Wormser Zeitung | Lars Schäfer macht die Blamage perfekt

22.09.2003

Mayen genügt ein einziger Torschuss zum 1:0-Sieg gegen maßlos enttäuschende Wormatia

Vom 22.09.2003

Durch eine indiskutable Leistung verlor der VfR Wormatia sein Heimspiel gegen TuS Mayen mit 0:1 und verpasste damit den Zug Richtung Vorderfeld der Oberliga auf fast fahrlässige Weise. Den biederen Gästen genügte ein einziger gefährlicher Torschuss, um die völlig indisponiert wirkenden Wormser zu besiegen und Verantwortliche wie Fans in tiefste Enttäuschung zu stürzen.

 
Von unserem

Mitarbeiter

Sebastian Elvers

Am Ende der 90 Minuten herrschte Irritation ob der latenten Unsicherheit bei der Deutung dessen, was sich am Samstag eigentlich zwischen 15.30 Uhr und 17.20 Uhr im Stadion abgespielt hat. "Ich bin in dieser Saison nicht zum ersten Mal enttäuscht", gab der stellvertretende VfR-Vorsitzende Andreas Hahn einen Einblick in sein Gefühlsleben, "doch diesmal ist meine Enttäuschung besonders groß, weil wir ja gerade im Kommen waren." Nach dem Mayener Waterloo sei "die Arbeit von fünf Wochen kaputt gemacht".

Der angestrebte Marsch in Richtung Tabellenspitze wurde zum stolpernden Showlaufen der Unzulänglichkeiten. Nichts ging. Wer hätte das gedacht? Es war so, als hätten die Mayener, die übrigens mit dem letzten Aufgebot angereist waren, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Denn wie hatte sich Wormatia-Coach Dirk Anders im Vorfeld der Partie geäußert: "Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht gewinnen." Nach der Pressekonferenz darauf angesprochen, erläuterte er seine Ankündigung so: "Das sollte heißen: Nur wir selbst können dazu beitragen, dass es nicht klappt." Und seine Schützlinge taten mächtig viel dafür, dass überhaupt nichts klappte. So etwas regt natürlich zu allerlei Spekulationen an. "Das grenzt ja an Arbeitsverweigerung", machten empörte Tribünenbesucher ihrem Unmut Luft.

Vielleicht wäre ja alles ganz anders gelaufen, hätte Wormatia frühzeitig zum 1:0 getroffen. Die Möglichkeiten dazu waren vorhanden. Stefan Ertl, der eine Freistoßflanke von Matthias Dehoust nur knapp verpasste (13.) und Tommaso Fontana, der völlig freistehend den Ball aus kurzer Distanz neben das Gehäuse setzte (15.), hätten dem gruseligen Nachmittag eine andere Richtung verleihen können. "Wir hatten Glück, dass Worms nicht in Führung ging", gestand TuS-Trainer Erich Klasen. Doch nach diesem durchaus verheißungsvollen Auftakt mit den beiden Großchancen schlich sich der Schlendrian ein - wohl hervorgerufen durch das schwer zu verstehende Phänomen, gegen vermeintlich Unterlegene nicht alles tun zu müssen, um das eigene Ziel zu erreichen.

Fast war es Dirk Anders peinlich, schon wieder sagen zu müssen, dass "es immer nur über den Weg des Einsatzes geht". Frust schwang bei seinen Ausführungen mit, "weil wir schon erlebt haben, was passiert, wenn man nicht alles versucht". Neben diesem Mangel an der Fähigkeit, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, ärgerte Anders die scheinbar unterentwickelte Einsichtsfähigkeit einiger Spieler. "Da stehst du draußen, rufst was rein und kriegst dann was zurück", dürfe niemand seine Autorität als Übungsleiter in Frage stellen. Deshalb müssten einige aufpassen: "Das lasse ich mir nicht bieten."

Was der Trainer aber mit Entsetzen hinnehmen musste, war das 0:1 durch Lars Schäfer, der einen Konter erfolgreich abschloss (75.). Es war der erste gefährliche Schuss aufs VfR-Gehäuse. Keeper Thorsten Müller, von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen, konnte einem Leid tun. Das besonders Enttäuschende: Auch nach diesem Rückstand war bei Wormatia kein wirkliches Aufbäumen zu erkennen. Zwar gab es noch mehrere Strafraumszenen, aber keine zwingende Torchance mehr, weil die unbedingte Entschlossenheit, das Spiel noch drehen zu wollen, nicht vorhanden war. So wirkte der Abpfiff des Schiedsrichters, der das grausame Gewürge beendete, fast wie eine Erlösung.