Nibelungen Kurier | Um Millimeter an der Sensation vorbei

27.05.2019

Südwest-Pokal, Finale in Pirmasens: VfR Wormatia Worms unterliegt dem Favoriten 1. FC Kaiserslautern unglücklich mit 1:2 (1:0)

Von Jürgen Jaap | Ideenlos schlägt glücklos glanzlos. Wollte man das Finale um den Bitburger Verbandspokal im Südwesten Deutschlands zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfR Wormatia Worms im Stadion Husterhöhe in Pirmasens vor 7343 Zuschauern – davon etwa 1000 aus der Nibelungenstadt – in wenigen Worten zusammenfassen, würde man damit wohl am ehesten an der Wahrheit kratzen.

Rein faktisch gesehen sieht’s so aus: VfR Wormatia Worms, der Absteiger aus der Regionalliga Südwest, spielte über 90 Minuten mit dem prominenten Drittligisten 1. FC Kaiserslautern mal mindestens auf Augenhöhe. Die Roten Teufel nutzten ihre wenigen Chancen eiskalt, hatten nach einer schwachen ersten Halbzeit inklusive 0:1-Rückstand und gellendem Pfeifkonzert der eigenen gut 6000 Fans zur Pause am Ende die Hände am Pott, weil ihnen dank eines strittigen Foulelfmeters in den Schlussminuten der 2:1-Sieg glückte. Die Wormaten standen wieder einmal wie schon so oft zuvor in der Saison 2018/2019 mit leeren Händen da, obgleich sie dem haushohen Favoriten einen bravourösen Kampf geboten hatten. „Das ist so bitter. Nach so einem geilen Fußballspiel gehen wir wieder als Verlierer vom Platz“, konnte der im Herbst scheidende Wormatia-Vorsitzende Tim Brauer die unverdiente Pleite seiner Mannschaft kaum begreifen.

Sechs Minuten, die das ganze Elend der Spielzeit widerspiegeln

Wieso? Warum? Es waren die finalen Momente dieser Spielzeit, die das ganze Dilemma, aus dem sich Wormatia Worms 2019 nie befreien konnte, auf sechs Minuten komprimierten. Im letzten Spiel seiner 18-jährigen Tätigkeit in verschiedenen Positionen beim VfR verordnete Cheftrainer Steven Jones („Zu verteidigen ist im Fußball einfacher“) eine perfekte Taktik im 4-1-4-1-System mit Sascha Korb auf der Sechser-Position. Bis in die Schlussminuten hatte der VfR so eine Hand am Pokal. Als Sascha Korb sich den Ball in der 84. Minute zum Freistoß aus 20 Metern zurechtlegte, hielt das ganze Stadion den Atem an. Den satten Schlenzer über die Mauer beförderte FCK-Keeper Lennart Grill mit den Fingerspitzen an die Unterkante der Latte, von wo aus er nach unten sprang. Die FCK-Fans hinter dem Tor fürchteten das Leder drin, die TV-Kameras der ARD ermittelten vielleicht einen oder zwei Zentimeter Linienberührung. Dicke Chance, die „Beinah-Entscheidung“, doch eben wie so häufig zuvor kein Tor für Worms.

Und dann kurz darauf der Nackenschlag. Linus Radau zupft Timmy Thiele im Strafraum am Trikot. Schiedsrichter Nicolas Winter (SV Hagenbach) pfeift einen Foulelfmeter, den „man geben kann“, wie Tom Scheffel bekennt. Der brillant agierende VfR-Innenverteidiger fügt aber auch an: „Einen Elfmeter, den man in der letzten Minute des Spiels nicht geben darf.“ Christian Kühlwetter war das egal. Der Doppel-Torschütze, beste Lautrer („Ich war mir absolut sicher, dass ich vom Punkt treffe“) und als „Man of the Match“ ausgezeichnete FCK-Stürmer knallte die Kugel unhaltbar rechts in die Maschen. Sein Trainer Sascha Hildmann stellte fest: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Aber wir sind jetzt im DFB-Pokal und glücklich darüber.“ Hier pures Glück. Ein paar Meter weiter die Szenen, die die Kicker aus Worms aus den letzten Wochen einer Saison voller Tiefschläge nur zu genau kennen. Auf der Bank verkrümelten sich die Wormser. Hände vor das Gesicht. Leere Blicke, die eine Frage aufwerfen: Wie konnten wir dieses Spiel nur verlieren?

FCK agiert ohne Ideen, Wormatia setzt Nadelstiche

Am Einsatzwillen der Wormser Elf lag das jedenfalls nicht. „Wir sollten viel laufen, Konter setzen, giftig sein“, gab Tom Scheffel die Devise zu Protokoll, nach der sein Team dem FCK zu Leibe rücken sollte. Der Drittligist fand dagegen kein Rezept, wirkte ideenlos, teils geradezu hilflos. Die Folge: nicht eine echte Torchance für die Pfälzer im ersten Durchgang. Wormatia dagegen hatte durch Koki Matsumoto die Führung auf dem Fuß. Der quirlige VfR-Angreifer überlief gleich zwei FCK-Verteidiger, ehe Lennart Grill im Tor parieren konnte (31.). Wenig später durfte der Wormser Anhang aber jubeln. Malte Moos saust ungebremst durch das Mittelfeld, bedient Luca Graciotti, der Grill diesmal per Linksschuss keine Chance zur Abwehr lässt (40.).

Eine verdiente Führung des VfR, der den Favoriten zu seiner besten Phase in einem sonst eher glanzlos geführten Spiel reizte. Nach dem Wechsel erarbeitete sich der FCK einige Ecken, trieb das Leder über die rechte Seite nach vorne. So fiel auch der 1:1-Ausgleich, als Christoph Hemlein zur Grundlinie durchkam und auf den Fuß von Christian Kühlwetter passte, der aus kurzer Distanz eindrückte (55.). Der Auftakt zu einem Sturmlauf der Roten Teufel? Von wegen. Als spielerisch reifere Mannschaft präsentierten sich nach wie vor die Underdogs aus Rheinhessen. Chancen gab’s obendrein nach Moos-Flanke für Matsumoto (60.) und Malte Moos (67.). Und der FCK? Die Lautrer hatten eben im Gegensatz zu Wormatia Worms in Christian Kühlwetter einen Knipser, der aus zwei Chancen zwei Tore bastelte. Und überdies VfR-Coach Steven Jones zur Erkenntnis kommen ließ: „Wir können ob eines wirklich tollen Pokal-Fights erhobenen Hauptes die Saison beenden.“ Nur: „Am Ende bleibt trotz der guten Leistung die Enttäuschung stehen.“