mittelhessen.de | Ein Plädoyer für den Klassenerhalt

20.03.2016

FUSSBALL Viel Lob für Regionalligist TSV Steinbach nach dem 1:0-Erfolg beim FC Homburg

HOMBURG/SAAR Jens Kiefer schaute sich kurz das Verbandsliga-Spitzenspiel der A-Junioren seines FC Homburg gegen Saar 05 Saarbrücken an. Nebenbei hatte der Trainer des Traditionsclubs aber Zeit, noch ein Statement zum 0:1 (0:1) gegen den TSV Steinbach abzugeben.

"Wissen Sie was? Die Leute denken, der FC Homburg hat früher mal in der Bundesliga gekickt. Dann kommt der TSV Steinbach und alle sagen: Das geht locker 3:0 für uns aus. So ist das aber nicht, unser Gegner hat eine Topmannschaft. Hut ab, was sich da seit dem Hinspiel getan hat", gab der Coach der Saarländer nach der dritten Niederlage in Folge in der Fußball-Regionalliga Südwest zu Protokoll.

Viel Lob für den Aufsteiger aus dem Lahn-Dill-Kreis, der am Samstagnachmittag von der ersten Sekunde an voll da war und völlig zu Recht die drei Punkte im Gepäck verstaute. "So lässt sich die lange Busfahrt zurück genießen", lächelte Steinbachs Torhüter Frederic Löhe im Kabinentrakt des Waldstadions mit seinen Teamkollegen um die Wette.

Am Mittwoch in Worms fehlen die gelb-gesperrten Francis Adomah und Sargis Adamyan

In den knapp 93 Minuten zuvor musste der Ex-Aachener lediglich zwei Mal sein Können unter Beweis stellen. Bei Kai Hesses Solo (10.) und dem Kopfball von Thierry Steinmetz (73.) bügelte Löhe aber die zwei einzigen Stellungsfehler seiner ansonsten supersicheren Abwehrreihe aus. Über weite Strecken wehte vor 543 Zuschauern nur ein laues Homburger Lüftchen über den extrem holprigen Rasen. "Die Verunsicherung bei uns ist deutlich zu spüren", suchte der Ex-Offenbacher Hesse nach dem Schlusspfiff schnell das Weite. Als Ausrede für die dürftige Vorstellung könnte ihm, der Mannschaft und Jens Kiefer gelten, "dass wir mit Emil Noll, Nils Fischer und Clément Halet drei Innenverteidiger, Stürmer Patrick Schmidt und die beiden Torhüter Florian Fromlowitz und David Buchholz nicht aufbieten konnten", sagte Kai Hesse. Der Angreifer selbst wird dem FCH am Mittwoch in Neckarelz wegen der fünften gelben Karte enorm fehlen.

Die Haupterklärung für den vor allem in der ersten Halbzeit einseitigen Spielverlauf lieferte jedoch die Tatsache, dass der TSV Steinbach hinten keinen Fehler machte und vorne im richtigen Moment eiskalt zuschlug. Pierre Merkels Sturmlauf über die rechte Flanke nutzte Velimir Jovanovic in der Mitte, um per Flugkopfball bereits in der 16. Minute die Weichen auf Auswärtssieg zu stellen. "Danach hatten wir weitere fünf, sechs klare Möglichkeiten und müssen zur Pause schon 4:0 führen", haderte Timo Kunert mit der mangelnden Chancenverwertung der Kollegen. "Und wir müssen auch darüber reden, warum wir uns dieses Spiel in der zweiten Hälfte fast noch so aus der Hand nehmen lassen", fand der überragende Rechtsverteidiger selbstkritische Worte.

Aber das Wichtigste waren die drei Punkte, mit denen die Steinbacher zum ersten Mal seit Saisonbeginn für einige Minuten sogar die Abstiegsplätze verlassen hatten. Erst der späte 1:1-Ausgleich für Neckarelz gegen Trier spülte die Truppe von Thomas Brdaric wieder unter den Strich. Der Schritt raus aus der direkten Gefahrenzone scheint aber nach den Punktspiel-Zählern sechs, sieben und acht im Jahr 2016 nur eine Frage der Zeit zu sein. "Wir marschieren alle, kämpfen für- und miteinander. Es macht Riesenspaß, und wenn wir uns dann noch dafür belohnen...", sagte Timo Kunert. "Wenn hinten die Null steht, ist alles in Ordnung. Denn nach vorne sind wir immer für mindestens ein Tor gut", ergänzte Frederic Löhe. Dass der taktische Plan, den Brdaric seinen Mannen vor der Partie in Homburg mit auf den Weg gegeben hatte, aufgrund der schlechten Rasenverhältnisse schnell über den Haufen geworfen war, änderte nichts an der spielerischen Überlegenheit der Gäste. "Unser Umschaltspiel ist gut", erklärte der TSV-Trainer, nachdem er von zwei Homburger Fans um ein Handy-Selfie gebeten worden war. "Aber wir müssen die Konzentration hochhalten und immer wieder die richtige Lösung finden. Nur so kann es funktionieren", will Brdaric überhaupt keine Selbstzufriedenheit im personell umgekrempelten Kader aufkommen lassen.

Am Mittwoch bei Wormatia Worms steht - ohne Sargis Adamyan und Francis Adomah (beide sind nach der fünften gelben Karte gesperrt) - das nächste richtungsweisende Duell auf dem Plan. "Das 1:0 in Homburg wird uns helfen, in den kommenden Spielen, die auf des Messers Schneide stehen, bei den entscheidenden Situationen präsent zu sein. Wir wissen aber, dass das hier mit dem TSV Steinbach ein Prozess ist, der noch lange nicht zu Ende ist", sagte Thomas Brdaric. Die ersten vier der 15 Restrundenpartien waren aus Sicht des Aufsteigers jedoch ein klares Plädoyer für den Klassenerhalt in der Regionalliga.