Wormser Zeitung | Wormatias vergebener Matchball

24.05.2022

Das "Fußballfest" in Trier endet ohne Wormser Gewinner. Der Wormatia fehlen zwei Siege zum Aufstieg in die Regionalliga. Lennart Grimmer hätte gerne schon im Heimspiel gefeiert.

WORMS - Während die 4000 Trierer Fans in der Nachspielzeit komplett ausflippten und den 2:1-Sieg ihrer Mannschaft im Topspiel gegen Wormatia Worms feierten, setzte sich Norbert Hess auf einen Plastikstuhl an der Seitenlinie. Mal richtete er den Blick zur feiernden Trierer Spielermeute, dann wieder auf den Boden. Nach ein paar Minuten stand er auf und verschwand kopfschüttelnd in die Katakomben des Moselstadions.

"Das ist Fußball", sagte der Sportliche Leiter nach der anschließenden Pressekonferenz gefasst. Wie und warum das sicher geglaubte Spiel am Ende noch gekippt sei, spiele da keine Rolle. Der Frust war trotzdem groß. Dabei sah es im Moselstadion lange nach einem perfekten Wormser Abend aus. Nach einem richtigen Wormatia-Fußballfest. Das Stadion "pickepacke" voll. Die Atmosphäre absolut elektrisierend. Friedliche Fans, die sich lediglich verbale Auseinandersetzungen während des Spiels erlaubten. Tolles Sommerwetter. Und auf dem Spielfeld dominante Wormser, die ihren Gegner komplett in Schach hielten. Aber: Innerhalb einer einzigen Minute wendete sich das Blatt.

Auch bei Lennart Grimmer war die Enttäuschung riesengroß. Der Vize-Kapitän hatte auf die Zähne gebissen und seinen Muskelbündelriss im Oberschenkel ignoriert. "Ich habe mir vor dem Spiel gesagt, dass mir heute nichts weh tut", erklärt er und schmunzelt. Der Rest sei dann pures Adrenalin gewesen. Schmerzmittel? "Nee, das ging ohne." Nach mehr als einer Stunde machte der Muskel dann doch zu und Grimmer hatte Feierabend. Auf der Bank klatschte er zunächst seinen Trainer und dann seine Mitspieler ab. Er hatte ein gutes Gefühl. Sein Team hatte das Spiel im Griff und lag durch einen frühen Kopfballtreffer durch Tevin Ihrig in Front. Der Weg zur womöglichen Aufstiegsfeier - zumindest mal geebnet.

Eine halbe Stunde später sah die Wormatia-Welt dann völlig anders aus. Durch eine Schlussoffensive der Eintracht, in der die Wormser wie gelähmt wirkten, hatte sich Trier drei Punkte erkämpft und im Aufstiegsrennen den Reset-Knopf gedrückt. Grimmer hatte in der Nachspielzeit nach zwei vergebenen Chancen der Trierer lautstark versucht, seine Mitspieler auf dem Rasen zu erreichen und für die letzten Minuten wachzurütteln. Drei Minute später hatte Trier das Spiel gedreht.

Der Vize-Kapitän konnte das Ergebnis nach Abpfiff gar nicht richtig fassen. Selbst der erste Gegentreffer, so ärgerlich ein Last-Minute-Tor des Gegners auch ist, hätte eine wesentlich bessere Ausgangslage für die beiden verbleibenden Spieltage bedeutet. Grimmer hadert: "Mit einem 1:1 hätten wir gegen Karbach mit einem Heimsieg alles klar machen und im eigenen Stadion den Aufstieg feiern können..."

Nach dem Schlusspfiff, den der Stadionsprecher in Anlehnung an ein historisches Bayern-Spiel im Champions League Finale mit den Worten "Manchester ist nichts dagegen" feierte, wechselten die Wormser direkt wieder in den Angriffsmodus. Norbert Hess, Lennart Grimmer, Trainer Kristjan Glibo oder Abwehrspieler Adrian Kireski ("Dann belohnen wir uns eben in zwei Wochen") betonten unisono, dass noch immer alles in den Händen der Wormatia liege. Zwei Spiele, zwei Siege - und die Wormser spielen in der kommenden Saison Regionalliga. Lassen sie Punkte liegen und Trier gewinnt seine beiden Duelle, droht in der Aufstiegsrelegation womöglich ein Duell mit einem weiteren Traditionsklub: den Stuttgarter Kickers.