FuPa.net | Konkurrenz im Kasten

26.08.2020

Beim 4:1 gegen Schott Mainz spielt ein neuer Keeper im Wormatia-Tor vor

Worms. Zwei Minuten vor Spielende darf sich Jan Dahlke den verdienten Applaus abholen. Den Härtetest vor dem Saisonstart der Fußball-Oberliga gewann Wormatia Worms gegen Regionalligaaufsteiger TSV Schott Mainz 4:1 (0:1). Mit Dahlke-Doppelpack. Und mit einem möglichen neuen Torwart im Kasten.

Allzu viel hatte dieser nicht zu tun, Der 24-jährige Ricco Cymer stammt aus der Jugend der TSG Hoffenheim und bestritt für die Kraichgauer, den 1. FC Saarbrücken und zuletzt Alemannia Aachen insgesamt 66 Regionalligaspiele. Der 1,86-Meter-Mann kam auf Vermittlung seines Beraters zur Wormatia und lief mit Gastspielerlaubnis auf. Im Laufe der Woche soll sich, wie Norbert Hess als Sportlicher Leiter der Wormaten sagt, entscheiden, ob der aktuell vertragslose Student verpflichtet wird. Der gebürtige Heilbronner würde sich mit Lukas Mai um den Platz zwischen den Pfosten duellieren. „Konkurrenzkampf“, freut sich Hess, „wir wollen hoch.“ Ob auch noch ein neuer Feldspieler kommt, ließ der 53-Jährige offen: „Wir haben uns punktuell verstärkt und die Schlüsselspieler gehalten, das schlägt sich im Budget nieder.“

Gegen die Mainzer bewies der aktuelle Wormser Kader, dass er im Aufstiegsrennen eine Menge in die Waagschale zu werfen hat. Auch wenn sich in den ersten 20 Minuten der Eindruck verfestigte, der TSV könnte die Platzherren mit der Zeit erdrücken. Hoch gestaffeltes 4-3-3, aggressives Gegenpressing, schnelles Spiel in die Tiefe – erst, als Trainer Kristjan Glibo von Dreierkette auf 4-4-2 umstellte, bekam die Wormatia gegen starke Mainzer Zugriff. Die klareren Chancen vor dem 0:1 hatte indes der VfR, der einen Stellungsfehler und einen Ballverlust Leon Kerns jedoch nicht nutzte (Dahlke/16., Luca Graciotti/25.). Der Mainzer Führungstreffer kam zu diesem Zeitpunkt überraschend, Christian Hahn verwertete einen Ballverlust auf letzter Linie (38.).

„In den ersten 20 Minuten hatten wir keinen richtigen Zugriff“, sagte später Ballverteiler Sandro Loechelt, „speziell in der zweiten Hälfte waren wir viel aggressiver gegen und mit dem Ball, haben Dreiecke gebildet und uns getraut, Fußball zu spielen“. Zudem halfen die Gäste zweimal in Person von Luca Baderschneider entscheidend mit. Dahlke schnappte sich eine verunglückte Kopfballrückgabe zum Ausgleich (49.), sein quirliger Sturmpartner Simon Joachims verwandelte einen fatalen Rückpass (58.). Eine wahre Augenweide war das 3:1, Noel Eichinger legte einen Diagonalball auf Joachims ab, der in die Mitte zog und auf Dahlke quer spielte (60.). Nach Tevin Ihrigs langem Ball über die Viererkette löffelte Joachims die Kugel clever an Keeper Tim Hansen vorbei (80.). Ein prima Auftritt des 18-jährigen Eigengewächses, das prächtig mit Dahlke harmoniert.

„Wir sind ganz gut drauf“, sagt die Sturm-Kante, „die Vorbereitung war sehr gut, von uns aus kann es losgehen. Wir konnten die besten Spieler halten, haben uns punktuell verstärkt, hatten Zeit uns einzuspielen“. Auch bei der Zielformulierung klingt Dahlke wie Hess: „Wir wollen oben angreifen, ganz klar.“ Loechelt hat die Regionalliga-Rückkehr ebenfalls fest im Visier. Zum „Top-Aufstiegsfavoriten“ kürt Gäste-Trainer Sascha Meeth die Wormser. Eine Stunde lang sah er einen spielerisch guten Auftritt seiner Mannen, der durch individuelle Fehler torpediert wurde. Die letzte halbe Stunde, die klar der Wormatia gehörte, dürfe man nicht klein reden. Da holte sich der VfR viel Selbstvertrauen für die Saison. „Es war ein guter Test gegen einen guten Gegner“, sagte Hess – und schmunzelte sogar ein wenig: „Jetzt muss man die Jungs wohl ein bisschen runter holen.“