Frankfurter Rundschau | „Gefühlt zwei Punkte verloren“

26.03.2018

Man muss es Stefano Maier hoch anrechnen, dass er es am Ende vorzog, sich an die eigene Nase zu fassen. Dem Innenverteidiger der Offenbacher Kickers wäre es am Sonntagnachmittag ein Leichtes gewesen, die Schuld beim Schiedsrichter Mario Schmidt zu suchen, dem beim 2:2 (1:1) der Hessen gegen Wormatia Worms in beeindruckender Weise das Spiel aus den Fingern geglitten war. Doch Maier schaute lieber auf seine eigene Leistung und die seiner Teamkollegen. „Wir hatten es selbst in der Hand“, raunte der 25-Jährige. „Gefühlt haben wir heute zwei Punkte verloren.“

Denn: Genauso unstet wie die Linie des Mannes an der Pfeife verlief vor 5348 Zuschauern auch das Spiel des Tabellenzweiten aus Offenbach, dessen Vorsprung auf Verfolger Mannheim durch das Remis von fünf auf drei Punkte schmolz. Die Kickers begannen ähnlich druckvoll wie zuletzt bei den Siegen gegen Mainz und Frankfurt, das erste Tor des Tages konnten jedoch die Gäste bejubeln, als ein Freistoß von Benjamin Maas die Mauer touchierte und dadurch unhaltbar für OFC-Torwart Daniel Endres abgefälscht wurde (24.). Die Kickers berappelten sich jedoch rechtzeitig und glichen noch vor der Pause durch einen energischen Antritt von Maik Vetter aus (38.). „Wir haben wieder mal eine Reaktion gezeigt“, sagte Kickers-Trainer Oliver Reck.

Die zweite Hälfte begann für die Gastgeber jedoch gleich mit dem nächsten Rückschlag. Marco Rapp schubste Gästestürmer Thomas Gösweiner, der sich auf den Ball gestellt hatte und umfiel wie ein gefällter Baum, Schiedsrichter Schmidt, der zuvor schon äußerst kleinlich gepfiffen hatte, zückte daraufhin ohne zu zögern die Rote Karte (46.). Eine dämliche Aktion von Rapp, aber ganz bestimmt keine Tätlichkeit.

Kurioserweise hatten die Kickers, die in Folge fast eine komplette Halbzeit in Unterzahl agieren mussten, nun ihre beste Phase. „Nach der Roten Karte kam bei uns eine Jetzt-erst-recht-Stimmung auf“, erzählte Maier. Varol Akgöz belohnte die Gastgeber schließlich mit dem verdienten 2:1 (52.). Nach einer guten Stunde merkte man den Kickers dann aber doch an, dass sie mit einem Mann weniger auf dem Rasen standen. Worms drückte, der OFC ließ sich hinten rein drängen und Patrick Auracher traf mit einem schönen Dropkick zum 2:2-Ausgleich (67.).

Die Partie wurde nun immer wilder, was auch an Schmidt lag, dessen Entscheidungen irgendwann gar nicht mehr nachzuvollziehen waren. Selbst als Endres mit der Faust den Ball und das Gesicht von Auracher traf und der Wormatia-Käpitän blutend liegend blieb, ertönte kein Pfiff. In einer daher umso hektischeren Schlussphase waren die Kickers wieder das tonangebende Team, konnten ihre Überlegenheit jedoch nicht mehr in Tore eintauschen. Am Ende einer turbulenten Partie war Reck dennoch zufrieden mit der Einstellung seiner dezimierten Elf: „Mit so einer Moral kann man Berge versetzen.“