Wormser Zeitung | Nur kurze Freude über Führung

08.12.2003

Drei Minuten nach Dehousts 1:0 kassiert Wormatia in Bingen den Ausgleich

Vom 08.12.2003

Nur dürftige Hausmannskost serviert bekamen die Fußball-Fans beim als Leckerbissen angepriesenen Rheinhessen-Derby der Oberliga Südwest. 1:1 (1:1) trennten sich die beiden alten Rivalen Hassia Bingen und Wormatia Worms. Und das ist auch gut so, denn die Partie hätte keinen Sieger verdient gehabt.

 
Von

Rüdiger Lutterbach

"Die Jungs sind leer. Wir können froh sein, dass jetzt Pause ist", resümierte Hassia-Trainer Stefan Hofmann, der seiner Mannschaft zwar bescheinigte, sich ordentlich in die Winterpause verabschiedet zu haben, mit der Leistung aber nur bedingt zufrieden war: "Es gab Phasen, da hat wenig gestimmt, da wusste ich gar nicht, wen ich hätte herausnehmen sollen." Einig waren sich Hofmann und sein Wormser Kollege Dirk Anders, dass das Ergebnis unterm Strich in Ordnung geht. "Das 1:1 ist gerecht. Wir haben es in der ersten Halbzeit leider verpasst, aus unserer Überlegenheit mehr zu machen. Nach der Pause war´s dann kein schönes Spiel mehr. Da gab es nur noch wenig, an dem sich die Zuschauer hätten erwärmen können", kommentierte Anders das kampfbetonte und von vielen Fehlpässen geprägte Aufeinandertreffen. Immerhin war´s bis zum Schlusspfiff spannend.

Die Wormser waren vor der enttäuschenden Kulisse von nur 350 Zuschauern in der 30. Minute in Führung gegangen. Nach einem Foul von Hassia-Verteidiger Dimitri Mayer an Giuliano Arcangioli zeigte der gut leitende Schiedsrichter Volker Raquet ohne zu Zögern auf den Elfmeterpunkt. Matthias Dehoust scheiterte am glänzend reagierenden Stefan Haas, doch der Nachschuss saß. Die Freude im Wormatia-Lager war aber nur von kurzer Dauer, denn nur 120 Sekunden später markierte Matthias Gutzler auf Vorarbeit von Boris Schlösser den Ausgleich. Schlösser hatte einen Freistoß blitzschnell ausgeführt, zu schnell für die Wormser Hintermannschaft, die sich von dem Pass in die Tiefe überrumpeln ließ, und zu schnell für den Schiedsrichter-Assistenten, der eine Abseitsstellung Gutzlers übersah. "Wir hätten uns nach der Führung geschickter verhalten müssen", ärgerte sich Anders, dessen Elf in der Folgezeit nach vorne nicht mehr allzu viel zustande brachte. Beide Gäste-Stürmer mussten vorzeitig raus, Stefan Ertl bereits nach 20 Minuten, Arcangioli nach einer Stunde.

Viel hätte nicht gefehlt, und der Hassia wäre mit ihrer einzigen gelungenen Offensivaktion im zweiten Abschnitt das 2:1 gelungen: Nach einer Kopfballvorlage von Lukaz Dreger kam Schlösser aus sieben Metern frei zum Schuss, doch er setzte das Leder volley über die Latte (75.). Die Schlussphase gehört der Wormatia. Deren Kapitän Steven Jones traf in der 87. Minute nach einem Querpass von Christian Vogel nur den rechten Pfosten, 60 Sekunden später köpfte der eingewechselte Marcus Köhler das Leder freistehend am linken Pfosten vorbei.

Angesichts dieser beiden Großchancen verwunderte es nicht, dass Stefan Hofmann mit dem Punktgewinn "alles in allem" zufrieden war. Ein Sonderlob zollte der Binger Coach seinem Verteidiger David Holste. Der 19-jährige war neben Holger Wolf stärkster Hassiate, obwohl er bereits Mitte der ersten Hälfte nach mehreren Fouls dicht vor einem Platzverweis gestanden hatte. "Es war sicher etwas riskant, ihn drin zu lassen, aber wie er das gelöst hat, war schon sensationell", lobte Hofmann und freute sich über das abschließende Kompliment von Dirk Anders: "Die Hassia ist mit ihrem Auftreten eine Bereicherung für die Oberliga."