FuPa.net | Luis Kiefer: Fußballlust nach Verletzungsfrust

23.02.2022

Zwei Jahre kann Luis Kiefer kein Fußball spielen. Dann wechselt er im Sommer 2021 zur Wormatia – und mischt mit ihr die Oberliga auf.

WORMS. Den letzten Wormatia-Test in der Vorbereitung (5:0 gegen Viktoria Griesheim) verpasste Luis Kiefer wegen einer Zahn-OP. Die oberen Weisheitszähne mussten raus. Während sich die Kollegen Selbstvertrauen für die restlichen Spiele der Hauptrunde holten, lief Kiefer am Wochenende also lediglich ein paar lockere Jogging-Runden um den Platz. Seit Montag mischt der Stürmer wieder im Training mit und ist bereit für das Duell bei der TSG Pfeddersheim (Anstoß 19 Uhr).Wir haben mit dem Torjäger der Wormatia vor dem Oberliga-Derby gesprochen.

Mit zwölf Toren in 18 Spielen sind Sie der Top-Torjäger der Wormatia. Mit ihrer Quote in der Hauptrunde werden Sie bestimmt zufrieden sein.

Ja klar, aber ich hätte gerne noch mehr Tore gemacht. Das wäre hier und da auch drin gewesen. Aber ehrlich gesagt bin ich im Sommer nicht mal davon ausgegangen, so viel zu spielen, also bin ich insgesamt voll zufrieden.

Seit Sommer sind Sie bei der Wormatia. Davor mussten Sie verletzungsbedingt länger pausieren. Wie waren die ersten Monate im Verein für Sie?

Wie gesagt, dass ich nach meinen Kreuzbandrissen und knapp zwei Jahren Pause, in denen ich fußballerisch nicht aktiv war, so reinkomme, hätte ich nicht erwartet. Aber dass es in den ersten Monaten jetzt so gut geklappt hat, habe ich natürlich auch dem Team und dem Trainer hier zu verdanken.

Wie hat Trainer Kristjan Glibo, der Sie im Sommer geholt hat, in der Anfangszeit unterstützt?

Wichtig war, dass er mir auch in Phasen, in denen es nicht so gut lief, vertraut hat. Und im Verlauf der Hauptrunde hat man gesehen: Wenn es bei einem Stürmer mal läuft, dann läufts eben.

Hinter Luis Kiefer steckt eine lange Leidenszeit. Nach 60 Oberliga-Spielen für seinen Heimatklub FSV Jägersburg wechselt der Stürmer im Sommer 2019 zum Regionalligisten FK Pirmasens. Im vierten Saisonspiel gegen den SC Freiburg II dann der Schock: Kiefer reißt sich das Kreuzband im linken Knie und fällt monatelang aus. Doch es kommt noch schlimmer. Herbst 2020, Abschlusstraining vor dem geplanten Comeback. Wieder reißt das Kreuzband, dieses Mal im anderen Knie. Für den Pechvogel bedeutet das: erneute Reha statt Rückkehr auf den Rasen.

Mit welchen Zielen sind Sie nach ihrer langen Verletzungspause in Worms gestartet?

Ich wollte natürlich erst mal wieder reinkommen und überhaupt wieder Fuß fassen im Fußball. Wenn man so lange draußen war wie ich, ist das ganze Training ja auch erstmal wieder Neuland. Dementsprechend war ich einfach froh, überhaupt wieder richtig kicken zu können. Jetzt nach dem ersten Halbjahr kann ich sagen: Auf der Hauptrunde gilt es jetzt weiter aufzubauen und auch im Training weiter Gas zu geben.

Gehen Sie die Spiele und das Training nach ihrer Vorgeschichte mit ihrem Knie inzwischen anders an?

Gerade am Anfang habe ich schon gemerkt, wie anstrengend die Spiele waren und an meiner Fitness gezehrt haben. Unter der Woche hatte ich manchmal nicht ganz so viel Power und musste es deswegen manchmal bisschen ruhiger angehen.

So lassen sich wohl auch die 16 Auswechslungen bei ihren 18 Einsätzen erklären.

Ja definitiv (lacht). Aber gerade nach so einer langen Pause kann man ja auch nicht immer 90 Minuten spielen. Wir hatten in den bisherigen Spielen der Hauptrunde aber auch das Glück, dass wir bei meinen Auswechslungen oftmals schon deutlich geführt haben (lacht).

Zum Auftakt ins Pflichtspieljahr 2022 trifft die Wormatia auf Gegner, die sie in der Hinrunde klar besiegt hat. Pfeddersheim (7:0) und Jägersburg (6:0). Ist das also ein dankbarer Start.

Nein, so etwas gibt es nicht. Gerade weil unsere Ergebnisse in der Vorbereitung bisschen wacklig waren und es auch bei mir nicht ganz so gut lief. Wir müssen aufpassen und dürfen die beiden Gegner nicht unterschätzen. Geschenkt wird uns da nichts.

