HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung) | Sie möchten Erster sein

20.05.2013

Kassel. Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel verdient sich auch in der Schlussphase der Saison größten Respekt. In einer sportlich merkwürdigen Phase, in der das Saisonziel Aufstiegsspiele erreicht, das Erringen der Meisterschaft aber zumindest sportlich ohne Wert ist, schafft die Mannschaft von Trainer Uwe Wolf den Spagat zwischen Schonung und sportlichem Erfolg.

Mit Blick auf den bevorstehenden Saisonhöhepunkt verschafft der Trainer seinen Leistungsträgern Ruhepausen. Aber die, die nachrücken, setzen die Erfolgsserie in den vergangenen Wochen einfach fort. Nach dem 3:2 (1:0)-Sieg gegen Wormatia Worms ist der KSV nun seit zehn Spieltagen ungeschlagen. Die häufig gestellte Frage, ob er vielleicht absichtlich Punkte abgeben könne, um Elversberg vorbeiziehen zu lassen und in den Aufstiegsspielen auf den allgemein als leichteren Gegner eingestuften TSV 1860 München II zu treffen, beantwortet die Mannschaft auf ihre Weise. Und unterstreicht so den immer wieder geäußerten Satz ihres Trainers: „Ich möchte am Ende Erster sein.“

Erster sein, das würde bedeuten: Der Gegner heißt Holstein Kiel. Uwe Wolf hat großen Respekt vor der Leistung der Norddeutschen, die den Rückschlag der Punktabzüge beim Sieg gegen Havelse (Bericht rechts) gelassen wegsteckten. „So etwas kann ein Team noch mehr zusammenschweißen“, sagt Wolf, erinnert an ein anders gelagertes Erlebnis mit ähnlichen Folgen für die Löwen: „Nach dem Hotelbrand vor dem Elversberg-Spiel sind wir noch enger zusammengerückt.“

Gegen Worms passte der Einsatz jedenfalls. Natürlich machte sich bemerkbar, dass Akteure wie Ricky Pinheiro, Christian Henel oder Matthias Rahn anfangs fehlten. Vor allem in der Innenverteidigung hatte der KSV gegen einen groß gewachsenen Stürmer wie Romas Dressler Probleme. Aber: Für die Zuschauer entwickelte sich ein richtig flottes Spiel mit Torchancen ohne Ende auf beiden Seiten.

„Jeder spielt etwas freier als sonst, die taktischen Zwänge sind nicht so da“, sagt Tobias Becker. Und: „Die, die sonst nicht so viel spielen, wollen natürlich zeigen, dass sie es draufhaben.“ Das gelang vor allem Steffen Dieck, der diesmal im Mittelfeld ran durfte und zwei Treffer beisteuerte (15. und 48.). Sein Heber zum 1:0 war dabei die erste von mehreren kniffligen Entscheidungen. Hatte der Ball die Linie überschritten? Der Linienrichter entschied: Ja, er hat! Später wurden zwei Tore der Gäste nicht anerkannt - Handspiel und Abseits.

Im offenen Schlagbtausch – Worms hatte zwischenzeitlich ausgeglichen (Bektasi, 36.) und kam am Ende noch einmal heran (Himmel, 88.) – war der KSV aber kaltschnäuziger. Neben Dieck traf auch Christian Henel nach Vorarbeit von Gabriel Gallus (65.). Am kommenden Samstag spielt der KSV bei Absteiger Idar-Ober-stein. Man darf davon ausgehen, dass er auch danach Erster sein möchte.

Von Frank Ziemke