Pirmasenser Zeitung | Pokal greifbar nahe

22.05.2012

Von PZ-Redakteur Götz Krämer q Nein, ein zweites Vizekusen will Trainer Michael Dusek mit dem FK Pirmasens nicht werden. Die Bundesliga-Fußballer von Bayer Leverkusen haben diesen Spitznamen vor Jahren erlangt, weil sie oft um Titel mitspielten, in den entscheidenden Momenten aber versagten und nur Zweiter, eben Vize, wurden. In der Oberliga hat der FKP die Meisterschaft vor wenigen Tagen dem FC Homburg überlassen müssen und wird wahrscheinlich zum dritten Mal in Folge Vizemeister.

Heute hat die FKP-Mannschaft ihre zweite Titelchance. Im Endspiel um den Verbandspokal geht es in Idar-Oberstein gegen den Süd-Regionalligisten Wormatia Worms. In diesem Finale wird nicht nur um den Verbandspokal, sondern auch um viel Geld gespielt. Denn der Sieger ist für die erste DFB-Pokal-Hauptrunde qualifiziert und kassiert dafür ein Antrittsgeld von rund 100 000 Euro. Der Verlierer des heutigen Endspiels geht aber auch nicht ganz leer aus. Der Großteil des Eintrittsgeldes ist aber nur ein kleines finanzielles Trostpflaster. Die Vorfreude ist bei beiden Vereinen groß. Die Pirmasenser Anhänger kommen mit zwei von der Vorstandschaft bezahlten Fanbussen nach Idar-Oberstein, die Wormser sogar mit drei. Das Aufeinandertreffen von zwei der größten Traditionsvereine aus dem Südwesten ist in einem entscheidenden Spiel fast schon ein Garant für große Zuschauerkulissen.


Für Pokalspielleiter Olaf Paare wäre alles unter 2 000 Zuschauern eine Enttäuschung. Fast ein Heimspiel wird es heute für FKP-Trainer Michael Dusek, dessen Elternhaus nur wenige Gehminuten vom Stadion „Im Haag” entfernt ist. Dort hat er knapp acht Jahre als Trainer des SC Idar-Oberstein erfolgreich gearbeitet: zwei Aufstiege in die Regionalliga und ein Pokalsieg im Jahr 1998 belegen dies. Trotz aller Rivalität in der Vergangenheit zwischen FKP und SC Idar-Oberstein hofft Dusek heute die neutralen Zuschauer auf seiner Seite zu haben. Zumal mit Piero Adragna, Christian Henn und Thomas Riedl drei Spieler das FKP-Trikot tragen, die im vergangenen Jahr mit dem SCI Oberliga-Meister wurden. Mit Ajdin Zeric hat noch ein weiterer Pirmasenser Spieler eine SCI-Vergangenheit. Apropos Vergangenheit: Der Trainer von Wormatia Worms ist älteren Fußballfans noch ein Begriff. Ronald Borchers gehörte Ende der 1970er und in den 1980er Jahren zu den besten deutschen Spielern, kam auf sechs Einsätze in der Nationalmannschaft.


In 213 Bundesligaspielen für Eintracht Frankfurt, Arminia Bielefeld und Waldhof Mannheim erzielte er 28 Tore, gewann mit der Eintracht 1980 den Uefa-Pokal und ein Jahr später den DFB-Pokal. Als Trainer sind die bisherigen Pokalerfolge überschaubar. Borchers: „Irgendwann bin ich mal Kreispokalsieger geworden.” Heute soll der Sieg im Verbandspokal her. Der Pokalwettbewerb genieße seit Saisonbeginn bei der Wormatia oberste Priorität, erinnert Borchers an die inzwischen fehlenden Fernsehgelder für Regionalligisten. „Das ist ein brutal wichtiges Spiel”, sagt der 54-Jährige, der bei Wormatia noch zwei Jahre unter Vertrag ist. Als klassenhöhere Mannschaft sei sein Team zwar Favorit, sagt Borchers, doch das Halbfinale sei Warnung genug gewesen, die Aufgabe gegen einen Oberligisten zu unterschätzen. Am 9. Mai sah Worms beim SVN Zweibrücken mit einem 2:0-Vorsprung schon wie der sichere Sieger aus, um sich am Ende über das Elfmeterschießen ins Finale zu zittern.


Dieses Spiel, das FKP-Trainer Michael Dusek als Zuschauer sah, macht ihm Mut und flößt ihm aber auch Respekt ein. Eine Stunde lang sah Dusek eine extrem starke Wormser Mannschaft, doch dann habe der Regionalligist nachgelassen und der SVN gezeigt, was gegen den Favoriten möglich ist. „Bei uns muss alles zusammenpassen”, weiß der FKP-Trainer und erinnert an die unterschiedlichen Voraussetzungen. „Das sind alles Profis, die trainieren vor- und nachmittags”, sagt Dusek über Wormatia Worms. „Meine Jungs müssen morgens arbeiten und spielen abends das Pokalfinale”, verdeutlicht er den Unterschied. Seine Spieler dürften nervös sein, „aber enttäuscht wäre ich, wenn nicht jeder alles gibt”, sagt Dusek, der tief in die Motivationskiste greift. „Einige ältere Spieler werden nicht mehr oder nicht mehr oft im Pokalfinale spielen.”


Die Siegchance verdeutlicht er durch einen Vergleich mit dem Champions-League-Sieger FC Chelsea. Nicht schön, aber erfolgreich waren die Spiele gegen FC Barcelona und am Samstag gegen Bayern München. Die Generalprobe haben beide Vereine erfolgreich absolviert. Wormatia Worms hat den SC Freiburg II mit 3:2 besiegt, der FKP hat beim bisherigen Angstgegner SV Roßbach erstmals gewonnen und das mit 5:0 noch deutlich.


Zweifacher Torschütze war Sebastian Schad, den Dusek gerne beim FKP halten will. „Er ist weiter als einige unserer jungen Stürmer”, lobt der Trainer. Allerdings müsse gewährleistet sein, dass Sebstian Schad regelmäßig trainiert, was manchmal durch die weiten Strecken zwischen seinem Arbeitsplatz in der Polizeischule auf dem Fluplatz Hahn, seinem Wohnort Freisen und Pirmasens nicht immer klappt.