Wormser Zeitung | VfR verliert Punkte und Selbstsicherheit

04.08.2003

0:4 gegen Wirges - eine Niederlage, die Fragen aufwirft / Zum Beispiel: Warum drei Spitzen?

Vom 04.08.2003

Dieses 0:4 (0:2) war mehr als nur eine Niederlage. Und deren Folgen für den Fußball-Südwest-Oberligisten VfR Wormatia Worms sind noch nicht abzusehen. Im ersten Heimspiel der neuen Saison hatte der ambitionierte Traditionsklub gegen EGC Wirges überhaupt keine Chance. Es war daher auch weniger die Pleite an sich, sondern vielmehr wie diese zustande kam, was an allen VfR-Fronten für pure Irritation und reichlich Ratlosigkeit sorgte. Fest steht auf jeden Fall folgender Befund: Mit drei Sturmspitzen "erdolchte" sich die Wormatia selbst.

 
Von unserem

Mitarbeiter

Sebastian Elvers

Von seinem Naturell her gehört er eigentlich zu den Redseligen seiner Zunft. Doch dieses Mal sprudelten die Worte nicht aus VfR-Coach Dirk Anders heraus. Dafür war sein Gesicht Quell eindeutiger Empfindungen. Die Abfuhr hatte ihre Spuren hinterlassen. "Es ist schwer etwas zu sagen", versuchte sich der Übungsleiter mit mäßigem Erfolg darin, das Zustandekommen der soeben absolvierten 90 Minuten zu erklären.

War es eine Einstellungssache? Anders: "Die Spieler denken wohl, dass es so weitergeht wie im letzten Jahr. Mir hat die Bereitschaft gefehlt, über die Schmerzgrenze zu gehen." Liegt es am Personal? Anders: "Wir hatten mal von vorne bis hinten eine Achse, an die sich die anderen anlehnen konnten. Die fehlt uns." Liegt es am System? Anders: "Das mit drei Stürmern kann man vergessen." Oder fehlt es gar an der Spielintelligenz? Anders: "Mir kommt es so vor, als ob die Spieler in Schubladen stecken. Das ist zu starr. Es wurden Aufgaben versucht zu erfüllen, die anderen zugeteilt waren."

Werden diese einzelnen Erklärungsansätze zusammen gefügt, kommt man der erhellenden Ursache für das Desaster nah - sogar ziemlich nah. Und genau das wird den Verantwortlichen zu denken geben, denn: Diese Mängelliste ist lang, zu lang und sie verdeutlicht, dass es momentan bei der Wormatia an grundlegenden Dingen mangelt.

Dies vor Augen spricht Anders warnend aus: "Wir sind dabei, uns das kaputt zu machen, was wir in einem Jahr aufgebaut haben. Das ist eine gefährliche Situation." Infolgedessen formuliert VfR-Vize Jochen Schneider das Gebot der Stunde: "Wir müssen jetzt die Ruhe bewahren."

Während der Partie dürfte dies wohl schwer gefallen sein. Anders nahm einige Umstellungen vor. Niels Magin rückte auf den Liberoposten, Stefan Ritschel verteidigte von Beginn an, und Stefan Ertl sowie Giuliano Arcangioli wurden in den Sturm rotiert. Gebracht hat es nichts. Bereits das 0:1 durch Sascha Breitbach (18.) - Magin ließ sich zu diesem Zeitpunkt an der Außenlinie behandeln - ließ Defizite zu Tage treten. Thomas Esch konnte unbedrängt flanken, und Breitbach war völlig ungedeckt.

Noch haarsträubender war die Entstehung des zweiten Gegentores. Christian Vogel spielte einen Rückpass genau in den Lauf von Esch, Ritschel kam zu spät, und erneut landete ein Flachschuss in den Maschen (28.). Es gab nur eine gute Offensivaktion der Hausherren, die aber resultierte bezeichnenderweise aus einer Standardsituation. Ein Ertl-Kopfball landete im Anschluss an eine Ecke auf der Latte (40.). Esch (32.), Breitbach (33.) und Enis Brcvak (43.) hatten zur Pause schon das 0:3 auf dem Fuß. Es war dann Breitbach überlassen, dies mit einem Heber ins lange Eck zu markieren (54.), ehe er mit einem wuchtigen Schuss den 0:4-Endstand besorgte (83.).

Sieben Minuten später war die eineinhalbstündige Irrfahrt der Wormatia beendet.