Wormser Zeitung | Mit der Führung ist Wormatia Worms in der Siegerspur

27.11.2017

MAINZ - Das war eine perfekte Woche für den VfR Wormatia Worms. Erst der wichtige 1:0-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers als einen der direkten Konkurrenten im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga. Drauf der Halbfinal-Einzug im Verbandspokal. „Das hat richtig Kraft gegeben“, sagt Thomas Gösweiner über das 1:0 beim SV Morlautern vom Mittwoch. Den Wormsern im Allgemeinen und dem 22-Jährigen im Besonderen war das deutlich anzumerken: 4:0 (1:0) siegte die Wormatia bei Mainz 05 II, Gösweiner hatte daran einen entscheidenden Anteil.

In der 43. Minute ging der Wormatia-Angreifer ebenso wie Finn Dahmen zum Ball. Der Mainzer Keeper hatte die Hände am Ball, Gösweiner die Stirn. Die Kugel prallte zu Ricky Pinheiro, der abstaubte. „Ich hatte den Ball fest in den Händen, vom Gefühl her muss man das abpfeifen“, findet Dahmen. „Ich denke nicht, er kommt raus, hat den Ball nicht richtig“, hält Gösweiner entgegen. „Kann man abpfeifen“, findet 05-Trainer Dirk Kunert. „Dann wären wir jedenfalls nicht ausgeflippt“, gibt sein Wormser Kollege Steven Jones zu.

Es war in jedem Fall ein Wirkungstreffer. War die Partie bis dahin verteilt, so fiel den Mainzern nun fast gar nichts mehr ein. Philipp Klement mit einem harmlos abgeschlossenen Solo (44.), Ex-Wormate Sandro Loechelt, der den Ball aus spitzem Winkel Steve Kroll auf die Fäuste feuerte (46.), Kerem Bülbüls druckloser Kopfball (58.), mehr kam nicht. Zwar spielten die Platzherren zeitweilig Belagerungsfußball, ohne dabei jedoch überhaupt nur nachhaltig am Wormser Tor zu rütteln. „Wir wussten, dass wir selten den Ball haben würden und viel laufen müssen“, sagt Gösweiner. Das taten sie diszipliniert und umsichtig, und wenn die Wormser die Kugel hatten, ging es immer wieder flott und auch tatendurstig nach vorne.

Beispielsweise, als Rechtsverteidiger Patrick Auracher bis zur Grundlinie durchging. Sein Lupfer über Dahmen hinweg prallte vom Lattenkreuz zu Gösweiner, dessen Schuss erst hinter der Linie geklärt wurde (70.). Nachdem Tevin Ihrig den eingewechselten Jan-Lucas Dorow zu Fall brachte, traf Auracher vom Elfmeterpunkt (79.). Dorow selbst ließ das 4:0 noch liegen, als er freistehend nach einem Konter ausrutschte (85.). Dafür war noch einmal Gösweiner zur Stelle, der nach Benjamin Maas’ scharfer Freistoßflanke per Kopf den Schlusspunkt setzte (90.+1). „Zur Pause kann es schon 2:0 oder 3:0 stehen“, sagt der Doppelpacker, „so wie heute kann es gern an jedem Spieltag laufen“.

In den ersten Minuten deutete sich ein so rauschendes Wormser Fußballfest noch nicht an. Nach zwei Wacklern in der Kette waren die Mainzer gefährlich im Strafraum, brachten aber keinen klaren Abschluss zustande. Doch schon früh gelang es dem VfR, die Partie ausgeglichener zu gestalten. Pinheiros Volley-Abnahme nach Giuseppe Burgios Flanke flog knapp vorbei (9.), Auracher setzte seinen Kopfball zu zentral (12.). Auf der Gegenseite verfehlte 15-Tore-Mann Karl-Heinz Lappe erst ein eigentlich mustergültiges Zuspiel Maurice Neubauers (12.) und spielte dann in einer Mainzer Drei-gegen-Zwei-Überzahl einen schlampigen Fehlpass (37.). Zwei Minuten vor seiner ersten Torbeteiligung köpfte Gösweiner nach einer Ecke knapp daneben (41.).

15 Jahre ist es her, dass den Wormsern ein Sieg bei Mainz 05 II gelang, damals noch in der Oberliga. In den vorigen vier Regionalligaspielen gab es im Schnitt 3,5 Gegentore. Diesen Bock haben die Wormser mit Wucht umgeschmissen und damit eine mehr als gelungene Woche gekrönt. „Wir waren so pomadig, ohne Willen, langsam, lassen uns so leicht auskontern“, ärgert sich 05-Kapitän Sebastian Tyrala, „heute haben wir es nicht verdient, zu gewinnen“. Der VfR schon.

DIE TRAINER IM WORTLAUT

Steven Jones (VfR Wormatia): „Ich bin sehr zufrieden. Wir wussten, dass die Mainzer ein hervorragendes Positionsspiel haben und wir dem Ball viel hinterher laufen und Räume schließen müssen. Aber wir wussten auch, dass wir immer wieder Situationen bekommen. In den letzten Wochen ist es uns nicht gut gelungen, in eigenem Ballbesitz ruhig zu bleiben. Das haben wir heute gut gemacht. 4:0 in Mainz zu gewinnen, ist außergewöhnlich. Das Ziel ist der Klassenerhalt, und es wird noch ein langer, harter Kampf.“

Dirk Kunert (Mainz 05 II): „Ich bin sehr enttäuscht, wir haben uns das ganz anders vorgestellt. Uns war klar, dass wir mehr Ballbesitz haben werden. Wir wollten die Wormatia laufen lassen. Sie sind eine Mannschaft, die auch nach vorne spielt. Dann wollten wir im Umschaltspiel nach vorne kommen, aber das ist uns nicht gelungen. Wir haben zwei, drei Überzahlsituationen zu schlampig ausgespielt. Wir haben zwar alles probiert, aber nicht gut gegen den Ball gespielt und verdient verloren.“