Nibelungen Kurier | Wormatia verbrauchte die ersten Prozente aufgebauten Glückes

04.10.2014

Von Klaus Diehl: Als Schiedsrichter Tobias Fritsch in der 92. Minute die Parte abpfiff, vergrub Wormatia-Coach Sascha Eller seinen  Kopf in  beide Hände, als könnte er es zunächst nicht fassen, dass seine Schützlinge  in den letzten zehn Minuten ein fast schon verlorenes Spiel gegen den Tabellenletzten noch aus dem Feuer gerissen hatten. Das war einfach Glück, da braucht man garnicht lange  herum zu reden, denn man durfte froh sein, dass die Gäste zuvor ihre  2:1-Führung nicht deutlicher ausgebaut hatten. Was war die Ursache?  Zuvorderst dürften die Wormaten wohl den Tabellenletzten unterschätzt haben, der drei Tage zuvor beim letzten Heimspiel gegen die Spvgg. Neckarelz eine   1:5-Klatsche kassiert hatte und auf fremden Platz noch keinen Punkt ergattern konnte. Doch Sascha Eller war auch so ehrlich zuzugeben, dass man sich gegen den Tabellenletzten absolut unter- und  verschätzt hatte. Gingen er doch und seine Spieler  mehr davon aus einen Gegner in der EWR Arena vorzufinden, der nur auf Ergebnis-Minderung eingestellt war und er taktisch Eugen Gopko auf der rechten Seite mehr nach vorne aufgestellt hatte und die Abwehr praktisch mit einer Dreierkette agierte. Womit er aber nicht rechnen konnte war, dass die bisherige absolute „Bank“ mit den zwei Innenverteidigern  Benjamin Mass und Kristian Maslanka, wohl eher einen gebrauchten Tag erwischt hatten, vorsichtig ausgedrückt.  Aber auch deren Mitspieler müssen sich bescheinigen lassen, dass sie mindestens  80 Minuten  von ihrer bisher gezeigten Leistung erheblich entfernt waren. Da wurde meist viel zu langsam und immer wieder quer gespielt, da fehlten lange Zeit die  sich schneller bewegenden Anspielstationen und wenn sich schon einmal Chancen boten, wurden diese von Zahit Findik bereits in den ersten vier Minuten nicht genutzt. Zuerst konnte er das Zuspiel von Jonathan Zinram nicht unter Kontrolle bringen und als er zwei Minuten später bereits den Baunataler Torhüter Niklas Hartmann überwinden konnte, griff ein Baunataler Abwehrspieler gerade noch rettend ein. Jonathan Zinram wartet immer noch auif sein erstes Tor, das in der 16. Minute aber so nahe wie nie schien. Doch die Neven ließen den Wormaten im Abschluss  einmal mehr im Stich und er brachte das Kunststück fertig, diese 100-prozentige Torchance frei vor dem Tore nicht verwerten zu können.

Baunatal verteidigte gut und machte die Räume eng

Zu diesem Zeitpunkt führte Baunatal, die klug verteidigten, die Räume eng machten und auch schnell nach vorne und  aus der Abwehr heraus im Verlauf des Spiels gefährliche Nadelstiche zu setzen wussten,  bereits mit 1:0. Nachdem in der 5. Minute die erste Baunataler Chance durch Mario Wolf dank Torhüter Tim Paterok ohne Schaden an der Wormatia-Abwehr vorbei ging, war es  Manuel Pforr (8.), der eine Hereingabe von links durch den sehr agilen Neil-Nigel Bier am kurzen Pfosten einköpfen konnte. Da sah die Wormatia-Abwehr einschließlich Torhüter schlichtweg „alt“ aus. Ebenso in der 39. Minute nach einer Ecke, die Jan Niklas Hanske am kurzen Pfosten per Kopf zur erneuten Baunataler Führung einköpfen konnte. Zwei weitere gefährliche Aktionen der Gäste zuvor konnte Wormatia-Keeper Tim Paterok entschärfen. Dazwischen konnte Kapitän  Florian Treske, es war einer der ganz wenigen schnell vorgetragenen Angriffe,  der in der 25. Minute eine Stulin-Flanke hoch oben in das von ihm aus gesehene obere rechte Tor-Dreieck zum 1:1hatte einköpfen können. Somit gingen die Wormaten mit einem nicht unverdienten 1:2-Rückstand in die Pause. Was die eine oder andere Unmutsbezeugung von der Tribüne aus zur Folge hatte. Warum? Es waren wohl die Gleichen, die am Ende aber wieder mitjubelten. 

