Frankfurter Rundschau | Satt geworden

13.11.2016

Die Offenbacher Kickers wahren ihren Heimnimbus, schlagen Wormatia Worms mit 2:0 und verlassen erstmals die Abstiegsränge.

Doch, doch, versicherte Matthew Taylor, „ich bin happy.“ Ein Lächeln huschte dabei allerdings nicht über sein Gesicht. Womöglich ist es die Erfahrung von 14 Jahren im Profifußball, die dazu führt, dass ein mittelgroßes Erfolgserlebnis beim Stürmer der Offenbacher Kickers keine Jubelstürme mehr auslöst, aber ganz sicher hat diese Erfahrung mit dazu beigetragen, dass Taylor am Samstag endlich mal wieder ein mittelgroßes Erfolgserlebnis zu feiern hatte. Nämlich: ein Tor. Seit dem 12. August hatte der Mann aus Ohio nicht mehr getroffen. „Ein Tor ist immer schön“, kommentierte Taylor nüchtern.

Viel mehr schien den 35-Jährigen eine andere Tatsache zu freuen: Durch ein glanzloses 2:0 (1:0) gegen Wormatia Worms hat der OFC erstmals in dieser Saison die Abstiegsränge verlassen. „Super“, sei das, sagte Taylor, „ein gelungener Tag“. Dann schnellten seine Mundwinkel doch ein wenig in die Höhe.

Auf dem 13. Tabellenplatz stehen die Kickers nun, auch, weil sie nach 19 Spieltagen zu Hause immer noch ungeschlagen sind. Der sechste Heimsieg der Saison war auch deshalb zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr, da es den Hessen gelang, die Konzentration im Gegensatz zu den Vorwochen über beide Halbzeiten hoch zu halten. Er müsse die Mentalität der Mannschaft loben, sagte Taylor. „Wir wollen immer schönen Fußball spielen, aber wir haben jetzt gemerkt, dass man manchmal auch kämpfen muss.“

Das Physische stand beim ersten Rückrundenspiel der Kickers in der Tat im Vordergrund, Worms entpuppte sich als unangenehmer, nickliger Gegner, der mehr mit Treten und Fallen denn mit Fußballspielen beschäftigt war. Die Kickers behielten einen kühlen Kopf und ließen sich nicht auf die vielen kleinen Nickligkeiten ein, taten sich trotz viel Ballbesitz aber schwer, in den Strafraum der Gäste einzudringen.

So musste wieder einmal die individuelle Klasse von Linksaußen Serkan Firat als Türöffner herhalten. Mit einem wunderbaren Schlenzer ins lange Eck konnte der 22-Jährige nach einer halben Stunde Gästetorwart Mario Miltner überwinden. In der zweiten Hälfte brauchte der eingewechselte Taylor dann nur vier Minuten, um auf 2:0 zu erhöhen: Nach perfekter Flanke von Serkan Göcer köpfte der US-Amerikaner am kurzen Pfosten ein (72.).

So viel Kaltschnäuzigkeit würde man sich von den Kickers-Stürmern ein wenig öfter wünschen. Zusammen haben es Taylor und sein Kollege Konstantinos Neofytos bislang erst auf vier Saisontore gebracht – eindeutig zu wenig.

Während Taylor am Samstag auch nach seinem Treffer viel Schwung in die Offensive brachte, erlebte Neofytos wieder mal einen gebrauchten Nachmittag. Der Grieche versprüht, wenn überhaupt, nur per Kopf Torgefahr, er sucht viel zu selten den Abschluss, verlangsamt das Spiel bei Kontern.

Konstantinos Neofytos habe „kaum Bälle bekommen“, nahm Matthew Taylor seinen Angriffspartner in Schutz. Vergangene Woche hatte er schon einmal zaghaft die taktische Ausrichtung der Kickers kritisiert: „Wir lauern in der Mitte, verhungern dort aber“, sagte Taylor. Nach dem Sieg gegen Worms nahm es Trainer Oliver Reck mit Humor. „Heute ist er satt geworden“, konterte der 51-Jährige. Hoffentlich nicht zu satt.