Nibelungen Kurier | Der gute Lauf eines Tabellenführers

26.10.2020

FUSSBALL OBERLIGA: VfR Wormatia Worms zwingt FV Dudenhofen im Spitzenspiel in letzter Minute glücklich mit 3:2 in die Knie

VON JÜRGEN JAAP | „Wir haben halt einen Lauf!“ Sagte es und zwinkerte schelmisch mit den Augen. „Gleichwohl bin ich schon richtig stolz auf mein Team“, ergänzt Kristjan Glibo kaum ein paar Sekunden später. Dazu hatte der Trainer des Fußball-Oberligisten VfR Wormatia Worms auch reichlich Grund, rang seine Mannschaft doch den bärenstark in der Wormser EWR-Arena auftretenden Tabellenzweiten FV Dudenhofen im Spitzenspiel der Süd-Staffel der Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar mit einem späten Treffer durch den zur Pause nach einer langwierigen Verletzung erstmals wieder eingewechselten Kazuki Kamikawa 3:2 (1:1) nieder. Es war ein echtes Spitzenspiel, das vom faszinierenden Kampf zweier Teams auf Augenhöhe geprägt war. Spielerische Akzente standen zwar hinter dem Ringen um die Hoheit auf dem Rasen etwas hintenan. Die spannende Partie, in welcher der souveräne Tabellenführer aus der Nibelungenstadt zweimal einen Rückstand wegsteckte, zog die 500 Zuschauer in der ausverkauften EWR-Arena freilich von der ersten bis zur letzten Minute in den Bann.

Dudenhofen bestimmt die Anfangsphase

„Hier regiert der VfR!“, skandierten die Wormatia-Anhänger kurz nach dem Abpfiff euphorisch. Nun, bis man diesen Schlachtruf nach langer Corona-Pause mal wieder durch das Wormatia-Stadion hallen hörte, waren dicke Bretter zu bohren. Der körperlich robust agierende Tabellenzweite stand den Wormsern nämlich von Beginn an mit einer Überzahl an Spielern in Ballnähe auf den Füßen. Und gleich der erste Angriff der Pfälzer offenbarte dazu, dass die ob des Ausfalls von Kapitän und Innenverteidiger Tevin Ihrig (Zerrung) neu sortierte Wormser Defensive Lücken hatte. Ein Schuss von Paul Stock sauste quer durch den Strafraum an der Viererkette der Wormaten vorbei zu Mittelstürmer Julian Scharfenberger, der am Fünfmeterraum nur noch eindrücken musste (2.). Und FV Dudenhofen (Glibo: „Unser härtester Gegner bisher in dieser Spielzeit“) blieb am Drücker. Jannik Styblo nahm eine Flanke von Daniel Eppel volley ab (14.). Nur der Glanzparade von Ricco Cymer im VfR-Kasten war es zu verdanken, dass die Hausherren nicht frühzeitig auf die Verliererstraße gerieten.

Wormatia kämpft sich ins Spiel

„Dudenhofen hat uns mit ihrem Pressing enorm unter Druck gesetzt, es war eine Kampfleistung gefragt“, stellte Jannik Marx fest. Und die lieferten die Wormaten auch dank des im Mittelfeld sehr präsenten 24-jährigen Mittelfeldspielers Jannik Marx Mitte der ersten Hälfte (Glibo: „Da kamen wir besser ins Spiel“) ab. Ein geblockter Schuss von Simon Joachims nach Zuspiel von Lennart Grimmer mit der Hacke (25.) und ein Knaller von Luca Graciotti nach Steilpass von Fatih Köksal (35.) waren erste Lebenszeichen der VfR-Offensive. Wenig später gelang der 1:1-Ausgleich. Noel Eichinger war in den Strafraum eingedrungen und von Styblo unsanft zu Fall gebracht worden (39.). Den fälligen Elfmeter köpfte Wormatia-Torgarant Jan Dahlke im zweiten Anlauf ins Tor, nachdem Gästekeeper Philipp Schilling seinen Schuss ins rechte Eck zunächst nach vorne abwehrte (40.). Im Gegenzug dann der nächste Aufreger, als Graciotti FV-Mittelstürmer Scharfenberger im Strafraum foulte. Diesmal allerdings behielt VfR-Torwart Ricco Cymer, der nicht nur wegen des prima parierten Foulelfmeters von Kevin Hoffmann eine klasse Leistung zeigte, die Oberhand (42.).

Der dritte Elfer bringt Dudenhofen erneute Führung

Hin und her ging es nach dem Wechsel. Flanke Joachims, Kopfball-Eingabe Grimmer, aber alle Wormser im Zentrum verfehlen (47.). Im Gegenzug klärt Jean-Yves M’voto gegen den jederzeit gefährlichen Julian Scharfenberger in höchster Not (49.). Erneut Wormatia: Dahlke haut das Leder aus 16 Metern haarscharf vorbei (60.). Und M’voto versus Scharfenberger ein weiteres Mal. Dudenhofens Angreifer holt den zweiten Elfer für seine Farben im Zweikampf mit Wormatias Innenverteidiger heraus (67.). Bleibt Ricco Cymer nochmals Sieger im Duell vom Punkt? Nein, Paul Stock schießt sicher zum 1:2 ein (68.).

Wormaten werfen Kampfgeist in die Waagschale

„Wir wollten es einfach, das zeichnet die Truppe aus“, sah Kristjan Glibo sein Team keineswegs den Kopf nach unten senken. Graciotti mit zwei Schüssen (70. und 73.) stellte das Visier auf Attacke. Und Jannik Marx krönte seine klasse Vorstellung mit dem 2:2-Ausgleich. Einen lang geschlagenen Freistoß hatte M’voto mit dem Kopf nach hinten gelegt und Jannik Marx („Ein absolut geiles Tor gegen meinen ehemaligen Mannschaftskollegen im Tor des TuS Mechtersheim“) donnerte die Kugel unter die Latte (79.). Doch damit nicht genug für die Elf, welche ihrem Trainer Kristjan Glibo zufolge „eben einen Lauf und großes Vertrauen in die eigene Stärke hat“. Beim Comeback nach langer Verletzungspause erwies sich der zur Pause gekommene Kazuki Kamikawa als Matchwinner für den Klassenprimus. Einen letzten Wormser Freistoß kann die SVD-Abwehr nur zu kurz klären. Kamikawa nimmt den Ball mit rechts auf, legt auf links und kanoniert die Kugel vom Rande des Strafraums ins rechte Eck (90.). Wormatia bringt den glücklich errungenen Vorsprung über die Nachspielzeit – und feiert den achten Sieg der Saison 2020/2021 in Serie. Wenn man einen Lauf hat, ist eben vieles möglich.