Nibelungen Kurier | Martin Röser trifft doppelt und sieht die 5. gelbe Karte

15.10.2012

Kurz vor Spielende handelte sich Scipon Bektasi beim 2:1-Sieg in Eschborn auch noch die gelb-rote Ampelkarte ein / Sünder müssen jeweils ein Spiel aussetzen

VON KLAUS DIEHL  Was ist schwerer zu beantworten als die Frage, wen Wormatia-Coach Ronny Borchers beim kommenden Heimspiel gegen den SC Idar-Oberstein im Angriff aufstellen wird? Fällt doch mit den beiden für ein Spiel gesperrten Martin Röser und Scipon Bektasi sowie den weiterhin verletzten Angreifern Romas Dressler, Lucas Oppermann und Adam Jabiri gleich eine ganze Handvoll offensiver Akteure aus. Eine Situation, die beim VfR Wormatia wohl ihresgleichen sucht. Dennoch war die Freude groß, als auch das sechste Spiel in Folge unbesiegt überstanden wurde. Kapitän Sandro Rösner und seine Mitspieler stehen stehen nach der Serie auf dem fünften Tabellenplatz.
Eine Bestandsaufnahme, die man sich nach der indiskutablen 1:4-Niederlage gegen die U23 aus Mainz wohl kaum erhoffen konnte. Der Sieg beim Aufsteiger 1. FC Eschborn wiegt dazu noch doppelt, weil dies die erste Heimniederlage der Hessen war und sie hierbei in den ersten 20 Minuten von den Wormaten buchstäblich an die Wand gespielt wurden. Es waren 20 Minuten Fußball vom bisher Besten dieser Saison, was der Wormatia-Coach Ronny Borchers künftig wohl gar zu gerne über eine längere Spielzeit und – wenn es geht, warum nicht – eines schönen Tages über volle 90 Minuten sehen möchte.

Er weiß, dass seine Schützlinge entsprechendes Poten­zial haben. Doch solange noch so viele Spieler in der Offensive gesperrt oder länger verletzt sind, kann das Punkten nur weiter vermehrt über den Kampf gehen. Dennoch, die ersten 20 Minuten in Eschborn geben Hoffnung und waren allemal die Benzinkosten und das Eintrittsgeld wert. Martin Röser als vorderste Angriffsspitze markierte bereits in der 11. Minute das 1:0, als er nach einem langen Pass blitzschnell die Situation erfasste, sich den Ball erlief und diesen über den herausstürzenden Eschborner Torhüter Stehling in dessen verwaistes Gehäuse lupfte. Die Wormaten ließen Ball und Gegner laufen und in der 20. Minute war es Christoph Böcher, der in seiner unnachahmlicher Art und Weise (endlich wieder nach seiner Knieoperation) sich gegen alle ihm im Wege stehenden Gegenspieler auf der rechten Seite durchspielte und das runde Spielgerät zu Scipon Bektasi passte.

Dessen Schuss konnte der Eschborner Torhüter aber nicht festhalten und Martin Röser traf im Nachsetzen zum 2:0. Im Gefühl des sicheren Vorsprungs und wohl auch die Gastgeber im Sack zu haben, folgte jene Phase, die man als Einstellen des Fußballspielens zu bezeichnen pflegt.
Eschborn aber roch Lunte, hatte plötzlich mehr Platz und bereits sechs Minuten später wurden die Wormaten bestraft. Einen Abwehrfehler nutzte Leopold zum 1:2-Anschlusstreffer aus Sicht der Gastgeber aus. Danach wurde deutlich, dass es mit Selbstvertrauen und Stabilität, besonders in der Defensive, auf Wormatiaseite immer noch Nachholbedarf gibt. Eschborn war dem Ausgleich nahe, aber auch Jacob Ammann hätte auf 3:1 erhöhen können.

Im zweiten Durchgang entwickelte sich ein eher offener Schlagabtausch, aber auch mit zunehmender Härte, wobei Schiedsrichter Braun aus Saarbrücken allzu hartes Einsteigen der Gastgeber von hinten in die Beine der Wormaten zwar viermal mit Gelb bestrafte, doch erst in der Nachspielzeit mit Grüter einen der bösen "Buben" mit der Ampelkarte vom Platz schickte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wormaten bereits in Unterzahl, weil Scipon Bektasi (87.) nach einem Foul etwas die Beherrschung verlor und ebenfalls Gelb-Rot sah. Zu allem Unglück sah Martin Röser in der Nachspielzeit seine fünfte gelbe Karte der Saison und steht, ebenso wie Bektasi am Samstag, gegen den SC Idar-Oberstein nicht zur Verfügung. In den zweiten 45 Minuten gab es Chancen auf beiden Seiten, wobei ein kleines Plus am Ende auch den Wormatiasieg gerechtfertigte.