Saarbrücker Zeitung | Die Belohnungen fallen zu gering aus

07.05.2018

Völklingen. Der SV Röchling Völklingen verabschiedet sich kommenden Freitag aus der Regionalliga. In der Vereinsführung gibt es Ärger. Von Ralph Tiné

„Warum liegt Völklingen auf dem letzten Tabellenplatz?“, fragte ein heimischer Lokaljournalist in der Wormser Arena am vergangenen Samstag verwundert. Gerade hatte der SV Röchling einen 0:2-Rückstand beim VfR Wormatia aufgeholt und schien dem Sieg gegen taumelnde Gastgeber nahe. Doch es kam anders. Wenig später fiel der überraschende Siegtreffer für die Wormatia. Der Wormser Trainer Steven Jones zollte dem Aufsteiger aus dem Saarland seinen Respekt. Punkte gab es dafür nicht. Im letzten Saisonspiel hat der SV Röchling am kommenden Freitag um 19?Uhr gegen Astoria Walldorf noch einmal die Gelegenheit, ein besseres Ergebnis einzufahren.

Weil das Wormser Szenario „ein Spiegelbild der ganzen Saison“ ist, wie der erste Vorsitzende Wolfgang Brenner sagt, muss der SV Röchling in der nächsten Saison wieder in der Oberliga antreten. Brenner kennt auch die Antwort auf die Eingangsfrage: „Hätte sich die Mannschaft öfter für ihre guten Spiele belohnt, hätten wir trotz des kleinsten Etats der Liga vielleicht bis zum Schluss die Chance gehabt, um den Klassenverbleib zu kämpfen. Aber hinten machen wir zu viele einfache Fehler, und vorne treffen wir das Tor nicht.“

Ein Blick auf das Torverhältnis bestätigt den Vorsitzenden. Trotz des überwiegend guten Gesamteindrucks verzeichnet Völklingen mit 37 Toren und 76 Gegentreffern in beiden Kategorien die schwächsten Werte der Liga. Exemplarisch für Brenners Einschätzung sei hier der furiose Auswärtsauftritt bei Waldhof Mannheim erwähnt. Beim Tabellenzweiten führte Völklingen mit 2:0, hatte Torchancen für zwei Spiele und spielte den Aufstiegsanwärter phasenweise an die Wand. Trotzdem stand am Ende nur ein 2:2. Wie so oft hatte das Team zwei wichtige Punkte nicht mitnehmen können.

„Es sieht jeder Zuschauer, dass wir gute Spiele abliefern. Aber wir verlieren dann trotzdem, weil wir in den entscheidenden Momenten die Tore nicht machen und auch immer wieder für einen Fehler gut sind. Uns fehlen sechs oder sieben Siege, die aufgrund des Spielverlaufs möglich waren“, bestätigt Günter Erhardt die Saisonanalyse. Ob der Trainer in der Oberliga weitermacht, ist eine Frage des Etats für die kommende Saison. Grundsätzlich ist Erhardt für eine Verlängerung der Zusammenarbeit bereit. Im finanziellen Bereich fordert er aber Nachbesserungen, bevor er unterschreibt.

„Ich bin nach wie vor felsenfest davon überzeugt, dass unser Trainer auch in der nächsten Saison Günter Erhardt heißt. Das Spiel erleben wir jedes Jahr. Günter zickt halt immer ein bisschen rum. Aber wir kennen ihn ja“, ist Brenner zuversichtlich, eine Einigung zu finden.

Keine Einigung gibt es mit Wolfgang Volontieri. Der ehemalige Geschäftsführer ist nach 13 Jahren von seinem Amt zurückgetreten. Grund ist ein von Brenner vorgeschlage­ner Umbau im Führungsstab des Vereins. Demzufolge sollte Volontieri zweiter Vorsitzender werden und Brenner künftig die Geschäftsführung übernehmen. Neuer erster Vorsitzender soll nach dem Plan der derzeitige zweite Vorsitzende Christian Sauer werden. „Christian Sauer ist ein Unternehmer mit 160 Mitarbeitern, der dem Verein als erster Vorsitzender besser zu Gesicht stehen würde als ich als Rentner. Ich habe den Vorschlag gemacht, dass Wolfgang Volontieri anstelle der Geschäftsführung den Posten als zweiter Vorsitzender übernimmt. Das wollte Wolfgang nicht und hat zum 1. Mai sein Amt niedergelegt.“

Volontieri selbst sieht in der Neubesetzung der Geschäftsstelle einen unfairen Umgang mit seiner Person: „Ich war 13 Jahre lang Geschäftsführer und habe mir in dieser Zeit ein gewisses Niveau erarbeitet. Trotzdem wurde mir gesagt, ich hätte keine ausreichende Ausbildung für die Position. Wenn es einen handfesten Grund gegeben hätte, dass meine Arbeit schlecht gewesen wäre oder es bessere Leute gegeben hätte, dann hätte ich das eingesehen. Aber das war nicht der Fall. Ich habe keinen Rückhalt mehr im Vorstand gespürt. Deshalb sage ich, dass es dabei gegen meine Person ging – auch wenn das niemand zugeben würde. So geht man in einem Verein, der komplett von Ehrenämtlern geführt wird, nicht miteinander um.“ Am 8. Juni entscheidet die Jahreshauptversammlung über die beabsichtigten Änderungen.

Trotz des Abstiegs hat der erste Vorsitzende Brenner in dieser Saison auch positive Seiten gesehen. „Die beiden Innenverteidiger Lars Birster und Jannik Messner sind für mich die Gewinner der Saison. Sie sind von der A-Jugend in den Aktiven-Bereich gewechselt und haben das richtig gut gemacht“, lobt Brenner die Talente, die dem Verein auch in der Oberliga erhalten bleiben. Der Trainer gibt sich zurückhaltender: „Die beiden haben sich gut entwickelt. Aber ich möchte niemand herausheben. Die Jungen müssen auch mit Lob umgehen können. Das kann auch schnell ins Gegnenteil umschlagen.“ Birster selbst äußert sich für die ihm gegebene Chance dankbar: „Für mich war das der absolut richtige Schritt, hierher zu wechseln. Ich hätte bei keinem anderen Regionalligisten soviel Einsatzzeit bekommen. Für mich persönlich war die Saison ein absoluter Gewinn und sehr lehrreich.“ Trotz der vielen Niederlagen.