Nibelungen Kurier | Wormatia Worms ist Oberliga-Meister

05.06.2022

Von Jürgen Japp > Ein Spiel wie ein handfestes Statement: „Diesen Titel lassen wir uns von niemandem mehr nehmen!“ Ein Spiel wie eine Liebeserklärung an ihren Verein, ihre Stadt, ihre Fans: „VfR Wormatia Worms gehört in die Regionalliga Südwest!“ Ein Fußballspiel wie aus einem Guss: „Fokussiert, konzentriert, überragend – drei Jahre haben wir darauf hingearbeitet, heute wurde es Realität! Einfach nur wunderbar, ein perfekter Tag“, reden Trainer Kristjan Glibo und sein „Co“ Christian Adam mit einer Stimme. Der VfR Wormatia Worms hat die Oberliga-Meisterschaft durch einen ungefährdeten 3:0-Auswärtssieg beim SV Gonsenheim im Fernduell mit SV Eintracht Trier endgültig eingetütet. Auswärtsspiel? Gut 1.000 der 1.200 Zuschauer unterstützten ihre Wormatia zum Saisonfinale ekstatisch von der ersten bis zur letzten Minute. Das Team dankte es mit einer nahezu perfekten Vorstellung. VfR Wormatia Worms heißt der neue und absolut verdiente Meister der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar der Saison 2021/2022.

„Der VfR ist wieder da!“ – in der Regionalliga

„Der VfR, der VfR, der VfR ist wieder da! Der VfR ist wieder da, der VfR ist wieder da!“ Die mit 700 Fans bis auf den letzten Platz gefüllte Gästetribüne der Bezirkssportanlage Mainz-Mombach, wo sonst der Mainzer Regionalligist TSV Schott Mainz seine Heimspiele austrägt, singt nach dem Schlusspfiff mit ihren Wormatia-Kickern melodisch um die Wette. Der gesanglich nicht ganz so anspruchsvolle Text bildet den Abschluss einer spannenden, teilweise dramatischen und bis über die Winterpause hinaus sehr lange auch von der Corona-Pandemie geprägten Spielzeit, in der am Ende das spielerisch beste Fußballteam den Meistertitel errang. Wormatia ist nach dem bitteren Abstieg vor drei Jahren wieder Regionalligist. Der punktgleiche Konkurrent SV Eintracht Trier muss ob des deutlich schlechteren Torverhältnisses in die Relegation um den Aufstieg in die Regionalliga Südwest.

Konzentrierte Wormaten drücken und drängen

Salzsäure ist eine äußerst starke, anorganische Säure. Nicht minder konzentriert nahm der VfR Wormatia Worms den finalen Schritt auf dem Weg zum Meistertitel im Spiel beim SV Gonsenheim in Angriff. „Konzentriert, angespannt, fokussiert – wir wollten unbedingt diesen Titel“, brachte Wormatia-Kapitän Sandro Loechelt den mentalen Zustand seiner Mannschaft vor und nach dem Anpfiff der finalen 90 Minuten der Saison auf den Punkt. Nach einer kurzen Eingewöhnung an den ungeliebten Kunstrasen drückte Wormatia die kämpferisch starken Gonsenheimer bald schon in die eigene Hälfte. Zunächst wollte aber außer einer Reihe von Eckbällen nichts Zählbares glücken.

Jannik Marx und Daniel Kaspers Traumtor machen den Weg frei

Das änderte der inzwischen drückend überlegene Gast aber bereits nach einer Viertelstunde. Henrique dribbelt sich links durch, flankt auf Jean-Yves M’voto, den es kaum hinten hielt. Vom Knie des Wormser Innenverteidigers verlängert, landet das Leder bei Jannik Marx, der es kurzerhand links im Tornetz versenkt. Daniel Kasper nach Flanke von Simon Joachims (17.) und Noel Eichinger per Solo gegen fast die komplette Abwehr des SV Gonsenheim (22.) haben das zweite Tor des VfR auf dem Fuß. Dafür sorgte dann Wormatias Mittelstürmer Daniel Kasper mit einem Tor Marke „Tor des Monats“. Der erneut bärenstarke Lennart Grimmer marschierte rechts bis zur Grundlinie durch, flankte und fand den Wormser Angreifer in der Mitte. Daniel Kasper stieg zum Fallrückzieher hoch. „Ich habe schon beim Treffen des Balles gemerkt: Das passt!“, beschrieb der 19-Jährige den „bisher schönsten Moment meiner Fußballer-Karriere“. Die Kugel landet unhaltbar zum 0:2 in den Maschen (28.).

Der Löwe Daniel Kasper brüllt die Anspannung raus

Brust raus, ein Urschrei wie ein Löwe, ab vor die Fans, gemeinsam jubeln. Teenager Daniel Kasper holt sich den Lohn für seinen „geilen Treffer“ ab, wie er es selbst später beschreibt. „Da wusste ich“, sagt Christian Adam nachher, „wir können dieses Endspiel nie und nimmer verlieren“. Die endgültige Entscheidung bereits vor der Pause hatten Kasper (32.), M’voto nach einer Eichinger-Ecke aus kürzester Distanz (33.), Kasper per Kopf nach einer Flanke von Tevin Ihrig (38.), noch einmal M’voto nach einer weiteren Ecke (39.) und Loechelt mit einem satten Schuss auf die Latte im Anschluss an die nächste Ecke (40.) auf dem Fuß. Hochkaräter über Hochkaräter für die Wormaten. „Zur Pause hätten wir auch mit 5:0 führen können“, presste Kristjan Glibo die Überlegenheit seiner hochmotivierten Mannschaft in Worte.

Noel Eichinger macht den Deckel drauf

Sei’s drum. Man hatte als Zuschauer nie den Eindruck, da könnte für Wormatia etwas anbrennen. Auch nach der Pause nahm Worms das Heft fest in die Hand. Kasper (48.) und Eichinger (55.) tauchten gefährlich vor dem Gonsenheimer Tor auf. Den Deckel machte schließlich der 20-jährige VfR-Angreifer Noel Eichinger drauf, als er das Zuspiel von Lennart Grimmer eiskalt ins lange Eck einnetzt (57.). Wormatia nahm nun das Tempo ob der sommerlichen Temperaturen aus dem Spiel, musste die einzige gute Gelegenheit durch SVG-Mittelstürmer Andre Röll überstehen (63.), hatte aber weiter die besseren Torchancen. Simon Joachims (65.) und der eingewechselte Luca Graciotti (71.) verpassten den vierten Treffer knapp. Egal. Die Meisterschaft war entscheiden, der Kampf um den Aufstieg war entscheiden. „Heute zählt nur noch feiern“, ließ Kristjan Glibo direkt nach dem Abpfiff wissen. Wormatia ist nach drei außerordentlich harten Corona-Spielzeiten endlich am Ziele seiner Träume angelangt.