Nibelungen Kurier | Ein Erfolg der Willenskraft

06.03.2022

Von den Zahlen her sieht’s so aus: Der VfR Wormatia Worms hat im dritten von vier Nachholspielen vor 763 Zuschauern in der heimischen EWR-Arena Samstagmittag mit einem 3:1 (0:0) über den Saarland-Klub FV Diefflen nach zwei Unentschieden zum Auftakt endlich den ersten Dreier des Jahres 2022 eingefahren. Der Meisterschaftsfavorit der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar – Staffel Süd geht mit vorerst 50 Punkten sicher als Tabellenerster in die zwölf Playoffs der Aufstiegsrunde und kann durch einen weiteren Heimsieg im vierten Nachholspiel Mittwochabend gegen FV Dudenhofen noch etwas mehr Luft zwischen sich und den ersten Verfolger SV Eintracht Trier (49 Punkte) legen. Soweit die nackten Fakten.

Turbulenzen im rasanten Schlussakkord

Auf dem Rasen der EWR-Arena indes überschlugen sich in einer verrückten Schlussviertelstunde die Ereignisse. Fünf gelbe Karten für die Saarländer in einer intensiv geführten zweiten Halbzeit, dazu Gelb-Rot für den leidenschaftlichen Gäste-Trainer Thomas Hofer wegen Meckerns (81.), einmal glatt Rot für Diefflens Tim-Frederik Lange nach einem groben Foulspiel an Wormatias pfeilschnellem Außenbahn-„Flitzer“ Henrique (85.) – und als schmackhafte Kirschen auf der Fußball-Sahnetorte drei Tore für die Hausherren. Turbulenzen im Minutentakt und ein Happyend für die Wormaten, die dank großer Willenskraft und charakterlicher Stärke die Partie gegen kampfstarke Saarländer nach dem überraschenden Rückstand kurz nach der Pause in einen letztlich verdienten 3:1-Erfolg drehten.

Freier Lauf den Emotionen

„Sieg … Sieg … Sieg … Sieg!“, skandieren die Wormatia-Kids und Wormatia-Fans emotional angehaucht von der Vortribüne der EWR-Arena nach der aktions- und emotionsgeladenen Schlussphase des Fußballspiels gegen den FV Diefflen, während sich die ob der mental anstrengenden letzten Minuten abgekämpft wirkenden Wormatia-Kicker glücklich in den Armen liegen. Lange roch es im weiten Rund des Fußball-Stadions nämlich nach einem kapitalen Fehlstart der Nibelungenstädter ins Jahr 2022.

Wormatia lässt reihenweise Großchancen liegen

„Wir haben es in der ersten Hälfte versäumt, einige Tore zu erzielen“, haderte Wormatia-Trainer Kristjan Glibo mit der ungenügenden Verwertung der reichlichen Großchancen seiner Offensiv-Abteilung. Luis Kiefer im Eins-gegen-Eins-Duell mit FVD-Torwart Jonas Teixeira da Costa (9.), Adrian Kireski mit einem Schuss über die Latte nach einer Ecke von Tevin Ihrig (11.), Simon Joachims’ gerade noch geblockte scharfe Hereingabe auf den einschussbereiten Aleksandar Biedermann im Sturmzentrum (16.), ein Joachims-Schlenzer über den Kasten nach klasse Seitenwechsel von Luis Kiefer (25.), sowie ein Kopfball über das Tor von Kiefer nach Maßflanke von Joachims (38.). Chancen über Chancen. „Man muss aber auch bedenken, dass unsere Offensivreihe noch nicht um den Aufstieg gespielt hat“, nahm Kristjan Glibo seine zuletzt scheinbar von einer Ladehemmung ausgehebelten Stürmer in Schutz.

Diefflen straft Wormatia eiskalt ab

Und wie das ein stählernes Gesetz des Fußballs beschreibt: Wer seine Chancen nicht nutzt, wird bestraft. Zunächst zwar noch nicht vor dem Wechsel, weil Wormatia-Torwart Ricco Cymer erst einen Schuss von Fabian Poß und dann noch den Nachschuss von Berdan Güclü pariert (41.). Beim ersten Angriff des FV Diefflen nach der Pause war es aber soweit. Chris-Peter Haase schickt Lukas Feka, der das Leder trotz schneller Reaktion und leichter Berührung von Cymer eiskalt ins Wormser Tor kullern lässt (51.). „Der Rückstand hat uns gut getan, wir haben als Team eine klasse Reaktion gezeigt und die Intensität nochmals nach oben geschraubt“, befand VfR-Angreifer Luis Kiefer nach der Partie.

Diefflen wird hektisch

Allerdings mussten die ob des überraschenden Rückstands zunächst verunsicherten Wormaten vor der Aufholjagd noch eine brenzlige Aktion überstehen. Ricco Cymer hielt seine Elf aber per Fußabwehr gegen den kurz zuvor eingewechselten Lukas Kölsch im Spiel (54.). Luis Kiefer läutete mit einem scharfen Querpass auf Mittelstürmer Aleksandar Biedermann, der in der Mitte aber den Ball verpasste, die Schlussoffensive ein (63.). Es brauchte allerdings einen Freistoß von Noel Eichinger an Freund und Feind vorbei auf Kiefer, der am langen Pfosten zum 1:1 einschiebt (73.). Hektik macht sich bei den Gästen breit, die erst in der gelb-roten Karte für Gästecoach Thomas Hofer (81.), der nachher offen und mit ein wenig Selbstironie einräumte („Wenn es hitzig wird, hab’ ich mich manchmal nicht im Griff. Gut, dass meine Frau heute nicht im Stadion war.“), sowie im Platzverweis durch Schiedsrichter Fabian Mohr (Strohn) für Tim-Frederik Lange nach einem rüden Foulspiel am sehr stark agierenden Wormatia-Außenverteidiger Henrique (85.) gipfelte.

1:1-Ausgleich als Brustlöser für nervenstarke Wormatia

Den nervenstarken Wormaten hingegen merkte man an, dass der Ausgleich wie ein Brustlöser wirkte, obgleich Sturmführer Aleksandar Biedermann an der Ferse verletzt vom Platz musste (81.). „Am Ende wurden wir überrannt“, konstatierte FVD-Trainer Thomas Hofer. Torwart Teixeira konnte zwar den Schuss von Gibriel Darkaoui noch abwehren, der folgende Chip-Ball von Noel Eichinger auf den Kopf von Daniel Kasper landete aber irgendwie in den Maschen (84.). Die Serie von sechs Spielen ohne eine Niederlage bei 16 Punkten des FV Diefflen war dahin. Zumal Luis Kiefer sich selbst am Tag vor seinem 23. Geburtstag und den begeistert mitgehenden Wormatia-Fans noch ein besonderes Geschenk mit dem 3:1 in der Schlussminute durch einen souverän abgeschlossenen Konter machte. Es durfte gefeiert werden in der EWR-Arena Worms.