Die Wormatia überließen den Gästen zu Beginn der Partie den Ball und versuchten erst einmal ihre eigene Defensive zu stabilisieren. Die wenigen Konterangriffe  verpufften schnell wieder. Die Gäste  kamen mit der Wormser Spielweise über 90 Minuten gesehen, absolut nicht zu recht. So blieben Torraumszenen in der Anfangsphase Mangelware. Der einzige Aufreger zu Beginn war die gelbe Karte für den Offenbacher Jopek, der mit dem ersten Foul in der 6. Spielminute der Partie gleich verwarnt wurde.

Der VfR war in den Zweikämpfen sehr giftig und konnte sich dadurch immer wieder den Ball im Mittelfeld erobern. Fast aus dem Nichts kam es zum Führungstreffer der Wormatia: Nach einem langen Ball in Richtung Daniel Kasper, war die Szene eigentlich schon fast geklärt. Aber nicht für Daniel Kasper. Er luchste den viel zu passiven Litzelsberger kurz vor der Torauslinie den Ball ab. Felix Hache legte sofort wieder quer zu Kasper und mit einer Energieleistung hämmert er den Ball unhaltbar unter die Latte ins Netz. In dieser Szene  agierten die  Offenbacher viel zu naiv und überheblich.

Ideenlose Gäste, Chancen für Wormatia

In der Folgezeit hatten die Gäste keine Ideen, um die kämpferisch und in der Abwehr ruhig und abgeklärt spielenden Wormatia Gastgeber irgendwie in Gefahr zu bringen. Im Gegenteil, die besseren wenigen Torgelegenheiten hatten die Wormatia. Zuerst wurde Jannik Sommer kurz vorm Tor noch abgeblockt und wenige Minuten später wurde die scharfe Hereingabe von Fatih Köksal knapp vorm Tor noch entschärft. Daniel Kasper stand einschussbereit parat.

Nach einer halben Stunde die erste strittige Szene der Partie : Nach einem langen Ball eilte Ricco Cymer aus seinem Strafraum. Der Offenbacher Lemmer traf mit einem Heber den Arm des Wormser Torhüters. Doch Schiedsrichter Hildenbrand hatte einen  guten Blick auf die Szene und entschied zum Unmut der Gäste auf weiterspielen. Der Arm war angelegt und zeigte keine Bewegung Richtung Ball.

Engagiert verteidigt

Weitere Torgelegenheiten der Gäste gab es  nicht zu verzeichnen. Viele lange und einfache Bälle landeten im Aus. Dass aus dem Gästeblock schon vor der Pause die ersten Unmut Äußerungen in Richtung eigene Elf getätigt wurden, zeigte, die Wormatia hat vieles richtig gemacht. Die Gäste reagierten zur Pause. Die Offensive wurde verstärkt. Doch besser in die zweite Halbzeit kam der VfR. Aus ca. 20m verzog zuerst Jannik Sommer den Ball am Tor vorbei. Nach einer weiteren Unsicherheit der Gäste Abwehr, kam Daniel Kasper frei zum Schuss, aber den schwer zu nehmenden Ball, konnte Torwart Richter gerade noch zur Ecke abwehren. Die Offenbacher fanden weiterhin nicht in die Partie.

Nach einer Stunde kam mit Louis Münn, der nächste Neuzugang. Er musste den stark aufspielenden Fatih Köksal ersetzen, der mit Schmerzen im Knie ausgewechselt werden musste. Je länger die Begegnung lief, umso mehr schwanden beim VfR die Kräfte. Die Offenbacher kamen immer stärker auf, aber so richtig gefährlich vorm Tor wurde es nicht. Lange  Bälle vors Tor und einige Distanzschüsse, mehr gelang den Kickers nicht. Torwart Cymer und seine Vorderleute hatten alles im Griff. Bezeichnend dann ein Freistoß von Derflinger in der 70. Minute. Aus einer guten Position drosch er den Ball weit übers Tor. Nur bei einem gefährlichen Kopfball von Sebastian Zielenicki hatten die Gäste Fans den Torschrei auf den Lippen.

Sechs Minuten Nachspielzeit

In den letzten Minuten warfen sich die Gastgeber in jeden Schuss, in jeden Zweikampf hinein. Zu einer geordneten Befreiung aus dem Angriffsdruck kam es nicht mehr. Hauptsache der Ball ist aus der Gefahrenzone hinaus. Nach fast sechs Minuten Nachspielzeit kam der ersehnte Abpfiff. Die Fans feierten ihre minutenlang.

Angefressen war Gästetrainer Schmidt in der Pressekonferenz über die Spielweise der Wormatia. „Der Gegner war nur auf Zerstörung aus und agierte mit langen Bällen. Wir hatten mit mehr spielerischen Ansätzen gerechnet. Wir haben aber auch keine Lösungen gefunden. Wir haben uns dann der Spielweise angepasst. Der Sieg gibt der Wormatia recht, ich finde aber, dass es kein schönes und kein gutes Spiel war. Am Schluss haben wir uns dem Niveau angepasst.“ So überheblich der Gästetrainer sich in der Pressekonferenz präsentierte, so überheblich agierte sein Team über eine lange Phase der Partie. Trainer Maximilian Mehring  konnte dies alles egal sein. Er war stolz auf seine Mannschaft. „Im Vorfeld haben wir alle gewusst, was auf uns zukommt. Diese Mentalität und diese Tugenden, die wir auf dem Platz gezeigt haben, brauchen wir um in der Liga zu bestehen. Für uns heute war dies die Art und Weise die Punkte bringen. Wir hätten uns auch längere Ballbesitzphasen gewünscht, aber das Spiel gab es nicht her. Am Ende zählt nur das Ergebnis.“