Sonstige | Der Schiedsrichter darf das Pokalspiel im Haag nicht anpfeifen

15.11.2012

Blog "Nahe am Ball"

Auf das Ver­bands­po­kal­spiel des SC Idar-Oberstein gegen Worma­tia Worms hatte ich mich gefreut, und ich glaube, dass es den meis­ten Besu­chern am Mitt­woch­abend im Haag-Stadion so gegan­gen ist. Man freut sich vor einem solch sel­ten bri­san­ten Spiel dar­auf, span­nen­den Fuß­ball zu sehen.
Gese­hen hat man als Zuschauer am Mitt­woch­abend aber vor allem eine dichte Nebel­suppe, gegen die das schwa­che Flut­licht im Haag ver­ge­bens ankämpfte. Gese­hen hat man Fuß­ball von allen vier Spiel­feld­sei­ten bes­ten­falls bis zur Platz­mitte, und gese­hen hat man ab und zu eine dunkle runde Kugel.
Nicht gese­hen hat man die Flug­bahn eines lan­gen Bal­les, nicht gese­hen hat man Zwei­kämpfe, die wei­ter als 30 Meter vom eige­nen Stand­ort ent­fernt waren und die einige der fünf Tore hat man auch nicht gese­hen. Nie­mand im Sta­dion Haag kann wohl von sich behaup­ten, alle Tref­fer visu­ell wahr­ge­nom­men zu haben. Am Mitt­woch im Haag hat man Fuß­ball geahnt, gehört, womög­lich gero­chen und gefühlt, aber defi­ni­tiv nicht gese­hen! Wormatia-Trainer Ronny Bor­chers nannte das Gesche­hen tref­fend „ein Hör­spiel“.
Den Fuß­ball­re­geln mag die Ent­schei­dung von Schieds­rich­ter Phil­ipp Schmitt aus Rocken­hau­sen, das Spiel anzup­fei­fen und zu Ende zu spie­len las­sen, gerade noch ent­spro­chen haben. Man konnte von einem Tor das gegen­über­lie­gende Tor sehen – wenn auch nur die hel­len Tor­stan­gen und kaum das Spiel­ge­sche­hen samt Ball vor dem Gehäuse. Es mag sein, dass für die Spie­ler auf dem Platz Kicken gerade noch so mög­lich war.
Doch zu einem Fuß­ball­spiel gehö­ren nun ein­mal auch die Zuschauer. Und die viel­leicht 400, die am Mitt­woch­abend den Weg in den Haag gefun­den haben, sind um einen Genuss, eine Freude gebracht wor­den. Auf jeden Fall um das, was sie sich eigent­lich beim Besuch vor­ge­stellt hat­ten. Man könnte des­halb durch­aus von einem Betrug am Zuschauer spre­chen.
Doch wer trägt die Schuld daran? Natür­lich hätte man ver­su­chen kön­nen, das Spiel im Vor­feld abzu­sa­gen. Tele­fo­nate zwi­schen dem SC, der auf den enor­men Nebel hin­wies, und dem Süd­west­deut­schen Fuß­ball­ver­band gab es. Letzt­lich wurde sich dar­auf ver­stän­digt, dass der Schieds­rich­ter ent­schei­den müsse, ob gespielt wer­den kann oder nicht. Nun ist eine sol­che Ent­schei­dung nicht leicht. Viele Fak­to­ren müs­sen abge­wo­gen wer­den, und die Anreise der Gäste mit ihren Zuschau­ern ist nicht der geringste dar­un­ter. Aber, wenn alle außer­halb des Spiel­fel­des nichts sehen, muss die Par­tie abge­sagt wer­den – oder es muss sich spä­tes­tens zur Pause (als es auch noch schön schied­lich fried­lich 1:1 stand) die Erkennt­nis durch­set­zen, dass das Spiel abge­bro­chen wer­den muss.
Dass der Schieds­rich­ter zunächst ange­pfif­fen und dann nicht abge­bro­chen hat, waren krasse Fehl­ent­schei­dun­gen, für die er sich die Note „unge­nü­gend“ ver­dient hat, denn es besteht auch eine Ver­ant­wor­tung den Zuschau­ern gegenüber.