FuPa.net | Pomadig, ohne Willen, desolat

25.11.2017

Mainz 05 II übt nach 0:4-Pleite gegen Wormatia Worms harsche Selbstkritik

Sebastian Tyrala wirkt regelrecht entgeistert. „Wir waren so pomadig, ohne Willen, langsam, lassen uns so leicht auskontern und spielen vorne unsere Situationen schlecht aus“, ärgert sich Kapitän der U23-Fußballer des FSV Mainz 05, „heute haben wir es nicht verdient, zu gewinnen.“ Die logische Konsequenz war eine 0:4 (0:1)-Pleite gegen Wormatia Worms, die U23-Koordinator Manfred Lorenz als „ganz bittere Niederlage“ einordnet: „Unser Spiel war von Anfang an zu sehr in die Breite angelegt. Ohne Tiefenläufe gewinnst du gegen einen so kompakten Gegner kein Spiel. Wir hatten kein Tempo im Spiel, das war desolat.“

In den ersten fünf Minuten, als die Wormser ihre beiden Viererketten noch nicht fest verankert hatten, fanden die Mainzer in zwei gefährlichen Strafraumsituationen den Abschluss nicht. Danach entwickelte sich ein von den Chancen her zunächst ausgeglichenes Spiel. Ricky Pinheiro mit einem Volley (9.) und Patrick Auracher per Kopf (12.) näherten sich dem Mainzer Tor an, auf der Gegenseite verfehlte Karl-Heinz Lappe erst ein eigentlich mustergültiges Zuspiel Maurice Neubauers (12.) und machte dann mit einem Fehlpass eine Drei-gegen-Zwei-Überzahl zunichte (37.). Thomas Gösweiner köpfte nach einer Ecke knapp am Tor vorbei (41.) – und leitete zwei Minuten später den Auswärtssieg ein. 05-Keeper Finn Dahmen hatte nach einer Flanke die Hände und der Wormser Stürmer die Stirn am Ball, der zu Torschütze Pinheiro prallte (43.). „Vom Gefühl her muss man das abpfeifen“, findet Dahmen. „Wenn das abgepfiffen wird, flippen wir jedenfalls nicht aus“, gibt Gästetrainer Steven Jones zu.

Der Treffer zeigte Wirkung. „Es zieht sich durch die Saison, dass wir immer wieder einem Rückstand hinterher laufen müssen“, ärgert sich 05-Coach Dirk Kunert. Der überraschend aufgebotene Philipp Klement schloss seinen Sololauf zu harmlos ab (44.), Ex-Wormate Sandro Loechelt zielte aus spitzem Winkel genau auf die Fäuste von Keeper Steve Kroll (46.). Ein Kopfball Kerem Bülbüls hoppelte am Tor vorbei (58.). Das war's. Bei aller Dominanz gelang es den Platzherren kaum einmal, die umsichtig verteidigenden Wormser ins Wanken zu bringen. Die Umstellung auf das länger nicht mehr verwendete Tannenbaumsystem mag eine Rolle spielen, kann aber kaum als Erklärung für die Defensivpatzer herhalten. „Wir haben nicht gut gegen den Ball gearbeitet“, bemängelt Kunert. Die Konsequenz: Erst traf Gösweiner, nachdem Auracher den Ball ans Lattendreieck gelupft hatte (70.), dann verwandelte Auracher einen von Tevin Ihrig an Jan-Lucas Dorow verursachten Foulelfmeter (79.). Den Schlusspunkt setzte Gösweiner mit seinem zweiten Tor per Kopf nach Benjamin Maas' Freistoßflanke (90.+1).

„Ich bin sehr enttäuscht“, betont Kunert, „wir haben uns das ganz anders vorgestellt.“ 15 Jahre ist der letzte Wormser Sieg beim Mainzer Unterbau her, 3,5 Heimtore gab es in der Regionalliga gegen die Wormatia im Schnitt. Alles Makulatur, dafür hat die Heimschwäche der laufenden Saison Bestand. Nur drei Siege aus zehn Partien sprechen eine deutliche Sprache: Gegen tief stehende Mannschaften fehlen den 05ern immer wieder die Mittel.