FuPa.net | Keine Punkte bei den Kickers

30.07.2017

Tapfere Wormaten verlieren in Stuttgart / Spielerlaubnis für Gösweiner kommt nicht rechtzeitig

Stuttgart. Selten wohl dürfte – bei aller überwiegenden Enttäuschung – der Prozentsatz Zufriedenheit nach einer Pleite so ausgeprägt gewesen sein, wie das nach dem 0:1 (0:1) von Wormatia Worms zum Saisonstart der Fußball-Regionalliga bei den Stuttgarter Kickers der Fall war. „Eine unnötige Niederlage. Auf der Leistung kann man aber aufbauen“, sprach etwa Alan Stulin stellvertretend für viele. Ein paar Fragen blieben dennoch: Wie oft kann man eine solch hohe Dosis Adrenalin in die Waagschale werfen? Und wer wird jetzt neuer etatmäßiger Elfmeterschütze?

Stulin vergibt Chance zur Führung per Elfmeter

Stulin jedenfalls ist wohl erst mal raus aus der Verlosung, nachdem er mit seinem vierten Fehlschuss früh die Riesenchance zur Führung vergab: Nach einem durch den umtriebig-laufstarken Sturmführer Daisuke Ando im Halbfeld herausgeholten Freistoß hatte Maurice Hirsch an der Strafraumgrenze Neu-Kapitän Patrick Auracher das Bein gestellt – es war zumindest ein „95-Prozent-Elfmeter“. Diesen schoss Stulin aber eben recht schwach nach rechts unten, wo Kickers-Keeper Christian Ortag parierte (16.). „Ich muss ihn natürlich rein machen, hab mich auf mein Eck verlassen“, bekannte Stulin. „Da muss ich wohl drüber nachdenken“, meinte sein Coach Steven Jones zur Schützenfrage – leicht schmunzelnd, denn einen Vorwurf wollte dem stets zur Verantwortung bereiten Stulin niemand machen.

Die Führung wäre aber durchaus verdient gewesen, gemessen jedenfalls an der Leistung im Verhältnis zur Ausgangslage. Während Kickers-Coach Tomasz Kaczmarek nämlich über seine Personal-Qual-der-Wahl Auskunft gegen musste, hatten sich Wormatias Aufstellungsprobleme vor dem Start nochmal deutlich verschärft: Weil es mit der über die FIFA einzuholenden Spielberechtigung für Thomas Gösweiner klemmte, hatte sich die Ausfallliste der Wormaten noch verlängert. Erst zum Derby gegen Mainz 05 II am nächsten Samstag werden die Modalitäten rund um den internationalen Transfer des Österreichers von Sturm Graz II zur Wormatia abgehandelt sein.

Ando schlägt sich im Sturmzentrum wacker

In Stuttgart schoben dafür die erst ins Aufbautraining gerückten Sebastian Schmitt und Steffen Straub je etwa eine Halbzeit Schicht, zudem rückte Ando in die Spitze – und machte es meist stark. Überhaupt: Die Wormser Rumpftruppe hielt sich sehr wacker, setzte Akzente gerade auch in Persona der Neuen, ließ das Bällchen durchaus ansehnlich durch die Reihen laufen – und hinten lange gar nichts zu. Es dauerte 39 Minuten bis zur ersten Kickers-Chance, die indes sofort saß: Mijo Tunjic drückte eine klasse Hereingabe von Lhadij Badiane ins Netz. Kaczmarek hatte Start-Rechtsaußen Badiane zuvor kurzfristig die Seiten wechseln lassen, was wohl Wormatia-Verteidiger Ömer Yildirim entscheidend überrumpelte. Ansonsten lieferte der Aue-Zugang ein ordentliches Pflichtspieldebüt nach langer Pause.

Schon Sekunden nach der Pause hätten die Gäste ausgleichen können, Kickers-Keeper Ortag aber rettete gegen Andos Kopfball. „Schade“, sagte der Ludwigshafener Neuzugang, dem seine allererste Regionalliga-Partie aber dennoch „Spaß“ gemacht hatte: „Es gibt viel zu laufen, viel zu arbeiten.“

Viel zu laufen hatten auch die Kickers, die nach gut einer Stunde für wenige Minuten ihre beste Phase besaßen: Lukas Scepanik aber scheiterte jeweils nach Badiane-Vorbereitung solo am glanzparierenden Mario Miltner (56.) und bekam nicht genug Druck hinter den Kopfball (62.) – wie im Gegenzug Benni Himmel hinter seinen eigentlich freistehend-aussichtsreichen 19-Meter-Schuss. „Die zweite Halbzeit haben wir klar dominiert“, sagte Stulin, sicher auch unter dem Eindruck der Schlussviertelstunde. Ando wurde im Strafraum umgerissen – ein 50-Prozent-Elfmeter (80.). Kurz vor Schluss rutschte Jonny Zinram allein vor dem Tor um Zentimeter an einer Straub-Flanke vorbei (84.). Und auch diverse späte Schüsse Jan-Lucas Dorows scheiterten.

„Die Chancenverwertung“ machte denn auch Auracher als ausschlaggebend für die Niederlage aus. Er stellte aber heraus: „Riesenkompliment an alle, das hätte nach einem Blick auf den Spielberichtsbogen sicher niemand erwartet. Man hat gesehen, wie eng die Mannschaft zusammengerückt ist.“

Die Trainer im Wortlaut

Tomasz Kaczmarek (Stuttgarter Kickers): „Wormatia Worms hat uns gut herausgefordert- Aber insgesamt ist es doch so: Es geht nur um das Ergebnis, daher werden uns die drei Punkte Selbstvertrauen geben, deshalb können wir befreiter aufspielen. Auch wenn wir besser spielen können. Man hat gesehen, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben.“

Steven Jones (Wormatia Worms): „Das war eine tolle Atmosphäre hier, das kann einen antreiben. Wir haben gut angefangen, mutig gestört, uns auch nach dem 0:1 – einer tollen Einzelaktion – nicht gehen lassen. Wir haben wenig zugelassen und auch unsere eigenen Situationen und Torchancen. Ein Punkt wäre verdient gewesen. Heute war es extrem emotional. Es war enorm viel Adrenalin im Spiel – das wird natürlich schwer, das jede Woche abzurufen. Gottseidank sind die wenigsten unserer Ausfälle langzeitverletzt. Wir arbeiten aber dennoch an der einen oder anderen Verpflichtung.“