mittelhessen.de | Kunerts Schuss ans rettende Ufer

23.03.2016

WORMS Timo Kunert hatte in der 53. Minute keine Zeit zum Überlegen. Weil Tunay Deniz über den Ball trat, rollte die Kugel plötzlich auf ihn zu. Der Rechtsverteidiger des TSV Steinbach lief noch eine kleine Kurve, fasste sich aus 25 Metern ein Herz und traf zum 1:1 bei Wormatia Worms. 

Bei diesem Ergebnis blieb es am Mittwochabend auch, wodurch der Aufsteiger aus Haiger erstmals in dieser Saison in der Fußball-Regionalliga Südwest auf einem Nicht-Abstiegsplatz steht. "Wir haben uns den Punkt verdient", sagte Steinbachs Trainer Thomas Brdaric, der nach dem 0:1-Pausenrückstand vor allem die Moral seiner Mannschaft lobte. 

Dabei begann der Tag alles andere als optimal für den TSV. Kurz vor der Abfahrt in den nordöstlichen Zipfel von Rheinland-Pfalz meldete sich Velimir Jovanovic mit einer Erkältung ab. Da neben dem Stürmer auch noch Sargis Adamyan und Francis Adomah gelbgesperrt fehlten, musste Brdaric seine siegreiche Elf vom Samstag in Homburg (1:0) gleich auf drei Positionen umstellen. Und das machte sich bemerkbar.

Zwar übernahm Steinbach zunächst das Kommando und besaß nach drei Minuten durch Pierre Merkel auch die erste Chance, doch danach kam vom neuen Tabellen-13. trotz viel Ballbesitz nur noch wenig. "Wir haben uns das Leben schwer gemacht", kritisierte Brdaric, der an der Seitenlinie immer wieder lautstark mit dem bislang schwächsten Auftritt seines Teams in diesem Jahr haderte. Die Platzherren zogen sich weit in die eigene Hälfte zurück, agierten in der Abwehr mit einer Fünfer-Kette und lauerten auf Fehler ihres Kontrahenten. Und die unterliefen dem TSV in der ersten halben Stunde ungewohnt häufig.

Thomas Brdaric ärgert sich über den Gegentreffer durch Treske: "Da müssen wir aufmerksamer sein"

Vor allem Daniel Reith, der für Adomah als Innenverteidiger aufgeboten wurde, entpuppte sich gerade in der Anfangsphase als Unsicherheitsfaktor. "Ich habe ein bisschen gebraucht, um in den Rhythmus zu kommen", sagte der Vize-Kapitän. Nach elf Minuten landete ein Befreiungsschlag von Reith direkt in den Füßen von Alan Stulin, der sofort Kevin Lahn bediente. Doch der für den verletzten Wormser Sturmführer Alper Akcam in die Startelf gerückte Angreifer traf nur den Pfosten (11.).

Dieser Warnschuss weckte die Steinbacher jedoch nicht auf. Zwölf Minuten später war es ein schlampiger Abschlag von Torwart Frederic Löhe, den Fatih Köksal aufnahm und Florian Treske in Szene setzte. Der Wormser Toptorjäger ließ sich nicht zwei Mal bitten und vollstreckte mit seinem zwölften Saisontor eiskalt zum 1:0. "Da müssen wir aufmerksamer sein und sauberer von hinten herausspielen", ärgerte sich Brdaric.

Die Führung spielte den Platzherren in die Karten. Sie überließen ihrem Gegner das Feld, setzen aber immer wieder Nadelstiche. "Wir wollten spielen wie Darmstadt 98", sagte Trainer Steven Jones. "Wir wollten eklig sein", ergänzte der 38-Jährige. Wie die "Lilien" in der Bundesliga, so war auch die Wormatia drei Ligen weiter unten bei Standardsituationen gefährlich. Nach einem weiten Einwurf von Patrick Auracher und einer zu kurzen Kopfballabwehr des ansonsten erneut bärenstarken Jure Colak zog Enis Saiti aus 20 Metern ab, doch sein Versuch landete knapp über dem TSV-Gehäuse (34.).

Die Halbzeitpause tat den Steinbachern gut. Nach Wiederbeginn starteten sie mit enormen Schwung. Zwei Minuten waren gespielt, da stand Daniel Jais mutterseelenallein vor dem Tor. Doch der erneut schwache Jovanovic-Vertreter, der kaum einen Zweikampf annahm, schoss den Ball in den Wormser Abendhimmel. "Da hätten wir schon treffen müssen", trauerte Jure Colak der großen Ausgleichschance nach. Doch wenig später war es Timo Kunert, der das 1:1 erzielte und die 100 mitgereisten Fans jubeln ließ. Auch wenn noch mehr als 35 Minuten zu spielen waren,so tat sich auf beiden Seiten nur noch wenig. Die Partie wurde ruppiger, echte Chancen zum Führungstreffer gab es nicht mehr. "Ein Punkt auswärts ist okay", befand Colak. "Wenn wir am Montag gegen Pirmasens einen Dreier holen, ist alles gut."