FuPa.net | "Wie eine fristlose Kündigung"

17.05.2019

Andreas Glockner will nach dem Abstieg der Wormatia nicht einfach so zum Tagesgeschäft übergehen

Worms. Wormatia Worms ist abgestiegen. Daran kann auch ein Sieg beim VfB Stuttgart II am kommenden Samstag um 14 Uhr nichts mehr ändern. Ein Wochenende später wird sich die Mannschaft dann noch einmal ins Zeug legen, um gegen den 1. FC Kaiserslautern im Verbandspokalfinale gut auszusehen und idealerweise den Pott sogar zu holen. Und dann wird sich das Team in alle Winde zerstreuen. „Kein Spieler hat einen Vertrag über die Saison hinaus“, sagt der neue Sportliche Leiter Norbert Hess, und deutet damit an, dass es wieder den totalen Umbruch geben wird.

Für manchen Wormser Fan passt das ins Klischee. Da werden aus ganz Deutschland irgendwelche Spieler verpflichtet, und wenn die Sache den Bach runter geht, ziehen die eben weiter und lassen Verein und Fans die Scherben zusammenkehren. „Völliger Schwachsinn“, sagt dazu Andreas Glockner. Denn aus seiner Sicht kann kein wirklicher Fußballprofi die Sache einfach so abschütteln, als hätte er damit nichts zu tun gehabt. „Für einen Spieler ist ein Abstieg wie für einen Arbeiter eine fristlose Entlassung. Das steht in deiner Vita, und das bekommst du da auch nicht mehr raus.“ Glockner ist nun zweimal in Folge mit einer Mannschaft aus der Regionalliga abgestiegen und auch bei Wormatia auf dem Sprung. „Zwar gibt es den ein oder anderen Interessenten, aber hier muss ich jetzt genau abwägen. Ich bin 31 Jahre, da muss ich mir schon überlegen, wie es weitergeht“, sagt der zweifache Vater. „Ich werde mich in den kommenden Tagen mit meiner Frau beraten und dann eine Entscheidung treffen.“ Hätte die Wormatia die Klasse gehalten, wären solche Gedanken gar nicht erst aufgekommen, sagt Glockner. Nun eben schon.

Dabei ist ein neuerlicher Umzug („Ich habe mich in Worms eigentlich sehr wohl gefühlt“) nur eines der Probleme. Glockner hat auch grundsätzlich seine Schwierigkeiten mit einigen Facetten seines derzeitigen Berufs. „Klar stehen wir in der Öffentlichkeit und müssen uns viel gefallen lassen. Aber wenn ich sehe, wie hier ein Trainer von den Fans behandelt wird, der seit mehr als einem Jahrzehnt alles für den Verein gegeben hat, dann macht mich das nachdenklich. Die, die uns nach Niederlagen auf das Übelste beleidigen, sollten sich mal überlegen, wie sie damit umgehen würden, wenn permanent jemand hinter einem steht, der einem sagt, dass man der totale Versager ist.“

Glockner hofft, dass es die Mannschaft in Stuttgart noch einmal schafft, ihr wahres Gesicht zu zeigen. „Wir haben in entscheidenden Situationen in dieser Saison die Tore nicht gemacht, und daraus hat sich eine Spirale entwickelt, aus der wir nicht rauskamen.“ In Stuttgart kann das Team ohne Druck auflaufen und vielleicht gelingt es ja, sich Selbstvertrauen für die Partie gegen Kaiserslautern zu holen.