Die Rheinpfalz | 1244 Fans sorgen für Zuschauerrekord

28.03.2019

Fussball: FC Speyer 09 verliert Spiel des Jahrzehnts gegen Worms 0:2 – Warum das Wörtchen „hoch“ dann doch etwas übertrieben ist

Von Christian Schreider

«Speyer.» Sie standen meist in Dreier-Reihen hinter der Bande: Das Südwestpokal-Halbfinale gegen Wormatia Worms (0:2) bescherte dem FC Speyer 09 gestern Abend mit 1244 Zuschauern nicht nur ein stimmungsvolles Äußeres – sondern auch die bisherige Rekordkulisse für ein Pflichtspiel.

Nur beim Freundschaftskick gegen Hoffenheim waren einst ein paar Fans mehr gekommen. Schöne Geste am Rande: Wormatia spendete ihren (nicht geringen) Einnahmeanteil komplett der Jugendarbeit des FC 09. „Es ist wichtig, dass wir uns auch mal vor einer solchen Menge präsentiert haben“, sagte FC 09-Trainer Ralf Gimmy und zeigte sich zufrieden, dass sein Team dabei auch gleich nach der bisher „schwierigen Runde gezeigt hat, was in ihr steckt“.

Sein Kollege stimmte gerne ein: „Das war eines Halbfinales würdig, auch vom Ambiente her“, meinte Steven Jones: „Es hat Spaß gemacht.“ Für die Taktik des FC 09 galt die Jones’sche Einschätzung nur bedingt: „Wir waren auf Fünferkette eingestellt, und die ist ja schon kompliziert genug.“ Kollege Ralf Gimmy hatte allerdings noch einen draufgesetzt und aus der Fünfer- eine Sechserkette gemacht – nicht ohne vorher harte Überzeugungsarbeit zu leisten.

„Wir hatten lange Diskussionen“, berichtete der Speyerer Coach: „Die Jungs standen da erst nicht so hintendran. Da war ich ein bisschen enttäuscht.“ Letztlich aber habe er „nicht so enden wollen wie der SV Steinwenden, der gegen die Wormatia 0:7 untergegangen ist“.

Also setzte sich Gimmy durch und formte die enge Kette – und zwar eine durchaus variable. Legten die Gastgeber den Vorwärtsgang ein, blieben bisweilen auch ausschließlich Maurizio De Vico und Daniel Bundus hinten. In der Rückwärtsbewegung dagegen wurden „die Räume noch enger gemacht, die Schnittstellen stärker geschlossen und bei Flanken besser gegen Abpraller abgesichert“, erklärte Kettenhund Gimmy, für den diese Frage fast schon traditionell von innovativem Interesse ist. „Ich war einer der Ersten, der Dreierkette gespielt hat. Und in Mechtersheim hab’ ich mal Fünferkette gespielt, obwohl es keiner gemerkt hat, ich auch nicht“, teilte Gimmy schmunzelnd bei der sehr gut besuchten Pressekonferenz im Clubheim mit.

Das Lachen war ihm also nicht vergangen, warum auch. Aber er konnte auf die Eingabe von Pressechef Stephan Alfter – „Ich hab’ auf dem Weg hierher so viele Leute getroffen und dabei auch immer die vier Worte gehört, da war mehr drin“ – nicht wirklich umhin, dieser These zuzustimmen. Auch Oberbürgermeisterin Steffi Seiler verspürte zur Halbzeit das Gefühl: „Da ist noch Luft nach oben. Da geht noch was.“ Letztlich aber lag die Qualität des FC 09 gestern genau in dem kompakten Ansatz Gimmys, der eben „bis zur 75. Minute funktioniert hat“ – bis eben Leon Volz das 2:0 besorgte. Nach vorne dagegen „waren die Entscheidungen bei Kontern nicht die richtigen“, sagte Gimmy, der denn auch den Wormser Sieg als „hochverdient bezeichnete“ – wobei „verdient“ es sicher eher träfe.

Wie auch immer: „Die cleverere Mannschaft hat sich durchgesetzt“, meinte etwa Daniel Bundus. Gimmy würde sie jedenfalls gerne wiedertreffen: „Bis nächstes Jahr, dann am besten im Finale.“