FuPa.net | Stinkefinger-Video erhitzt die Gemüter

29.10.2019

Aufnahmen im Internet belegen Fehlverhalten eines Gonsenheimer Spielers beim Derby in Worms

Worms. Es war eine hitzige Oberliga-Partie zwischen Wormatia Worms und dem SV Gonsenheim. Inklusive Rudelbildung am Ende, aufgebrachter Wormatia-Fans und einer Reihe von Nickligkeiten und unschönen Szenen, bei denen das Schiedsrichtergespann nicht immer Herr der Lage war. Eine Szene, die die Stimmung in der EWR-Arena noch einmal hochkochen ließ, konnten die Männer in Schwarz allerdings nicht gesehen haben. Denn als der Gonsenheimer Nino Vranesevic in der 83. Minute zur Einwechslung bereitstand, lieferte er sich noch eine Privatfehde mit den Wormser Fans. Hinter seinem Rücken, und damit für die Tribüne aber nicht für die Unparteiischen sichtbar, zeigte der 22-Jährige erst seinen rechten „Stinkefinger“ und wiederholte die Geste kurze Zeit später mit beiden Händen. Dumm nur für den jungen Gonsenheimer, dass die Szenen nun im Video-Spielbericht der Wormser auf deren Youtube-Kanal für jedermann sichtbar dokumentiert sind.

Ob das Ganze nun Konsequenzen nach sich zieht, ist allerdings noch völlig offen. Denn bei Wormatia Worms ringt man noch mit sich, ob man den Vorfall wirklich beim Verband zur Anzeige bringen soll. „Jetzt, wo schon viele dieses Video gesehen haben, sehe ich uns fast gezwungen, das zu machen“, sagt Norbert Hess, der auch noch Augenzeuge der unschönen Aktion war. Etwas zurückhaltender ist die Meinung von Sport-Vorstand Marcel Gebhardt. Da das Video öffentlich zugängig ist, sieht er den Verband in der Pflicht, der Sache von sich aus nachzugehen. Einig sind sich die beiden, dass es tunlichst zu vermeiden ist, dass die Wormatia am Ende als der schlechte Verlierer dasteht, der da nur eine Retourkutsche Richtung Gonsenheim schicken wollte.

Oberliga-Klassenleiter Hans-Bernd Hemmler sieht die Sache erst einmal gelassen. „Ich kann einen solchen Fall nur an die Verbandsspruchkammer weiterleiten, wenn mir etwas schriftlich vorliegt. Das kann ein Sonderbericht des Schiedsrichters sein, oder aber die Beschwerde eine Vereins“, sagt der Dauner. Demnach müsste er also von der Wormatia aufgefordert werden, den Fall an die Verbandsspruchkammer weiterzuleiten. Genau diesen Schritt scheuen sich die Wormser aber (noch) zu gehen. Allerdings kündigt Hess an, dass sich die Verantwortlichen noch einmal in größerer Runde zusammensetzen, um dann definitiv zu entscheiden, wie sich der Verein in dieser Sache positionieren will.

Beim SV Gonsenheim ist man derweil bemüht, zugleich den eigenen Spieler in Schutz zu nehmen und seine Geste zu verurteilen. Manager Marvin Bylsma spricht von einem „Fehltritt, den man in aller Deutlichkeit ansprechen muss und den man weder tolerieren noch totschweigen kann“. Zugleich verweist er auf die für die Wildpark-Elf ungewohnte Atmosphäre. „Für unsere Verhältnisse war das eine Ausnahmesituation – ein großes Publikum, von dem ein kleiner Teil andauernd Beschimpfungen gegen jegliche Spieler und Funktionäre loslässt, die sehr gut hörbar sind“, erläutert Bylsma, „das ist keine Entschuldigung, es ist eine Herausforderung, sich damit nicht zu beschäftigen. Das muss unser Anspruch sein.“

Dass Vranesevic, für den in der Aktivenzeit noch kein Platzverweis protokolliert ist, während seiner Einwechslung die Mittelfinger zeigte, war nicht nur den Unparteiischen entgangen, sondern ist zumindest Bylsma während des Spiels auch nicht aufgefallen. Womöglich wäre er in dem Fall auch gar nicht aufs Feld gelassen worden. Am Dienstag, wenn das nächste Training ansteht, soll das Gespräch mit dem Spieler erfolgen. Ob eine Bestrafung droht? „Ausgeschlossen ist das nicht, das müssen wir besprechen“, lautet die Formulierung, die gern dann zur Anwendung kommt, wenn etwas folgt, das der Spieler zuerst mitgeteilt bekommen soll. „Wichtig ist, das Thema aufzuarbeiten – auch aus Sicherheitsgründen“, blickt Bylsma schon auf das Rückspiel voraus. Dass die Gonsenheimer erneut in der Kabine ausharren, weil sie nicht ins Visier zumindest rhetorisch enthemmter gegnerischer Anhänger geraten wollen, sollte ebenso einmalig bleiben wie Vranesevics Geste.