Rhein Zeitung | SC Idar gegen Wormatia Worms: Vorweg genommenes Finale im Haag-Stadion

13.10.2012

Idar-Oberstein - . Viel gewaltiger, spannender und brisanter geht es im Fußball im Kreis Birkenfeld nicht als am Mittwoch, wenn sich die beiden Regionalligisten SC Idar-Oberstein und Wormatia Worms, ab 19 Uhr, im Achtelfinale des Bitburger Verbandspokals gegenüberstehen. Es ist sozusagen das Duell der Giganten, das Aufeinandertreffen der am höchsten spielende Vereine im SWFV. Beide Klubs sind die Top-Favoriten auf den Gewinn des Verbandspokals, und damit scheint es - obwohl nach dieser Partie drei weitere Spiele gewonnen werden müssen - um nichts weniger als um den Einzug in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde zu gehen. Das heißt, es geht um deutlich mehr als sonst üblich, es geht einerseits um Ehre und Prestige, aber andererseits auch um enorme Geldsummen. Schließlich würde der Sprung in den DFB-Pokal knapp 100 000 Euro in die Kassen spülen und ein lukratives Heimspiel gegen eine Profi-Mannschaft aus der ersten oder zweiten Bundesliga bescheren.

Worms zeigt Top-Leistungen gegen Hertha BSC und 1. FC Köln

Wormatia Worms ist der Titelverteidiger und hat in der laufenden DFB-Pokalsaison gezeigt, was möglich ist. Die Mannschaft von Trainer Ronald Borchers warf in Runde eins Bundesliga-Absteiger Hertha BSC Berlin aus dem Rennen und zwang in Runde zwei den 1. FC Köln ins Elfmeterschießen, um dort mit ganz viel Pech zu verlieren. Übrigens: Die Klubs, die in der abgelaufenen Saison Runde zwei erreichten, bekamen 250 000 Euro. Für die Macher beim SC Idar-Oberstein ist der Start im DFB-Pokal ein lang gehegter Traum. Zum bisher einzigen Male gelang dem Klub dieses Kunststück 1998, als Armina Bielefeld vor mehr als 4000 Zuschauern im Haag mit viel Glück und einem 1:0 eine Runde weiter kam.

Natürlich ist Sascha Hildmann die Brisanz und Wichtigkeit dieser Partie gegen Worms bewusst, doch der Trainer bemüht sich, die Partie nicht noch größer und gewaltiger zu machen, als sie ohnehin schon ist. Zu Recht weist er darauf hin, dass der Sieger des Duells erst im Viertelfinale stehe und dann womöglich ambitionierte Oberligisten aus dem Weg räumen müsse. Dass das schief gehen kann, hat der SC in der vergangenen Saison im Viertelfinale erfahren, als beim SC Hauenstein das überraschende Aus kam. Gleichwohl wissen auch Hildmann und seine Spieler, dass Wormatia Worms die größte Hürde auf dem Weg zum Verbandspokalsieg und zur 1. DFB-Pokal-Hauptrunde darstellt - und wenn die aus dem Weg geräumt werden würde...

Extra in die Motivationskiste greifen will Hildmann auf keinen Fall. Und der Coach will auch nicht von seinen eigenen tollen Erlebnissen im DFB-Pokal vorschwärmen (siehe Extrastory). "Die Jungs sind doch nicht doof", sagt er. "Die wissen doch, was dort für unglaublich spannende Erlebnisse auf sie warten. Die sehen doch, wie Worms zwei ehemaligen Bundesligisten beinahe in die Knie zwingt. Die brauchen keine besondere Motivation."

Keine taktische Änderung, weil Entscheidung fallen muss

Viel mehr setzt Hildmann auf die übliche akribische Vorbereitung. Hilfreich ist, dass der SC erst vor gut drei Wochen in der Regionalliga in Worms angetreten ist und ein 0:0 geholt hat. Dabei erwarb sich das Team den Respekt von Wormatia-Coach Borchers, der den SC für seine taktische Disziplin lobte.

Doch es gibt einen feinen Unterschied zum Punktspiel. Diesmal würde es beim Stand von 0:0 weiter, in die Verlängerung und womöglich ins Elfmeterschießen gehen. Beeinflusst das die taktische Ausrichtung von Hildmann und seinem Team? "Nein", stellt der SC-Coach klar und erklärt: "Wir haben in der Liga achtmal zu Null gespielt. Das ist ein überragender Wert. Aber es ist nicht so, dass wir nur als Maurer aufgetreten wären, sondern wir kreieren immer auch Torchancen." Für Hildmann ergibt sich daraus nur eine Schlussfolgerung: "Wir müssen das Spiel genauso angehen wie immer." Das bedeutet, dass der SC wie zuletzt Wert auf große defensive Stabilität legen und auf sein Umschaltspiel setzen wird.

Auch Dino Medjedovic gehört wieder zum SC-Kader

Dabei kann Hildmann personell aus dem Vollen schöpfen. Trotz der anstrengenden Regionalligapartie beim SV Waldhof Mannheim haben sich alle Akteure fit gemeldet. Zudem ist Dino Medjedovic, der zuletzt in der Liga gesperrt war, spielberechtigt. Die Aufstellung der Idarer ist total offen. "Die Spieler machen es mir schwer. Alle geben Vollgas, alle sind vom Einsatz und Engagement her vorbildlich", bestätigt Hildmann. Letztlich geht es wohl um die beiden Plätze in der Offensive. Nico Adami, der Ex-Wormser im SC-Tor, hat seinen Platz genauso sicher wie Simon Maurer, Christoph Schunck, Paul Garlinski und Eugen Vetter in der Viererkette und wie wohl Holger Knartz, Tim Schwartz, Michael Lehmann und Eric Wischang eine Reihe davor. Doch wer spielt vorne drin? Patrick Stumpf oder wie in Mannheim Ferhat Gündüz? Und dahinter? Wie zuletzt Jan Stutz oder Dino Medjedovic? "Es gibt sogar noch andere Alternativen", blockt Hildmann und stellt fest: "Ich entscheide das relativ kurzfristig." Klar ist allerdings auch, dass Wormatia Worms nominell stärker aufgestellt sein wird als im Punktspiel gegen den SC. Damals musste Wormatia-Trainer Borchers auf einige seiner wichtigsten Spieler verzichten. Beim 1:1 im Regionalliga-Auswärtsspiel in Koblenz am Wochenende spielte Abwehrchef Sandro Rösner ebenso wie im Angriff der gefährliche Lucas Oppermann wieder.

Doch in der Frage, wer sich in diesem außergewöhnlichen Fußballspiel durchsetzt, spielt vor allem eine Rolle, welches Team mit der Erwartungshaltung und dem Druck am besten klarkommt. Beim SC Idar-Oberstein hoffen alle, dass dies das Hildmann-Team sein wird, denn die Sehnsucht nach dem DFB-Pokal ist im Haag einfach gewaltig... Sascha Nicolay