Weser-Kurier | Schützenfest mit Wermutstropfen

18.08.2018

Spielfreudig, druckvoll, hungrig – eine starke erste Halbzeit reichte Werder, um zu einem klaren 6:1-Sieg in Worms zu kommen. Einzig die Verletzung von Ole Käuper trübte die Freude.

Die Fans von Wormatia Worms hatten sich viel Mühe gegeben. Sie hatten eine Choreografie vorbereitet, die jede Bundesliga-Kurve geschmückt hätte. „Mit dem Zaubertrank in der Hand, das Ziel jedem bekannt“ hatten sie auf ein Banner geschrieben, und dann Asterix-, Obelix- und Miraculix-Figuren aufsteigen lassen. Na klar, die Wormatia-Fans hofften auf die Sensation: den Sieg gegen das favorisierte Werder. Diese Aktion war wesentlich beeindruckender als das schlichte Zünden der grünen Pyros durch die Werder-Fans. Der Vergleich auf dem Rasen ging dann allerdings standesgemäß an den Bundesligisten.

Mit 6:1 (5:1) setzte sich Werder locker und leicht in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Viertligisten Wormatia Worms durch. Werder spielte über weite Strecken genauso, wie Cheftrainer Florian Kohfeldt sich das vorstellt. Strukturiert und entschlossen nach vorn. Auch nachdem das Spiel früh entschieden war, hielt Werder das Tempo hoch. Das muss die Gier sein, die Kohfeldt immer wieder von seinen Spielern einfordert.

Die erste Chance hatte allerdings Worms – ein Kopfball von Kapitän Cedric Mimbala landete knapp neben dem Tor. Aber danach spielte Werder mit Druck und Freude groß auf. Eine Freistoß-Hereingabe des blendend aufgelegten Florian Kainz köpfte Yuya Osako zum frühen 1:0 ins Tor (9.). Osako hatte auch schon vor einer Woche im Test gegen Villarreal per Kopf getroffen.

Sehr präzise im Passspiel

Und Werder machte weiter, sehr präzise und scharf im Passspiel. Nachdem Davy Klaassen, der sein Pflichtspieldebüt für Werder feierte, nur die Latte getroffen hatte (18.), machte es Kainz nahezu perfekt. Vom rechten Strafraumeck aus zirkelte er den Ball mit dem linken Fuß unter die Latte – 2:0 (21.).

Aber das reichte Werder noch nicht. Das 3:0 war eine Kombination aus Einsatzfreude und Spielfreude. Philipp Bargfrede luchste dem Mainzer Linus Radau den Ball rund 25 Meter vor dem Wormser Tor ab, spielte zu Kapitän Max Kruse, der zu Bargfrede zurückspielte, der sich schön freigelaufen hatte. Einen Bargfrede-Lupfer später lag der Ball zum 3:0 für Werder im Tor (31.).

Wie sehr Werder nachsetzte und presste, musste der beste Wormser, Mimbala, nach 41 Minuten feststellen. Nach seinem Fehlpass schaltete Kruse am schnellsten, schickte Klaassen, den Sascha Korb nur noch per Foul im Strafraum am Torabschluss hindern konnte. Kruse verwandelte den fälligen Elfmeter zum 4:0.

Mimbala springt am höchsten

Dass Werder trotz der vielen Tore und gelungenen Spielzüge aber keinen Grund hat, nachlässig zu werden, wurde kurz vor der Pause deutlich. Da konnten die Wormser nach einem Eckball den Ball ungestört über drei Stationen in den Strafraum flanken. Dort gewann Mimbala das Kopfballduell gegen Theo Gebre Selassie, und es stand 1:4 (44.).

Wormser Hilfe sorgte nur eine Minute später dafür, dass Werder den Vier-Tore-Vorsprung wiederherstellte. Radau legte den Ball im eigenen Fünfmeter-Raum Maximilian Eggestein auf. Der Mittelfeldspieler dürfte selten zuvor einen Treffer gemacht haben, das leichter zu erzielen war, als dieses Tor zum 5:1.  

Nach der Pause ließ es Werder bei 30 Grad deutlich ruhiger angehen. Weitere Tore hätten trotzdem schnell fallen können. Doch zunächst wurde ein Schuss von Ludwig Augustinsson auf der Linie geklärt, den Abpraller setzte Milos Veljkovic aus sechs Metern recht kläglich neben das Tor. Nach gut 60 Minuten kam Kruse nach Klaassen-Zuspiel unbedrängt zum Abschluss, zielte aber zu hoch.

Käuper rein – und raus

Die Wormser spielten in dieser Phase sehr viel mutiger nach vorne, und das gefiel Kohfeldt gar nicht. Der sichtlich unzufriedene Werder-Trainer rief Anweisungen aufs Feld, und dann wechselte er nach etwas mehr als einer Stunde zweimal aus: Für Bargfrede kam Ole Käuper, für Osako kam Johannes Eggestein, den Kohfeldt unter der Woche bereits als Alternative genannt hatte. 

Für neuen Schwung konnte Käuper gar nicht sorgen, denn keine zehn Minuten nach seiner Einwechselung wurde er von Jan-Lucas Dorow böse gefoult und musste gleich wieder runter. Dass für ihn Claudio Pizarro ins Spiel kam, linderte den Schmerz wenigstens bei den Werder-Fans. Und dass sie es können, wenn sie das Tempo anziehen, zeigten die Bremer dann doch noch einmal. Abwurf Jiri Pavlenka, 50-Meter-Lauf Maximilian Eggestein, Flanke Kruse, Abschluss Johannes Eggestein – nach vier Stationen lag der Ball zum 6:1 im Wormser Tor (79.).  

Wenn am Ende etwas fehlte, dann ein Tor von Pizarro. Der Altstar kam einmal nicht zum Abschluss, sondern legte für Kruse ab, dessen Schuss geblockt wurde. Bei seiner zweiten Chance geriet sein Schuss zu drucklos.

Das reichte den Bremern aber natürlich trotzdem, um locker und leicht in die zweite Runde des DFB-Pokals einzuziehen, die am Sonntag in einer Woche im Rahmen der ARD-Sportschau ausgelost wird.