FuPa.net | Eine menschliche Tragödie

24.10.2019

Verletzung des Brasilianers Henrique wirft viele Fragen bezüglich der kommenden Monate auf

Worms. Wenn sich ein Fußballer die Achillessehne abreißt, dann ist das eine schwere Verletzung, die ihn minimum ein halbes Jahr außer Gefecht setzt. Ein einen Amateur, der hauptberuflich nicht gerade auf dem Bau oder in einem anderen physisch intensiven Job unterwegs ist, ist nach wenigen Wochen schon wieder ein nahezu geregelter beruflicher Alltag möglich, ein Profifußballer wird mit professioneller Physiotherapie bei der Stange gehalten. Aber was passiert mit einem Spieler an der Grenze zwischen Hobby und Berufsfußballer, wenn ihm ein solches Missgeschick auch noch in einem Land ereilt, dessen Sprache er (noch) nicht spricht? Vor dieser Frage steht der Brasilianer Henrique, der sich am Sonntagnachmittag im Trikot von Wormatia Worms diese Verletzung zuzog und bereits Anfang der Woche in Mainz operiert wurde. Und diese Frage stellt sich auch der Sportliche Leiter der Wormaten, der nun sehen muss, wie er mit dem 25-Jährigen nun umgehen soll. „Das ist für ihn natürlich eine richtige Tragödie“, ist sich Norbert Hess bewusst. Denn außer dem Fußball und seinem Sprachkurs hatte Geovane Henrique Oliveira Damaceno, wie der Mittelfeldspieler mit bürgerlichem Name heißt, nicht viel zu tun. Und obwohl er in der Volkshochschule bereits in einen Deutschkurs geht und gerne die Sprache erlernen will, ist er immer noch auf seinen Landsmann im Wormser Team, Heron Miranda als Dolmetscher angewiesen.

Der war als Auswechselspieler auch in Völklingen sofort an der Seite seines Landsmanns, als das Unglück geschehen war. Miranda übersetzte die Worte von Henrique gegenüber dem Schiedsrichter, der daraufhin sofort einen Krankenwagen holen ließ. Der Wormser Mannschaftsarzt Dr. Carl Priester-Lasch ließ dann seine Verbindungen zum Mainzer Mannschaftsarzt spielen, sodass Henrique wenigstens schnell zu seinem Operationstermin kam. „Insofern ist alles supergut gelaufen“, sagt Hess, dem das Schicksal seines Spielers trotzdem nahe geht. „Er war gerade so gut drauf. Ganz abgesehen davon, dass es für ihn jetzt natürlich eine schwere Zeit wird, werden auch wir ihn auf dem Platz vermissen“, ist sich Hess sicher. Wie es nun weitergeht, werden die Verantwortlichen der Wormatia mit Henrique besprechen, sich bei einer Entscheidung aber viel Zeit lassen. „Er wird vier bis fünf Monate brauchen, um die Verletzung auszuheilen“, rechnet Hess vor. Wie und wo Henrique diese Zeit nun verbringen wird, ist die große Frage. Natürlich wäre denkbar, dass Henrique einen Teil der Reha-Maßnahmen in seiner Heimat absolviert. „Wahrscheinlich wird eine Reha hier allerdings effektiver sein, als in Brasilien“, glaubt Hess. Zudem wird sich der Aufenthalt in seiner Heimat mit Sicherheit nicht positiv auf seine Bemühungen auswirken, Deutsch zu lernen. Andererseits würde sich die Zeit in der Heimat wahrscheinlich positiver auf die Gemütslage des Fußballers auswirken, als wenn er hier kaum Ansprechpartner hat. All das wird in den kommenden Tagen abzuwägen sein, wenn die Zukunft für Henrique geplant wird. Nur so viel ist sicher: An Fußball ist in den nächsten Monaten nicht zu denken. Und dafür ist Henrique ja nach Deutschland gekommen.