Südwest Presse | Zwei Ex-Spatzen als Spielverderber

15.05.2017

Nach der Pause erlebte das Publikum ein abwechslungsreiches Spiel

Eigentlich wollte sich der SSV Ulm 1846 Fußball mit einem Heimsieg gegen Worms von seinen Fans verabschieden. Aber ein Duo hatte beim 1:1 an alter Wirkungsstätte etwas dagegen.

Klarer Fall von „ausgerechnet“: Ausgerechnet Florian Treske sorgte mit seinem Tor (42.) zum 1:1 (1:1) der Wormatia Worms im Donaustadion gegen die Regionalliga-Fußballer des SSV Ulm 1846. Und die Vorlage mit einer präzisen Flanke legte ausgerechnet Johannes Ludmann auf. Durch einen an Alper Bagceci verursachten und von Thomas Rathgeber (10.) sicher verwandelten Foulelfmeter waren die Spatzen schon früh in Führung gegangen.

„Dieses Tor war Pflicht“, räumte der Ex-Ulmer Treske, der bei dem Ausgleich auf einen Jubel verzichtete, nach dem Spiel ein. Dass der 29-Jährige mit Ausnahme dieses Treffers kaum zu sehen war, lag an einer konzentrierten Leistung des SSV 46, die freilich mit zunehmender Spielzeit immer fahriger wurde. Nach einem äußerst starken Beginn hatte der SSV 46 stark nachgelassen. Nach 15 Minuten, so rechnete es Trainer Stephan Baierl als kritischer Beobachter noch einmal akribisch nach, war seiner Mannschaft das Spiel nämlich auf sonderbare Weise entglitten.

Eigentlich wollten sich die Hausherren mit einem Heimsieg mit mehr als zwei Toren verabschieden und „das Publikum in eine  schöne Sommerpause entlassen“, sagte der Trainer. Das Gesetz der Serie sprach dabei für den SSV 46, denn in den bisherigen fünf Gastspielen von Wormatia Worms verließen die Gäste lediglich mit einem Unentschieden das Donaustadion, vier Mal als Verlierer. Eigentlich? Das Wort hat etwas verräterisches an sich. So, wie Beinewackeln Stress anzeigt und Kribbeln in den Fingern auf Nervosität hinweist, so bedeutet das Wort „eigentlich“, dass etwas nicht so ist, wie es sein könnte, wie es sein sollte.

Nach der Pause erlebte das Publikum ein abwechslungsreiches Spiel, das ein paar Highlights, aber nicht das Feuer eines Duells um alles oder nichts bot. Dennoch  wäre mehr als ein Tor für die Platzherren möglich gewesen, aber Volkan Celiktas (55.), Luca Graciotti (58.), „Richie“ Halili (64., 83.), Janik Michel (83.) und Fabian Gondorf (89.) vergaben gute Möglichkeiten. „Dieses Problem haben wir seit der Winterpause“, bemerkte Baierl.

Die beiden Ex-Ulmer Treske und Ludmann konnten nach der Partie gar nicht genug bekommen. Immer wieder war Händeschütteln und Umarmung mit Bekannten und Freunden angesagt. Beide gaben sich beim Wiedersehen im Donaustadion betont entspannt. „Es war letztendlich nur ein Spiel. Klar ist das emotional, ich wollte das aber nicht so an mich rankommen lassen“, sagte Treske, der die Rückkehr an alte Wirkungsstätte zu einem Kurztrip zu den Schwiegereltern in Bibe­rach nutzte. Angesichts seines erzielten Tores – sein zehnter Saisontreffer – muss er nun  seinen Kumpel Johannes Reichert, der vor der Partie zum Spieler des Jahres gekürt wurde, für den aber nach der fünften gelben Karte die Saison schon frühzeitig beendet ist, zu einem Essen einladen.