Mannheimer Morgen | Meisterschaftszug im Eiltempo abgefahren

17.03.2003


SPIEL DER WOCHE: Gegen Primus Mainz setzt es für Wormatia Worms die dritte Niederlage in Folge


Als die Oberliga-Fußballer des VfR Wormatia Worms in der Hinserie beim Titelaspiranten FSV Mainz 05 durch einen Treffer des jungen Marcus Köhler einen 1:0-Sensationssieg feierten, festigte sich beim VfR-Vorsitzenden Fritz Bergemann-Gorski die Einsicht, "dass wir jeden schlagen können." Nach der 0:2-Pleite im Rückspiel steht nun die Auffassung, dass "der Zug in Richtung Meisterschaft wohl abgefahren ist" - und zwar im Eiltempo.

Mit einem Zähler Vorsprung auf die Landeshaupstädter ging der VfR die restlichen Rückrundenpartien an. Doch binnen vier Spieltagen gab die Wormatia diese exzellente Ausgangsposition aus der Hand: Drei Pleiten am Stück - und das von VfR-Kapitän Volker Berg prognostizierte Fernduell mit der Truppe vom Mainzer Bruchweg ist schon passé. Angesichts dessen gleicht die emotionale Lage beim Traditionsklub einem seltsamen Gefühlscocktail. Einerseits herrscht Ernüchterung ob der wohl zu leichtfertig vertanen Chance auf den Aufstieg, andererseits vergisst man auch nicht, dass diese junge Truppe eigentlich angetreten ist, um den Klassenerhalt zu bewerkstelligen und die Erwartungen somit weit übertraf. Und daher wird auch nicht der Stab über eine Elf gebrochen, die bisher Tolles geleistet hat.

"Es herrscht Leben in der Mannschaft", konstatierte Wormatias Coach Dirk Anders angesichts der kämpferischen Vorstellung gegen Mainz 05, die allen Seiten Respekt abnötigte - auch dem Gegner, zumal sich Worms dem FSV mit dem allerletzten Aufgebot entgegen stemmte. "Das Spiel stand auf der Kippe", gestand FSV-Übungsleiter Colin Bell, ehe er ein dickes Lob an den Kontrahenten richtete: "Es ist beeindruckend, was in Worms geschehen ist." So sahen es auch die 1500 Fans - der VfR ist Zuschauerkrösus der Oberliga - die ihre Elf mit ehrlich gemeintem Applaus in die Kabine verabschiedeten.

Mit der Ampelkarte für Berg "fing das Unheil an" (Anders), das in zwei späten (82./86.) und "saudummen" (Steffen Kohl) Treffern seinen ergebnismäßigen Niederschlag fand. "Nun müssen wir auf der Hut sein, dass wir nicht in eine negative Spirale geraten", wie Bergemann-Gorski vorausschauend zu verstehen gibt. Bereits morgen Abend, 19.30 Uhr, im Nachholspiel bei der Spvgg Ingelheim bietet sich die Chance, dies zu verhindern. Doch Voraussetzung dafür ist, dass auch die Einstellung wieder stimmt. "Einige haben sich zu lange feiern lassen", merkt Anders kritisch an, "und nun haben wir den Schaden." Doch der Auftritt gegen Mainz stellt immerhin Besserung in Aussicht.

Fazit: Die Amateure des FSV Mainz 05 feierten einen verdienten 2:0-Erfolg gegen eine ersatzgeschwächte Wormatia, die sich sehr teuer verkaufte, aber das mögliche Remis leichtfertig vergab. elv

Wertung: HH


© Südhessen Morgen   –   17.03.2003