HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung) | Woran der KSV Hessen nun arbeiten muss

24.10.2017

Kassel. Kriegen die Löwen jetzt die Krise? Sieben Spiele wartet der KSV Hessen Kassel auf einen Sieg. Das 1:4 beim FSV Frankfurt bezeichnete Trainer Tobias Cramer als schlechtestes Spiel seiner Amtszeit.

Von einer Krise spricht er nicht, sagt aber: „Wir haben gewusst, dass wir in dieser Saison auch schwere Zeiten durchlaufen werden. Derzeit sind die Probleme weniger fußballerischer, sondern vor allem mentaler Natur.“ Woran es beim KSV jetzt zu arbeiten gilt:

Die Köpfe freibekommen

Cramer bezeichnet das als wichtigste Aufgabe für das Trainerteam. „Wir müssen so auf die Mannschaft einwirken, dass sie gestärkt aus der Situation hervorgeht“, sagt er. Keine leichte Aufgabe, das zeigen die Aussagen vom Samstag, als der Trainer wieder mehr Demut und größere Bereitschaft zur Arbeit einforderte. Was umgekehrt so gedeutet werden kann: Der ein oder andere stellt sich selbst über das Team. „Der Verein steht über allem“, sagt Cramer und erinnert daran, was den KSV stark gemacht hat: „Wenn wir 90 Minuten absolute Laufbereitschaft bringen, dann ist es schwer, uns zu schlagen.“ Einer der möglichen Gründe für das Nachlassen: Das schnelle Aufholen des Punktabzugs scheint zu einem Konzentrationsverlust geführt zu haben.

Die Form finden

Das ist natürlich leicht gesagt, zumal die Gründe höchst unterschiedlich sein können. Sebastian Schmeer beispielsweise besitzt nach seiner Krankheit noch nicht die körperliche Frische. Anderen Akteuren fehlt es an Konstanz. Auffällig auch: Die Spieler aus der zweiten Reihe schließen die Lücken nicht so wie im vergangenen Jahr, als das Verletzungspech deutlich größer war. Am Samstag gelang es niemandem, das Fehlen von Sebastian Szimayer, Sascha Korb und Ingmar Merle zu kompensieren. Cramer findet dazu deutliche Worte: „Niemand darf denken, dass er nach fünf Spielen schon ein gestandener Regionalliga-Akteur ist.“

Die Defensive stärken

So ein 3:4-Spektakel, eine Aufholjagd zum 3:3 nach 0:3, klar, das macht mal Spaß. Ein 1:4 schon deutlich weniger. Was es zeigt: Der KSV hat verloren, was ihn sonst so stark gemacht hat. Cramer sagt klar: „Mit so vielen Gegentoren werden wir nicht viele Spiele gewinnen.“ Es ist vor allem die hohe Anzahl individueller Fehler, die nicht nur dem Trainer Sorgen bereitet. „Das kann man nicht wegtrainieren“, sagt Cramer. Also mahnt er zu Konzentration auf das Wesentliche. Tore verhindern statt das Spektakel suchen muss das Motto sein. Von einem aber ist der Trainer überzeugt: „Wir haben die Qualität, wieder erfolgreicher aufzutreten.“

Keinen Druck aufbauen

Das gelingt beim KSV bisher wohltuend gut. Trainer und Team erhalten Unterstützung. Vorstandsmitglied Jens Rose hat nach der Pleite von Frankfurt demonstrativ erklärt: „Wir bleiben ruhig. Niemand steht hier unter Druck.“ Und auf den Rückhalt der Fans können sich die Löwen verlassen – das war schon mal ganz anders. In Frankfurt unterstützten 300 Anhänger die Mannschaft lautstark. Klar ist aber auch: Am Freitag gegen Worms müssen mal wieder Punkte her. Die gute Stimmung rund um den KSV darf nicht kippen.