FuPa.net | Irrsinn beginnt in Minute 85

28.10.2018

Wormatia Remis gegen Pirmasens wird zur Nebensache, weil FKP-Trainer Tretter von Zuschauer attackiert wird

Worms. 84 Minuten lang war es ein ganz normales Fußballspiel. Ein Duell, in dem die Heimmannschaft spielerisch deutlich die Nase vorne und das Spielgeschehen im Griff hatte, aber eben nur 1:0 führte. Ein Eckball und ein missglückter Torschuss, der zur Vorlage wurde, veränderten alles. Der 1:1-Ausgleichstreffer durch Pirmasens Kapitän Marco Steil stellte den Spielverlauf auf den Kopf und war zugleich die Einleitung für einen der traurigsten Zwischenfälle, den die EWR-Arena bislang gesehen hat. Während der ehemalige Wormatia Spieler jubelnd in Richtung Gästebank lief, eskalierte der Frust über den Gegentreffer im Wormser Fanblock.

Der Angriff auf Gästetrainer Peter Tretter, den ein Zuschauer von hinten attackierte, zu Boden stieß und mit einem Schlag leicht am Kopf verletzte, sorgte für Entsetzen. „Ich muss mich im Namen des Vereins dafür von tiefstem Herzen entschuldigen und wünsche Peter Tretter persönlich alles Gute“, bezog Wormatia-Trainer Steven Jones Stellung. Dass die Wormatia bis zu diesem Zwischenfall ein gutes Spiel abgeliefert hatte und sich die drei Punkte wieder einmal mehr als verdient hatte, war bereits zur absoluten Nebensache geworden. Auch Kreisausschuss-Vorsitzender Lothar Renz erreichte die Nachricht noch am Samstagabend. „Da fragt man sich natürlich schon, wie so etwas passieren kann. Ich meine auch auf dem Niveau. Dass in der C- oder B-Klasse mal ein Spieler oder Zuschauer was zum Trainer sagt, ist ja fast normal, aber dass ein Trainer tätlich angegriffen wird, ist mir so nicht bekannt“, erklärt Renz. Klar ist, als Heimverein ist die Wormatia in der Pflicht für die Sicherheit der Schiedsrichter und auch der Gäste zu sorgen. Aus welchem Grund das nicht gelungen ist, wird nun aufgearbeitet. „Klar ist“, so Renz, „dass der Verband so etwas natürlich nicht duldet“. Mindestens eine empfindliche Geldstrafe, wenn nicht sogar weitreichendere Folgen stehen dem Regionalligisten bevor. Der Verein jedenfalls, teilte in einer Stellungnahme mit, „diesen unentschuldbaren Angriff unabhängig von der strafrechtlichen Beurteilung, alle sportrechtlichen Maßnahmen auszuschöpfen“. Ein Stadionverbot scheint hier das Mindeste.

Auf Rückfrage dieser Zeitung gehe es Peter Tretter den Umständen entsprechend gut, auch wenn der Schock bei allen FKP-Verantwortlichen noch tief sitze. „Ich glaube, er hat sogar noch Glück gehabt, weil sich ein Ordner dazwischen geworfen hat“, berichtet Pirmasens Co-Trainer Jens Schaufler. Er stand bei dem grausamen Zwischenfall unmittelbar neben Tretter. Den Angreifer sahen sie jedoch beide nicht kommen. „Wir hatten nur die Spieler im Blick, die auf Höhe der Mittellinie jubelten. Auf einmal kam dann die Person und sprang in Peter Tretter rein“, erinnert Schaufler sich. Aller Wahrscheinlichkeit mit einem oder mehreren Schlüsseln in der Hand habe der Täter zugeschlagen und dem FKP-Trainer so eine kleine Wunde zugefügt. Von dem Aufprall auf den Boden blieb eine leichte Prellung. „Klar, jeder haut da jetzt auf die Wormser drauf. Aber es ist einfach nur schade, dass eine Person so etwas auslösen kann“, erklärt Schaufler, dass diese Aktion auch weit nach Abpfiff das Thema unter den Spielern war. Von Freude über den Punktgewinn, konnte hier nicht die Rede sein.

Was bleibt, ist aufseiten der Wormatia die erneute Enttäuschung wegen zwei verlorener Punkte, aber vor allem der Frust über eine selten dämliche und herzlose Aktion, die vor allem dem Verein und seinem Ansehen schadet. All zu viel Zeit zum Verarbeiten gibt es jedoch nicht, steht am Mittwoch doch das Verbandspokalspiel in Pfeddersheim an. „Wir müssen diese negativen Dinge ganz schnell aus den Köpfen bekommen. Das Spiel am Mittwoch soll ein Fußballfest werden, dass wir alle zusammen mit der TSG gestalten und ein würdiges Viertelfinale erleben möchten. Ich hoffe nur, dass wir danach auch wirklich nur über Fußball reden“, schließt Jones. 

Die Trainer im Wortlaut

Steven Jones: „Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt- Wollten es mutig angehen, den Gegner unter Druck setzen und Fußball spielen. Die Mannschaft hat das neue System und die neuen Mechanismen aus meiner Sicht sehr schnell und sehr gut umgesetzt. Es ist ärgerlich, dass wir es nicht geschafft haben, aus dem Spiel heraus ein Tor zu machen, obwohl die Chancen dazu da waren. Der Ausgleich war meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt, aber damit müssen wir nun umgehen.“

Jens Schaufler: „Hinten standen wir zunächst ganz gut, aber nach vorne war zu wenig. Worms hat gut und schnell über die Außen gespielt, wir haben aber auch da wenig zugelassen. Bei dem Elfmeter hatten wir Glück, dass es keine Rote Karte gab. Nach der Halbzeit waren wir mutiger, hatten mehr Ballbesitz und haben mehr Druck erzeugt. Dadurch haben wir Standards erzwungen, woraus dann der Ausgleich resultierte. Der Punkt ist für uns okay, wir haben Worms auf Abstand gehalten.“