Fußball | Eintracht Frankfurt—Wormatia Worms 4:0

19.10.1937

Man kann sich vorstellen, welches Entzücken nach diesem Spiel bei den Eintrachtanhängern herrschte. Endlich hatte sich das Blättchen wieder einmal gewendet! Aber auch die Freunde eines schönen und spannenden Spiels konnten voll und ganz befriedigt sein.

Aus dem brutalen Resultat darf nicht etwa geschlossen werden, daß die Wormser ihres Rufes unwürdig gewesen wären. Die erste halbe Stunde gab es nämlich einen so ausgeglichenen Kampf, daß man noch nicht hätte voraussagen können, wer nun das bessere Ende für sich behalten würde. Dann aber erwies sich doch die Eintracht als die stärkere Mannschaft, die körperlich und geistig uberlegen und vor allen Dingen im Angriff gefährlicher war.

Ein Mann überragte alle; seine Leistungen weckten wahre Begeisterungsstürme: der junge Wirsching! Er schoß drei Tore und leitete das vierte ein. Das allein ist es aber noch nicht; wie er diese Tore schoß, das verriet den Vollblutstürmer. Hier ist ein Stürmer, dessen internationale Laufbahn vorgezeichnet scheint. Hier ist ein Stürmertalent wie es Frankfurt vielleicht noch nie hervorgebracht hat. Als Typ ist Wirsching vielleicht am besten durch einen Vergleich mit Pöttinger gekennzeichnet. Und dabei ist der ganze Kerl noch keine 18 Jahre alt. Man kann es nicht oft genug erwähnen. Hoffentlich bleibt er bescheiden und hoffentlich bewahrt ihn seine Wendigkeit vor Verletzungen. Natürlich stand Wirsching mit seinen Leistungen nicht allein bei der Eintracht. Adam Schmidt als Halblinker spielte unerhört gut. Dazu war die ganze Läuferreihe — die Eintracht hatte immer gute — in prächtiger Verfassung. Gramlich ist wieder da. Fürbeth, ein Stopper von Format, Lindemann unermüdlich und schon mit der Eintrachtspielweise verwachsen. Die Abwehr mit dem schnellen Stubb war ohne Tadel. Nur die Außenstürmer fielen etwas ab. Heil als Mittelstürmer, ein Experiment oder besser, eine Notlösung.

Bei Worms war Torwart Ebert wohl der beste Mann. An den vier Toren war nichts zu machen. Die Sterilität des Wormser Sturmes zwang nämlich Kiefer zur Offensive und damit klaffte in der Abwehr eine Lücke. Durch diese Lücke stießen immer wieder die mit Vorlagen überfütterten Eintrachtstürmer. Ein Glück für Worms, daß Röll und Grein so schlecht schossen. ...

Der Sturm des Meisters war diesmal kein Meistersturm. Es fehlte die Durchschlagskraft. Die kleinen Leute hatten gegen die Riesen in der Frankfurter Hintermannschaft einen zu schweren Stand. Fath, der mehr als einmal mit dem typisch eingezogenen Kopf losbrennen wollte, fand keinen Anschluß. Eckert, an dem Fürbeth wie ein Schatten klebte, verlor Übersicht und Beweglichkeit. Busam war nicht in der Reihe. Das alles hat wohl auch stark deprimiert.

Man kann auch etwas anderes sagen: es gibt Tage, an denen gegen eine Mannschaft einfach nichts zu machen ist. Worms traf die Eintracht an einem solchen Tage an. Damit ist über beide Mannschaften noch lange kein Urteil gesprochen.