HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung) | Geführt, gezittert, gewonnen

18.08.2014

Kassel. Zweifache Überzahl? Da war doch was? Genau. 23. November 2013, KSV-Heimspiel in der Fußball-Regionalliga gegen Neckarelz. 3:1 führten die Löwen und verspielten in der Schlussviertelstunde mit zwei Mann mehr auf dem Platz noch den Sieg beim 3:3.

Fast neun Monate später ging die Geschichte anders aus. Wenn auch mit viel Zittern. Diesmal stand es 1:1, und Wormatia Worms kassierte zwei Rote Karten kurz vor der Pause – der KSV spielte also die komplette zweite Halbzeit in zweifacher Überzahl. Und tat sich gegen zwei massive Viererketten schwer. Erst Dennis Lemke erlöste die Nordhessen mit seinem Kopfballtor in der 83. Minute zum 2:1 (1:1)-Endstand. Der erste Heimsieg der neuen Saison war perfekt, Platz vier der Lohn.

„Dieses Tor war eine wahnsinnige Erleichterung. Für mich, weil ich endlich wieder getroffen habe. Und für das Team, weil es heute in der zweiten Halbzeit gegen eine verdammt tief und richtig gut stehende Wormser Mannschaft sehr viel Geduld aufbringen musste“, sagte Lemke nach dem Spiel. Ausgerechnet der mit 1,74 Meter kleinste Löwen-Spieler auf dem Feld köpfte die mustergültige Flanke von Ingmar Merle, der sich auf der rechten Seite durchgesetzt hatte, perfekt ins Netz.

Bis zum 2:1 hatte diese intensive Partie aber auch noch jede Menge andere Geschichten zu bieten. Zum Beispiel die eines überzeugenden KSV, der die erste halbe Stunde dominierte und spielerische Akzente setzte. Tobias Beckers Blitztor in der zweiten Minute ging eine tolle Kombination über Benjamin Girth und Tobias Damm voraus. Wenig später hatte Girth sogar das 2:0 auf dem Fuß. „Wir sind sehr gut ins Spiel reingekommen und haben in dieser Phase tolle Kombinationen entwickelt“, sagte später KSV-Trainer Matthias Mink. Der perfekt ausgeführte Freistoß von Maximilian Mehring zum 1:1-Ausgleich in der 30. Minute passte da so gar nicht ins Bild. „Das war glücklich und zu diesem Zeitpunkt unverdient“, erkannte Gäste-Trainer Sascha Eller.

Dann folgte die Schlussphase der ersten Halbzeit. Und die Geschichte von Schiedsrichter Asmir Osmanagic aus Stuttgart, der sein zweites Regionalligaspiel pfiff. In der 39. Minute gerieten Sergej Evljuskin und Benjamin Maas aneinander. Von wem der folgende Kopfstoß nun ausging und ob es überhaupt einer war, konnten auch die Fernsehbilder am Ende nicht komplett aufklären. Fakt war, dass es Gelb gegen Evljuskin und Rot gegen den Gästespieler gab. Zwei Minuten später folgte dann der nächste Platzverweis. Tobias Beckers Sololauf über die linke Seite wurde von Eugen Gopko gestoppt – auch er sah Rot. Eine harte Entscheidung.

Was dann in der zweiten Halbzeit folgte, glich einem Handballspiel. Es dauerte und dauerte und dauerte. Bis Dennis Lemke kam, traf und die Löwen-Fans erlöste. Die mussten in der 88. Minute übrigens noch einmal kurz an Neckarelz denken. Denn KSV-Torwart Kevin Rauhut verhinderte den Ausgleich gegen Enis Saiti in höchster Not.