Südwest Presse | Statt Festspiel nur viel Kampf und Krampf

04.03.2019

Sieben Mal sind die Fußballer von Wormatia Worms bislang in Ulm angetreten – und noch nie in ihrer Vereinsgeschichte mit einem Sieg nach Hause gefahren. Auch im achten Anlauf ist es den Kickern aus der Stadt der Nibelungen nicht gelungen, drei Punkte aus dem Donaustadion zu entführen. Am Samstag gab es für die Erben des strahlenden Junghelden Siegfried eine erneute Niederlage. Der SSV Ulm 1846 Fußball setzte sich im Donaustadion dank des Treffers von Nicolas Jann (8.) mit 1:0 durch und kletterte in der Regionalliga-Tabelle auf den sechsten Platz.

Weit weg von Festspiel

Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Von einem Festspiel, wie es jeden Sommer in Worms aufgeführt wird, war die Darbietung am Samstag vor 1014 Zuschauern im Donaustadion weit entfernt.  Es gab keine Helden wie den nahezu unverwundbaren Siegfried, Gunther oder Hagen zu bewundern. „Es war eine Begegnung, die von Kampf und Krampf geprägt war“, brachte Wormatia-Trainer Steven Jones die 90 Minuten auf den Punkt.

Sein Ulmer Kollege Holger Bachthaler hatte mit der Aufstellung seiner Startformation überrascht. Er setzte mit Florian Krebs seinen Kapitän und mit Vinko Sapina einen weiteren bisherigen „Helden“ auf die Ersatzbank. Kapitän Krebs, dessen Binde sich David Braig überstreifte, hatte beim 0:3 vor einer Woche in Offenbach bei einem Gegentor keine gute Figur abgegeben, und Regisseur Sapina hatte sich bei den Kickers im Mittelfeld nicht durchsetzen können. „Wir haben eine hohe Qualität in der Breite und einige Kandidaten, die es durch ihre Leistung im Training genauso verdient haben, zu spielen. Das ist nichts Dramatisches. Beide, Flo und Vinko, sind und bleiben für uns wichtige Spieler“, betonte Bachthaler.

Dennoch scheint sich mit Blick auf die kommende Spielzeit ein Umbruch, ein Generationenwechsel anzudeuten. Mit Alper Bagceci (34) und Thomas Rathgeber (33) standen zwei weitere altgediente Recken am Samstag erst gar nicht im 18er-Kader. Beide sind wie auch Krebs (29) beruflich eingespannt. Stattdessen drängen nun Akteure in die Stammformation, die in der Hinrunde noch kaum eine Rolle gespielt haben: Albano Gashi (24) spielte gegen Worms auf Sapinas zentraler Mittelfeldposition, Nicolas Jann (26) agierte im linken Mittelfeld. Diese beiden waren es auch, die in Koproduktion das einzige Tor des Tages erzielten. Der ehemalige Ingolstädter Gashi spielte den Ball auf den Ex-Illertisser Jann, der mit dem linken Fuß die 1:0-Führung erzielte.

Zittern trotz Überzahl

Es war das zweite Saisontor für den Mittelfeldspieler, der im Sommer zu den Spatzen gekommen war. Zu Saisonbeginn verhinderte ihn eine Entzündung im Knie am Spielen. Erstmals ran durfte Jann am 8. September gegen Astoria Walldorf – und erzielte prompt den Treffer zum 1:0-Sieg. Ebenso prompt erfolgte der nächste Rückschlag. Im Spiel darauf beim FSV Mainz II (1:4) sah Jann die Rote Karte – und durfte nach Absitzen seiner Sperre nur noch 15 Minuten in Balingen ran.

„Jetzt habe ich die komplette Vorbereitung verletzungsfrei mitgemacht und bin gut reingekommen“, sagt Jann – nicht nur seines Tores wegen der beste Ulmer an diesem Nachmittag. Etliche seiner Teamkollegen spielten dagegen unter Form. Dass er in der 77.?Minute gegen Vitalij Lux ausgewechselt wurde, erklärte Bachthaler mit Ermüdungserscheinungen.

Neuen Schwung brachte Vinko Sapina ins Spiel, der nach einer guten Stunde für Ardian Morina kam. Sein Ball in die Schnittstelle zu Lux hätte in der 84. Minute eigentlich das 2:0 sein müssen, doch der kirgiesische Nationalspieler vergab. Eine Minute später hatte Nico Gutjahr mit einem Pfostenschuss Pech. David Braig brachte zwar den Abpraller  im Tor unter, stand dabei allerdings im Abseits.

So mussten die Ulmer gegen teils recht rüde auftretende Wormser – Dino Bajric (82.) sah Gelb-Rot  – in der Schlussphase trotz Überzahl noch um die drei Punkte bangen, als auch Torhüter Chris Keilmann am gegnerischen Strafraum auftauchte. Doch auch zwei Freistöße von Nikolaos Dobros  in der Nachspielzeit änderten nichts mehr am Resultat.