Nibelungen Kurier | Unterhaltsames Stück aus dem Kuriositätenkabinett

21.11.2021

Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar: Spitzenreiter VfR Wormatia Worms dreht Partie gegen TuS Mechtersheim und siegt nach 0:1-Rückstand zur Pause noch mit 2:1

VON JÜRGEN JAAP | Wer hat noch nicht? Wer will nochmal? „So etwas habe ich in meiner langen Fußballer-Laufbahn auch noch nicht erlebt“, ließ Ralf Gimmy, der erfahrene Trainer der Gäste, die Schlussviertelstunde des höchst unterhaltsamen Fußballspiels der Südstaffel der Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar zwischen VfR Wormatia Worms und TuS Mechtersheim Revue passieren. Gleich drei Torleute hüteten ab der 75. Minute den Kasten des TuS. Weil Keeper Nazmi Seyman nach einer Notbremse am Wormaten Daniel Kasper vom Platz musste, Mechtersheim aber das Auswechselkontingent bereits voll ausgeschöpft hatte, zog erst TuS-Mittelfeldspieler Björn Weisenborn das Torwart-Trikot über. Der wurde ein paar Minuten später durch den angeschlagenen Maximilian Krüger ersetzt. Worms führte zu diesem Zeitpunkt mit 2:1, brachte den Vorsprung relativ unspektakulär über die Runden, und packte drei weitere Punkte im Kampf um Aufstieg und Meisterschaft aufs Konto.

Kämpferische Mechtersheimer bremsen Wormatia aus

Ungewohnt unspektakulär gestaltete sich die Anfangsphase der Partie. Statt der bei den Heimspielen des VfR Wormatia Worms in der EWR-Arena in der Saison 2021/2022 bislang garantierten stürmischen Drangphase zu Beginn hielt der kämpferisch klasse auftretende TuS Mechtersheim den Spitzenreiter gut unter Kontrolle. „Wir wollten in Worms punkten und die offensiv starken Wormaten bändigen, was uns in Durchgang eins absolut gelungen ist“, sah Ralf Gimmy die Strategie seiner Elf voll aufgehen. Christian Adam, der den stark erkälteten Kristjan Glibo auf dem Trainerstuhl vertrat, musste feststellen: „Wir kamen in Hälfte eins nicht richtig ins Spiel.“ So dauerte es bis zur 37. Minute, ehe Noel Eichinger auf Zuspiel von Luis Kiefer das Leder aus kurzer Distanz erstmals gefährlich knapp über das Tor bugsierte. Kurz zuvor hatte Mechtersheim bereits einen Nadelstich gesetzt. Alexander Biedermann tankte sich auf rechts fast bis zur Grundlinie durch, den Schuss des TuS-Stürmers lenkte VfR-Keeper Ricco Cymer in die Mitte, wo Ex-Wormate Björn Weisenborn zur 1:0-Führung der Pfälzer abstaubte (33.).

Kapitän Lennart Grimmer haucht VfR Leben ein

Keine Wechsel zur zweiten Halbzeit. Pardon! Eine Änderung gab’s: Wormatia nahm jetzt das Heft in die Hand. Speziell in Person von Lennart Grimmer. Der Kapitän trieb seine Mannschaft nach vorne, gewann beinahe jeden Zweikampf und sorgte zudem für spielerische Highlights, wie etwa beim 1:1-Ausgleich. Bei einem Doppelpass mit Noel Eichinger donnerte der variable Abwehrspieler den Ball mit der linken Klebe aus 20 Metern unhaltbar in den linken Winkel (53.). Ein Treffer Marke „Tor des Monats“. Nach einem Schuss von Luis Kiefer über die Latte (55.) und von Adrian Kireski auf Pass von Grimmer an den linken Pfosten (57.) gab’s in der EWR-Arena die nächste kuriose Szene zu bestaunen. Jannik Marx zog aus 25 Metern „einfach mal“ ab und setzte das Spielgerät millimetergenau über den verdutzten TuS-Torwart Nazmi Seyman hinweg in den rechten Winkel (58.). Der VfR hatte das Spiel dank zweier fantastischer Treffer binnen fünf Minuten gedreht.

Wormatia dominiert und siegt verdient

Und Wormatia ließ nicht nach. „Wir haben den Kampf angenommen, die Zweikämpfe gewonnen und letztlich verdient gegen einen starken Gegner mit 2:1 gesiegt“, stellte Christian Adam angesichts der klaren Leistungssteigerung seiner Elf nach der Pause zufrieden fest. In die Karten der Wormser spielte natürlich auch der Platzverweis von Nazmi Seyman, der den kurz zuvor eingewechselten Daniel Kasper einen Meter vor der Strafraumgrenze buchstäblich fällte und dafür logischerweise vom Platz flog (75.). In Unterzahl bescherte der TuS eben jene Kuriosität der drei Torhüter im Kasten innerhalb weniger Minuten. Wormatia hingegen hätte durch ein Solo von Simon Joachims (68.), einen abgeblockten Kasper-Knaller (82.) oder einen Schuss von Kireski (90.+2) durchaus noch erhöhen können. Egal. Die drei letztlich schwer erkämpfen Zähler „dürften den Heilungsprozess von Cheftrainer Kristjan Glibo“, wie sein Co-Trainer Christian Adam schelmisch lächelnd bemerkte, sicher kräftig beschleunigen.