Wormser Zeitung | Eine furiose Aufholjagd: Von 0:3 auf 5:3

29.09.2003

Wormatia dreht den Spieß gegen Hauenstein noch um / Ertl und Arcangioli treffen doppelt

Vom 29.09.2003

Ein total verrücktes Spiel: Nach 35 Minuten lag der VfR Wormatia gegen den SC Hauenstein bereits schier hoffnungslos mit 0:3 zurück, doch am Ende stand nach furioser Aufholjagd ein völlig verdienter 5:3-Sieg. Der Schlüssel zum Erfolg: In der 38. Minute wechselte der selbst als Libero mitwirkende Trainer Dirk Anders mit Marcel Gebhardt und Giuliano Arcangioli zwei Joker ein, die sofort stachen.

 
Von unserem

Redaktionsmitglied

Frank Beier

"Die Einwechslungen waren echte Glücksgriffe", sah auch Gäste-Coach Robert Jung den Knackpunkt im Spiel zu einem Zeitpunkt, als wohl keiner der 510 Besucher noch einen Pfifferling auf die Hausherren gesetzt hätte. Und Dirk Anders bestätigte: "Nach dem 0:3 waren wir praktisch tot. Mit den zwei neuen Spielern kam plötzlich wieder Leben in die Mannschaft, mit jedem Tor wuchs die Begeisterung." Dass die schon verloren geglaubte Partie in einer mitreißenden zweiten Halbzeit noch gedreht wurde, nahm Anders, der tags zuvor 37 Jahre geworden war, als nachträgliches Geburtstagsgeschenk dankbar an.

Bevor sich der Wormatia-Coach jedoch so richtig freuen durfte, wurden seine Nerven auf eine harte Zerreißprobe gestellt. "Ich wollte vor allem hinten 'zu Null• spielen", erhoffte sich der "Not-Libero" unter seiner Führung mehr Stabilität in der Defensive. Doch dieses Vorhaben war schon nach einer guten halben Stunde auf krasseste Weise zerstört. "Wir haben uns alle drei Gegentore praktisch selbst reingelegt", sah Anders jeweils einen individuellen Blackout als Auslöser. Beim 0:1 leitete Björn Miehe den Gäste-Konter mit einem eklatanten Fehlpass ein, Michael Hunsicker übersprintete die in der Vorwärtsbewegung befindliche Abwehr und vollstreckte ganz cool (22.). Ein weiterer absolut unnötiger Ballverlust öffnete Rudolf Benkler die rechte Außenbahn, und seine scharfe Hereingabe beförderte Steffen Kohl ins eigene Netz (33.). Und als Unglücksrabe Kohl nur 120 Sekunden später den Ball übernervös verstolperte, nahm Manuel Hornig das Geschenk dankend zum 0:3 an.

"Wir haben bis dahin sehr diszipliniert gespielt", sah Jung sein taktisches Konzept zu Beginn optimal umgesetzt: Aus null Chancen drei Tore - besser geht's in der Tat kaum. Dagegen war Dirk Anders völlig konsterniert. "Ich hatte Angst, dass wir wieder eine Packung kassieren", gab er hinterher unumwunden zu. Vieles sei ihm in diesen bitteren Minuten durch die Kopf geschossen - auch die Konsequenzen einer neuerlichen Heimschlappe.

In dieser äußerst kritischen Situation entschloss sich der VfR-Coach zu einer riskanten Maßnahme. Sehr frühzeitig wechselte er für die enttäuschenden Tommaso Fontana und Duro Bozanovic zwei frische Offensivkräfte ein und bewies damit ein überaus glückliches Händchen. Marcel Gebhardt und Giuliano Arcangioli entfachten sofort frischen Wind und rissen ihre zuvor wie gelähmt wirkenden Teamkollegen mit. Vor allem Stefan Ertl profitierte von der Beweglichkeit der beiden Neuen und avancierte in der Folge zum überragenden Akteur auf dem Platz. "Ertl hat dem jungen Marx deutlich die Grenzen aufgezeigt", lobte auch Robert Jung den Ex-Profi, der mit seinem Kopfballtor zum 1:3 (41.) nach Freistoß von rechts die Wende einleitete.

Zwar gelang den Wormaten trotz einer Riesenchance von Christian Vogel, die Torhüter Jens Michelbach in toller Manier vereitelte (42.), bis zur Pause keine Resultatsverbesserung mehr, sie waren aber nach Wiederbeginn nicht mehr zu halten. Giuliano Arcangioli nach scharfer Hereingabe von Christian Vogel (52.) und Marcel Gebhardt, der sich den Ball selbst erkämpfte und überlegt vollendete (60.), sorgten für den umjubelten Ausgleich. "Während die Wormser von Tor zu Tor stärker wurden, sind wir regelrecht zusammengesackt", sah Robert Jung das Unheil über seiner Truppe hereinbrechen. Eine Flanke von Matthias Dehoust köpfte Stefan Ertl fast ungehindert zum 4:3 (67.) ein, und neun Minuten später betätigte sich der Torschütze dann als Vorbereiter: Zum wiederholten Mal ließ er Marx aussteigen und legte mustergültig auf für Giuliano Arcangioli, der nur noch einzuschieben brauchte (76.). Dirk Anders atmete nach "diesem sauwichtigen Sieg" erst mal ganz tief durch: "Der Druck war unwahrscheinlich hoch. Kompliment an die Mannschaft, dass nicht aufgegeben hat und über 60 Minuten gezeigt hat, was in ihr steckt."