Das Wormatia-Spiel wurde nach der Pause nicht besser 

Eher nahmen die allzu hilflosen Bemühungen zu, nur mit Quer- und Rückpässen erfolglos zu agieren und mit Glück  an weiteren Gegentoren nach der Pause vorbei zu kommen.  Nach einer Stunde  griff Wormatia-Coach Sascha Eller in seine Psycho-Auswechsel-Kiste und brachte Ali Özgün, der wegen einer Magenverstimmung nicht von Beginn an auflaufen sollte, für Zinram und Björn Weisenborn für den diesmal überhaupt nicht ins Spiel findenden Sandro Löchelt, zwei frische Kräfte. Doch vorerst hatten die Gäste die Sache noch im Griff und versuchten weiter in Glück auf das wohl vorentscheidende 3:1, doch Tim Paterok hatte gegen Pforr und zweimal Neil-Nigel Bier etwas dagegen. 

Doch der Drück auf das Gästetor wuchs und besonders Ali Özgün sorgte immer mehr für  Unruhe

Ging sein Schuss in der 69. Minute noch knapp am linken vorbei,  wurde ein  Kopfball von  Findik (81.) gerade noch von einem Abwehrspiele von der Linie geschlagen, war  es Özgün (82.), der eine flache und scharfe Hereingabe von Gopko zum 2:2 in das Baunataler Tor verlängern konnte. Nun brannte  es nur noch lichterloh im Gästestrafraum, wobei ein Maslanka-Kopfball (85.) vom Baunataler  Torhüter mit einer Glanzparade abgewehrt werden konnte. Benjamin  Maas (87.)war mit nach vorne geeilt, der Ball sprang ihm nach einem Freistoß von Enis Saiti direkt vor die Füße und volley jagte der ob seiner nicht zufriedenen Leistung an diesem so herrlichen National-Feiertag  nicht wenig gefrustete Innenverteidiger den Ball zur 3:2-Führung in das Gästetor. Riesenjubel auf Wormatia-Seite und tiefe Niedergeschlagenheit bei den Gästen und ihrem Trainer Tobias Nebe, der 75 Minuten lang seine Elf – und das wäre nicht unverdient gewesen – auf der Siegerstraße sah. Wer drei Tage zuvor eine 1:5-Heimklatsche klassiert und in  Worms wahrlich nicht wie ein Tabellenletzter  die Gastgeber hierbei vor große Probleme stellte, super verteidigte und aus der Abwehr heraus  mutigen Fußball nach vorne  spielte, der hatte auch den Respekt und Anerkennung, nicht nur von  Wormatia-Coach Sascha Eller verdient, dessen ansonsten so strahlendes Lächeln nach dem Spiel mehr einer großen Erleichterung glich. So hatte wohl auch der Fußball-Gott etwas dagegen, dass in der 89. Minute,  Özgün hatte sich auf der rechten Seite gegen zwei Gegenspieler glänzend durchgesetzt, sein Abspiel den frei stehenden Findik fand, der aber  mit dieser „1000-prozentigen“ Torchance am Gästekeeper scheiterte. Eine noch höhere Niederlage wäre für die personell gebeutelte KSV-Elf, so ihr Trainer, wohl noch schmerzlicher gewesen.

Fazit

Im Fußball gleicht sich im Verlauf einer Saison manches oder gar  vieles negative oder positive  aus. Hatten die Wormaten bei den Niederlagen gegen die U23 des 1. FC Kaiserslautern nicht das Glück auf ihrer Seite, beim 1:2 in Kassel und beim 0:3 in Elversberg auch nicht wenig Pech, so konnten sie diesmal ein Stück ihres erarbeiteten Glückes aus den übrigen und meist auch überzeugenden Spielen aufrechnen. Andererseits muss der zweifellos glückliche Ausgang gegen den Gast aus Baunatal aber auch ein Warnschuss zur rechten Zeit sein, zukünftig keinen Gegner mehr zu unterschätzen und umgehend wieder daran gehen, die bisher  gezeigten und so positiven Tugenden mit herzerfrischendem Spaß-Fußball mit viel Bewegung und das Denken von Spiel zu Spiel wieder in den Fokus zu richten. Ob das schon am Dienstag im Heimspiel um den Bitburger SWFV-Verbandspokal der Fall sein wird, wird sich zeigen müssen. Die Fans hoffen und wünschen sich dies. Alla Wormatia, packen wir es an.