Weser-Kurier | Wormatias Frage nach der Einstellung

18.08.2018

Werders DFB-Pokal-Gegner Wormatia Worms hat vier Partien in dieser Saison absolviert. Die ersten beiden Spiele wurden gewonnen. Die folgenden Partien warfen dagegen Fragen nach der Einstellung auf.

Vier Liga-Partien – und das nächste Spiel war immer das schlechteste: Wenn sich die Leistungstendenz von Wormatia Worms am Sonnabend (15.30 Uhr) auch in der ersten Runde des DFB-Pokals so fortsetzt, dann muss sich der SV Werder – wenn überhaupt – keine Sorgen über eine mögliche Cup-Sensation machen. Die Aufbruchstimmung in der Wormser EWR-Arena und beim runderneuerten Regionalliga-Team hat jüngst jedenfalls zwei herbe Dämpfer erfahren. Gleich mehrere Baustellen geben zu denken – auch wenn die Vorfreude auf das Bremer Gastspiel unverändert groß bleibt.

Bei der Teamvorstellung im Juli war Coach Steven Jones noch zum Schmunzeln zumute, als er an die traditionellen Gesangseinlagen der Neuzugänge im kurzen Sommertrainingslager erinnerte: „Diesmal waren es keine Ständchen –  sondern ganze Konzertreihen“, witzelte der Trainer angesichts eines Riesenumbruchs mit je 18 Zu- und Abgängen. Ein gewisser Schnitt war wegen Reibungsverlusten im zuvor längeren Miteinander geplant gewesen – am Ende machten diverse individuelle Faktoren daraus dann aber eine fast komplett neue Team-Bildung.

Mit der war Jones insgesamt durchaus zufrieden. Drei- und Vier-Bett-Zimmer im Sommercamp sorgten für ein gänzlich anderes Ambiente als man es etwa von DFB-Diskussionen kennt. „Da konnten sie sich nicht aus dem Weg gehen – aber das tun die eh nicht“, meinte Assistenzcoach Max Mehring, dessen Bruder Andreas vor sechs Jahren 30 Einsätze für Werders U21 absolvierte. „Richtig gute Jungs mit richtig gutem Herz, die sich schnell gut zusammengefunden haben“, machte Jones auch bei der Nahaufnahme aus. Und wünschte sich „endlich mal eine sorgenfreie Saison, mit ein paar Überraschungserfolgen“.

Zwei Siegen folgten zwei Niederlagen

Gemeint waren zwar spätere Ausrufezeichen im DFB- und/oder Südwest-Pokal. Überraschungserfolge fuhr Wormatia aber dann sofort zum Regionalliga-Auftakt ein: Gegen die beiden Meisterschaftsfavoriten FC Homburg und SV Elversberg gab es zwei 2:1-Siege – vor allem im zweiten Fall in eher glücklicher Form, jeweils aber dank einer kämpferischen Klasseleistung erarbeitet. Lobte Jones seine Mannschaft da noch für eine „überragende Mentalität“, sprach er angesichts des schlafmützigen 1:3 gegen das mittelmäßige Walldorf am dritten Spieltag nur noch von einer „guten“ Einstellung. Um jüngst nach dem 0:2 bei der U23 von Mainz 05 deutliche Kritik zu üben. „Was mich ärgert, und das ist das Entscheidende: Dass wir beim Umschalten nicht schnell genug hinter den Ball kommen“, forderte Jones dahingehend „mehr Bereitschaft“. Nur wer diese zeige, „steht gegen Werder Bremen auf dem Platz – auch wenn dann gejammert wird“. Klar jedenfalls sei: „Wir müssen mit dem gleichen Willen einen Rückstand aufholen wollen, wie wir Vorsprünge verteidigen. Wir müssen arbeiten bis zum Umfallen.“

Ob er Einstellungsdefizite sieht oder auch nur einen unglücklichen Auftritt – Jones jedenfalls schreckt vor schnellen Herausnahmen nicht zurück. In Mainz etwa reagierte er nach einer halben Stunde auf Wormatias bislang offenkundigster Baustelle, der linken Abwehrseite: Neuzugang Cedric Heller musste beim vierten schwachen Auftritt nach 30 Minuten runter. Manche Wormser Anhänger rätselten, ob Heller wegen einer Gelben Karte herausgenommen wurde. Die aber hatte es nicht gegeben: „Cedric ist ein junger Spieler, aber er war einfach nicht so in der Partie wie gewünscht. Dann muss ich reagieren. Ich werde aber nie den Stab über einen meinen Spieler brechen, auch Cedric kriegt die Zeit“, kommentierte Jones den frühen Tausch, der letztlich trotzdem zum Rückstand führte: Heller-Ersatz Luca Graciotti, eigentlich als Linksaußen geholt, machten den entscheidenden Fehler.

Die Vorfreude ist ungebrochen

Viel zu viele Fehler, vor allem gemessen am Anspruch, machte auch der vermeintlich wichtigste Neuzugang: der eigentlich als Führungsspieler für die Sechs geholte, beim SC Freiburg ausgebildete Andreas Glockner – der nun aber zur schwierigsten Wormser Baustelle wurde. Nach guter Auftaktpartie avancierte der Ex-Koblenzer zweimal zum Fehlerteufel – was nach dem Jones’schen Leistungsprinzip folgerichtig auf die Bank führte. Der Coach baute sein Mittelfeld gleich auch systemisch um, schuf statt eines 4-4-2 eine Art Raute – die aber eben noch ihre Griffigkeit sucht. Dabei entstand auch Baustelle drei: Sturm-Dribbler Giuseppe Burgio, der zwar viele Gegner auf sich zieht, aber zu oft das Abspielen vergisst.

So hat Jones viel zu grübeln und zu puzzlen diese Woche – weitere drastische Änderungen bei Personal und System nicht ausgeschlossen. Klar ist nur: Die Wormser Vorfreude auf Werder ist riesig. Denn nach zehn Jahren Dauer-Zugehörigkeit zur Regionalliga – neben der TSG Hoffenheim II ist Wormatia der einzige „Dino“ im Südwesten – und viel Profi-Konkurrenz im nahen Umfeld (Mainz, Frankfurt, Darmstadt, Kaiserslautern) ziehen am Rhein vor allem die Highlight-Spiele. Wo sonst knapp 1.000 Zuschauer im Schnitt kommen, werden am Samstag rund 8.000 und damit ein ausverkauftes Haus erwartet. Stand Donnerstag waren noch 400 Karten übrig, der Verkauf läuft über das Internetportal www.ticket-regional.de. Gehen dort nicht alle Karten über die Theke, werden auch noch Tageskassen geöffnet.