Worms-Derby oder Auftritt in der Heimat in Jägersburg. Was ist für Sie das größere Spiel?

Für mich persönlich wahrscheinlich sogar noch das Spiel in Jägersburg gegen meinen Ex-Coach (Tim Harenberg, Anm. der Red.). Er hat mich von der E-Jugend bis zu den Aktiven trainiert und ist so etwas wie mein Fußballvater. Gegen seine Mannschaft zu zocken, wird bestimmt ein Riesenspaß.

Die Tage von Luis Kiefer sind vollgepackt. Kiefer wohnt in Mannheim, studiert in Worms an der Fachhochschule Digital-Business-Management und arbeitet nebenbei als Werkstudent. Hinzu kommen die Trainingseinheiten mit der Wormatia und die Punktspiele am Wochenende. Neben Fußball spielt das Studium eine wesentliche Rolle in seinem Alltag.

Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer 2023. Gibt es langsam schon Überlegungen, wie es danach für Sie weiter gehen könnte?

Nein, das weiß ich nicht. Jetzt schaue ich erstmal, dass ich 100-prozentig fit werde, denn ich merke, da geht schon noch was. Und ich weiß, dass ich noch ein paar Schippen draufpacken muss, bevor ich überhaupt anfangen kann, von mehr zu träumen. Aber ich kann sagen, dass ich hier absolut zufrieden bin. Ich spüre das Vertrauen der Mitspieler und des Trainers und wir haben eine super Truppe. Das ist das, was zählt.

In der Oberliga-Südstaffel steht die Wormatia unangefochten und überlegen auf Rang eins. In der Aufstiegsrunde geht es demnächst um einen Regionalliga-Startplatz für die kommende Saison. Alle Punkte und Tore der Hauptrunde werden in die Aufstiegsrunde mitgenommen. Nach jeweils sechs Hin- und Rückspielen mit den jeweils sechs bestplatzierten Teams der anderen Staffel, steigt der Tabellenführer auf. Stand heute, läuft alles auf einen Showdown zwischen der Wormatia und Eintracht Trier hinaus – dem souveränen Tabellenführer der Nordstaffel.

Schauen Sie eigentlich jede Woche nach, wie die Eintracht aus Trier gespielt hat?

Natürlich bekommen wir die Ergebnisse der Trierer mit, aber im Endeffekt müssen wir unsere beiden Spiele gegen sie trotzdem gewinnen. Und gegen die anderen Teams natürlich auch.

Bislang ist die Wormatia ihrer Favoritenrolle in der Oberliga immer gerecht geworden. Sie und ihr Team haben erst ein Spiel verloren.

Ja, das stimmt. Ausgerechnet das erste Saisonspiel (0:1 gegen Wiesbach, Anm. der Red.). Aber vielleicht war das auch ein guter Zeitpunkt, denn davor hatten wir in der Vorbereitung alles gewonnen. Nach dem ersten Saisonspiel haben wir dann den Schalter wieder umgelegt und in der Liga kein einziges Spiel mehr verloren.

Wie sehr kitzelt es Sie eigentlich, nach den vier torlosen Spielen mit Pirmasens in der Regionalliga, irgendwann auch dort Tore zu schießen und erfolgreich zu sein?

Zu Regionalliga-Toren kann ich leider ja nichts sagen, denn das ist mir in der kurzen Zeit dort, als ich fit war, nicht geglückt. Ich bin aber natürlich motiviert, wieder dahin zu kommen. Mich würde es definitiv kitzeln, in der Regionalliga vor ein paar Tausend Fans zu spielen.

Gegen Trier dürfte das wohl bereits in dieser Saison noch der Fall sein.

Ja die Spiele werden bisschen Regionalliga-Charakter haben, aber das ist doch geil. Für solche Spiele spielen wir Fußball. Wir haben so einen jungen Kader, das werden für viele von uns richtige Highlights. Ich bin zuversichtlich. Wir haben eine selbstbewusste Truppe und alle das große Ziel aufzusteigen.

Das Interview führte Stefan Mannshausen

 

Alle Gästetickets verkauft

Wormatia-Trainer Kristjan Glibo kann auf fast seinen gesamten Kader zurückgreifen- Neben den langzeitverletzten Eric Lickert (Knöchel- und Wadenbeinbruch) und Leon Guth (Finger), muss der souveräne Oberliga-Tabellenführer in Pfeddersheim lediglich auf Aaron Asamoah (befindet sich in Quarantäne) verzichten. Hinter dem Einsatz von Adrian Kireski (Knieprobleme) steht noch ein Fragezeichen. Die Vorfreude auf das Worms-Derby ist groß. Wie die Wormatia-Geschäftsstelle schon am Montagabend mitteilt, seien alle 400 Gäste-Tickets vergriffen. Weitre Eintrittskarten für das Spiel (Anstoß 19 Uhr) gibt es noch an der Abendkasse.