Nibelungen Kurier | David hält gegen Goliath stand

24.02.2022

Der Reigen im Mittelkreis des Uwe-Becker-Stadions tobt. „Wir sind alle Pfeddersheimer Jungs!“ So schallt es nach dem Schlusspfiff im Wormser Stadtderby zwischen TSG Pfeddersheim und VfR Wormatia Worms durch die Pfeddersheimer Weinberge. 0:0-Unentschieden haben sich die beiden besten Wormser Fußball-Mannschaften im Nachholspiel der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar – Staffel Süd unter Flutlicht am Mittwochabend nach einem spannenden Spiel bis in die Schlusssekunden getrennt. Für die TSG Pfeddersheim fühlte sich das nach dem 0:7-Desaster im Hinspiel vor fünf Monaten wie ein Sieg an. Zumal die Gastgeber die an den Kräften zehrende Abwehrschlacht vor einer stattlichen Kulisse von 1.000 Zuschauern gegen den schier übermächtigen Meisterschafts-Favoriten 25 Minuten in Unterzahl überstehen mussten. „Ich bin mächtig stolz auf meine Jungs“, schaute Daniel Wilde zufrieden auf den ausgelassenen Tanz seines Teams.

TSG geht mit verstärkter Defensive ins Spiel

Pfeddersheim hatte seine Lehren aus der kapitalen Pleite im Hinspiel gezogen, legte viel mehr Wert auf die Defensive, verstärkte durch den von Corona genesenen Fabio Schmidt anstelle des „Dreierpackers“ Vllaznim Dautaj beim 3:0-Heimsieg über FV Eppelborn das defensive Mittelfeld. „Wir wollten die Fehler aus dem Hinspiel vermeiden, als wir zu offensiv agierten“, erklärte Daniel Wilde diese Maßnahme. Die TSG machte die Räume eng. Wormatia tat sich dadurch schwer, seine spielerische Offensiv-Power auf den tiefen Rasen im Uwe-Becker-Stadion zu bringen. „Bei diesem schwer bespielbaren Platz war klar, dass sich ein Kampfspiel entwickeln würde“, konstatierte Wormatia-Trainer Kristjan Glibo folgerichtig. Außerdem merkte man der Elf von Kristjan Glibo deutlich an, dass im ersten Pflichtspiel des Jahres für die Wormatia erst einmal der Spielrhythmus gefunden werden musste.

Abwehrreihen dominieren erste Hälfte

So war Kampf von Beginn des Stadtderbys weg Trumpf. In einer von intensiven Zweikämpfen und zahlreichen Standards bei Ecken und Freistößen geprägten ersten Hälfte gab es kaum klare Gelegenheiten. Die beiden starken Abwehrketten mit einem überragenden Mathias Tillschneider auf TSG-Seite und dem äußerst präsenten Jean-Yves M’voto im Wormatia-Dress ließen kaum einmal eine Chance zu. Eine Direktabnahme von TSG-Kapitän Tobias Bräuner nach Freistoß nebst Kopfball-Abwehr sorgte für den ersten Aufreger vor dem VfR-Tor (24.). Auf der Gegenseite entschärfte TSG-Torwart Patrick Stofleth eine scharfe Flanke von Noel Eichinger (40.). Kurz vor der Pause forderten die Wormaten nach einem Einwurf vergeblich einen Handelfmeter. Torlos ging’s zum Pausentee.

Pfeddersheim gerät in Unterzahl

Für deutlich mehr Wirbel sorgte der Favorit nach Wiederanpfiff. „Wir hatten unsere Chancen, doch brachte Pfeddersheim irgendwie immer ein Bein oder einen Fuß dazwischen“, sah Kristjan Glibo in der Folge eine Abwehrschlacht der aufopferungsvoll kämpfenden TSG. Erst wurde Aleksandar Biedermanns Schuss geblockt (49.). Dann kratzte Tillschneider einen Schlenzer von Lennart Grimmer von der Linie (50.). Die dickste und einzige TSG-Chance bot sich Sebastian Kaster mit einem satten Flachschuss knapp links am Kasten vorbei bei einem der wenigen Konter der Gastgeber (61.). Wormatia antwortete nach Eichinger-Flanke mit einem Schuss des kurz zuvor eingewechselten Luis Kiefer, aber Florian Lutz blockt mit dem Bein ab (65.). Gleiches Duell zwei Minuten später: Kiefer marschiert über links und wird von Lutz rüde von hinten von den Beinen geholt. Schiedsrichter Daniel Greef aus Kaiserslautern zückt sofort die Rote Karte (67.).

Kristjan Glibo: „Müssen mit dem einen Punkt leben“

Trotz Überzahl konnten die Wormaten erst in den letzten Minuten den Druck erhöhen. Als Turm in der Pfeddersheimer Abwehrschlacht erwies sich aber TSG-Keeper Patrick Stofleth. Gegen Biedermann (85.), gegen Kiefer (87.) und bei einem Getümmel im Strafraum der Gastgeber nach einer Ecke (90.) hielt jeweils der fehlerfrei agierende Stofleth das Spielgerät am Ende in seinen Händen. Pfeddersheim warf sich voll rein, verteidigte mit Mann und Maus und brachte das 0:0-Remis ob großen kämpferischen Einsatzes verdient über die Runden. „Wir müssen heute mit dem einem Punkt leben. Es gibt immer wieder solche Spiele, in denen der Ball partout nicht ins Tor will“, resümierte VfR-Coach Kristjan Glibo sachlich. Währenddessen tanzten die TSG-Kicker wild umher, was durchaus nachvollziehbar war, hatte der David dem Goliath doch wacker kämpfend die Stirn geboten.