mittelhessen.de | Hamanaka bricht den Bann

05.09.2015

HAIGER Der Bann ist gebrochen, die ersten Treffer vor eigenem Publikum sind gefallen, der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Südwest ist aber ausgeblieben.

Nach 317 torlosen Minuten und drei Zu-Null-Niederlagen am Haigerer Haarwasen gegen den 1. FC Saarbrücken, Kickers Offenbach und den FC Homburg durfte Neuling TSV Steinbach am Samstagnachmittag sogar gleich zweimal jubeln, die Protagonisten allerdings schlichen am Ende wie Verlierer vom Platz. "Was sich heute hier abgespielt hat, war echt bitter", suchte Trainer Peter Cestonaro die Fassung, nachdem sein Team beim 2:2 (1:0) gegen Wormatia Worms nicht nur ein, wie es der Coach formulierte, "richtig gutes Spiel" gemacht hatte, zweimal in Front lag, aber quasi mit dem Schlusspfiff den Ausgleich kassieren musste. "Nach so einer Partie ist ein Punkt für uns viel zu wenig", resümierte der 61-Jährige, der unter dem Strich jedoch "einen positiven Trend gegenüber unseren letzten Auftritten" ausgemacht hatte.

Schließlich nahm seine Elf endlich ihren Mut zusammen, drückte aufs Tempo, erarbeitete sich Torchancen, räumte hinten beherzt ab, traf aber, wie in fünf von sechs Auftritten in dieser noch jungen Runde, zunächst das Tor nicht. "Die erste Halbzeit haben wir komplett dem TSV Steinbach überlassen", grantelte deshalb auch Wormatia-Übungsleiter Sascha Eller. "Wir haben eigentlich eine richtig gute Qualität in unserer Truppe, tun uns aber regelmäßig schwer, in eine Partie zu finden." Ganz im Gegensatz zum Aufsteiger aus dem nördlichen Lahn-Dill-Kreis, der Dampf machte und laut Torwart Sebastian Vogl "zur Pause bereits mit 3:0 oder 4:0" hätte führen müssen.

Moritz Göttel beispielsweise verfehlte nach 13 und 31 Minuten per Kopf und zwei Maßflanken von Julian Jakobs den Wormser Kasten jeweils nur knapp, Nachverpflichtung Kevin Pires-Rodrigues zwang Gästetorwart Tim Peterok zu einer Glanzparade (18.). Außerdem hätte der in Gießen studierende Schiedsrichter Michael Kimmeyer (Karlsruhe) auf Elfmeter entscheiden können, als Ricardo Antonaci seinen Gegenüber Hüsni Tahiri rustikal im Strafraum aus dem Weg räumte (20.).

Dass die Hausherren dennoch erstmals in dieser Spielzeit mit 1:0 in Führung gingen, hatten sie dem schönsten Spielzug der ersten Halbzeit zu verdanken. Daniel Reith, für den mit Afghanistan im Länderspieleinsatz befindlichen Masih Saighani in der Innenverteidigung aufgeboten, bediente Moritz Göttel, dessen scharfe Hereingabe Masatoshi Hamanaka nur noch über die Linie zu drücken brauchte (45.+2). "Dass ich mein erstes Tor geschossen habe, war gut. Dass wir nicht gewonnen haben, war schlecht", fasste der Japaner das Geschehen in einfachen, aber treffenden Worten zusammen.

Als der Regen über dem Haarwasen nachlässt, gerät der TSV gegen Worms ins Schwimmen

Denn nach der Pause drückten die Rheinhessen auf den Ausgleich, den ihnen der TSV alsbald genehmigte. 55 Minuten waren gespielt, als Steinbachs Keeper Sebastian Vogl einen Heber von Alan Stulin gerade noch mit den Fingernägeln an die Latte lenken konnte, doch Kapitän Florian Treske war zur Stelle, um zum 1:1 abzustauben. Zwar gelang Moritz Göttel nach einem Zuckerpass von Niklas Zeller zehn Minuten später die abermalige Steinbacher Führung, doch ließen sich die Hausherren die Partie in der Folge immer mehr aus den Händen nehmen. Als der Regen über dem Haarwasen nachließ, geriet Steinbach ins Schwimmen.

"So etwas darf uns nicht passieren, da fehlt uns einfach noch eine Portion Cleverness", ärgerte sich Peter Cestonaro, dass die Wormatia immer mehr auf die Tube drückte. Sven Waldschmidt, der bei einem strammen Schuss von Florian Treske noch den Fuß dazwischenstellte (66.), Sebastian Vogl, der in höchster Not gegen den alleine vor ihm auftauchenden Wormser Kapitän seine größte Tat vollbrachte (86.), und Alexander Mißbach, der in letzter Sekunde gegen Treske rettete (87.), verhinderten zwar noch den Ausgleich der Nibelungenstädter. Das späte 2:2 durch den eingewechselten Mohammed Tahiri, einem Marokkaner mit spanischem Pass, der bereits am letzten Wochenende beim 3:3 gegen den SC Freiburg II in der vierten Minute der Nachspielzeit für Worms getroffen hatte, konnten sie jedoch alle nicht mehr verhindern. Sandro Löchelt hatte sich viel zu ungehindert über rechts durchsetzen dürfen, Daniel Reith seine Flanke noch unglücklich abgefälscht, so dass Sebastian Vogl im Steinbacher Gehäuse gegen den Kopfball des Wormatia-Jokers chancenlos war. "Gut, dass wir am Ende noch ein richtiges Feuer eröffnet haben", freute sich Sascha Eller in der Pressekonferenz über das Remis. Zu diesem Zeitpunkt waren die Steinbacher Spieler schon wie Verlierer vom Platz geschlichen.