FuPa.net | Wormatia verliert die Geduld

04.12.2016

Die Jones-Elf kommt beim 0:2 in Walldorf trotz Überzahl aus dem Tritt

Walldorf. Eine formidable erste Hälfte – gefolgt von einer enttäuschenden zweiten. So läuft’s in dieser Saison für die Wormatia, wenn sie auf die Astoria aus Walldorf trifft. Während die 0:1-Heimniederlage vor fast einem Vierteljahr noch durch einen eher unerklärlichen Leistungsabfall gekennzeichnet war, kann bei der 0:2-Auswärtsschlappe vom Freitagabend ein klarer Knackpunkt ausgemacht werden: Es war – mal wieder – ein Platzverweis. Kurioserweise war es diesmal allerdings einer, den sich der Gegner einhandelte.

In Homburg (1:2) und Koblenz (0:1) bog der VfR zuletzt auf die Verliererstraße ein, als er nahe der Halbzeit in Unterzahl geraten war. In Walldorf war die Truppe von Steven Jones ab der 48. Minute in Überzahl. Und machte fortan fast alles falsch. Und das, nachdem der Trainer eigentlich alles richtig gemacht hatte.

Denn in der Pause machte vor allem ein Satz die Runde: „Sandro Loechelt muss er rausnehmen.“ Und Walldorfer Fans schwante: „Timo Kern muss ausgewechselt werden.“ Die beiden Sechser hatten sehr mit Haken und Ösen agiert – vorzugsweise gegen den jeweils anderen –, früh „Gelb“ kassiert und waren schließlich in zwei ganz ähnlichen Situationen vor dem Kabinengang knapp an der Ampelkarte vorbeigeschrammt. „Sie waren auf dem gleichen Verwarnungslevel“, wie es Astoria-Trainer Matthias Born später treffend auf den Punkt brachte. „Wir haben noch diskutiert“, gab der Coach Einblick in seine Kabinengespräche. Doch während Steven Jones Loechelt zur zweiten Halbzeit durch Sebastian Schmitt ersetzte, setzte Born weiter auf Kern. Und prompt musste dieser drei Minuten später nach einem erneut rüden Foul mit „Gelb-Rot“ runter.

Doch paradoxerweise schlug das Pendel nun ganz klar gen Astoria aus. Aus vor allem einem Grund: „Wir haben die Geduld verloren, den Ball zu früh nach vorne gechippt – statt ruhig über die Außen zu kommen“, analysierte Alan Stulin. „Wir wollten zu viel, waren zu euphorisiert, haben die Nerven verloren. Wir müssen mit solchen Situationen cleverer umgehen“, betonte Jones, der sich vor allem auch darüber ärgerte, „die zweite Reihe nicht gut abgesichert“ zu sehen. Denn prompt hatte der VfR sieben Minuten nach dem Kern’schen Abgang einen Konter zum 0:2 kassiert, was eine aus den genannten Gründen unsortierte Wormatia-Truppe zu keinem Zeitpunkt mehr ernsthaft ins Wanken bringen konnte.

Dabei hatte das über weite Strecken der ersten Hälfte, die ein wahnsinniges Chancenfestival war, noch ganz anders ausgesehen. Zwar gehörte den Gastgebern die unmittelbare Anfangsphase mit einigen guten Gelegenheiten. Nach gut zehn Minuten aber wogten die Wellen mehr und mehr gen Walldorfer Gehäuse. „Da waren wir klar die bessere Mannschaft“, meinte Stulin – sicher einen Tick zu vereinsbrillenbehaftet. Born sah – auch insgesamt – „Augenhöhe“, Kollege Jones „eine super erste Halbzeit. Mit zwei Teams, die voll auf Sieg spielten“. Dass dieser letztlich nicht bei Wormatia landete, lag wieder einmal an der schwachen Chancenverwertung. Vor allem der (durchaus bemühte) Jan-Lucas Dorow präsentierte sich diesmal wieder abschlussschwach – insbesondere, als er freistehend nach Traumpass des am Freitag zunächst kombinationsstarken Florian Treske scheiterte (25.).

Doch auch etwas Positives durfte Wormatia zumindest aus Hälfte eins behalten: Die Dreierkette – diesmal mit Eugen Gopko als linker Lösung – konnte erneut, wie schon gegen Hoffenheim, das Chancen-Kreieren befördern. „Wir waren gut vorbereitet und haben sie gut umgesetzt“, sah Stulin die neue Grundaufstellung „auf jeden Fall positiv: Ich zum Beispiel kann mich mehr in die Offensive einschalten – auch wenn es laufintensiver ist“.