Nibelungen Kurier | „Wir werden ein Heimspiel aus dieser Begegnung machen“

01.08.2007

Der Mainzer 05-Coach Jürgen Klopp äußert sich vor dem Pokalspiel am 5. August im Wormatia-Stadion
Als Silke Rottenberg, ihres Zeichens Torhüterin der Deutschen Frauen-Weltmeistermannschaft, am 30. Juni im ZDF-Sportstudio als 29. Paarung den FSV Mainz 05 als Heimspiel-gegner des VfR Wormatia Worms in der 1. DFB-Pokalrunde 2007/2008 zog, war 05-Coach Jürgen Klopp besonders erfreut: „Das ist ein perfektes Los für uns. Wir werden ein Heimspiel daraus machen, mit dem Aspekt: Hinfahren, gewinnen und weiterkommen.“ Nun, Jürgen Klopp ist dafür bekannt, dass er stets alles in optimistischer Richtung sieht, aber wohl auch selbst am besten weiß, dass seine Schützlinge in den vielen Pokalrunden der letzten Jahre auch oder gerade gegen unterklassige Mannschaften, bereits in der ersten Runde herausflogen. Auch das jetzige Rheinhessen-Derby zwischen den „Roten“ aus der Nibelungenstadt gegen die „Rot-Weißen“ aus der Landesmetropole dürfte erneut eine heiße Kiste für den Mainzer Coach werden. Denn in der Vergangenheit, lieferten sich die einstigen Rivalen, genauer gesagt mit kurzen Unterbrechungen bis zum 1. April 1990, viele erbitterte Duelle um die Vorherrschaft in Rheinhessen. Ab dem Spieljahr 1990/91 gab es zwischen den beiden Traditionsvereinen außer Freundschaftsspielen keine Begegnungen mehr mit Wettbewerbscharakter. Denn mit dem 3:1-Sieg beim VfR Wormatia, es war kein Aprilscherz im Jahr 1990, verabschiedeten sich die 05er aus der Südwest-Oberliga, um fortan nur noch höherklassig, darunter gar zwei Jahre 1. Bundesliga zu spielen. Wormatias jetziger Trainer der 2. Mannschaft, Jürgen Klotz, hatte damals die Wormaten in der 45. Minute in Führung gebracht, ehe Schuhmacher für die Mainzer (48.) ausgleichen und der gleiche Akteur mit zwei Foulelfmetern gar den 3:1-Sieg sichern konnte. Führte der Weg der Mainzer in den Folgejahren im deutschen Fußballgeschehen immer mehr nach oben. In Worms mussten immer kleinere Brötchen gebacken werden. Ja, gar der Abstieg für einige Jahre in die Verbandsliga Südwest hingenommen werden. Da konnte man sich beim VfR Wormatia auch nichts mehr dafür kaufen, dass man in der Gesamtzahl der Pflichtspiele von 1910–1990 mit 54 Siegen, 25 Unentschieden und nur 31 Niederlagen eine immer noch positive Bilanz, auch mit dem entsprechenden positiven Torverhältnis, aufzuweisen hat. Unvergesslich der 8:3-Sieg in der Saison 1954/55 in Mainz, der die Wormaten letztlich bis zu den Qualifikationsspielen um die Deutsche Meisterschaft führte, Im Wormatia-Stadion unterlag man gegen Rot-Weiß Essen leider mit 1:3, wobei der leider schon verstorbene Wormatia-Linksaußen Helmut Müller gegen den deutschen National-torhüter Fritz Herkenrath mit seinem linken Fuß ein bis heute unvergessliches Tor erzielen konnte. Obwohl sich die Bilanz der Wormaten gegen die Mainzer auch ab dem Jahre 1945 positiv darstellt, gibt es für die Schütz-linge von Wormatia-Coach Bernhard Trares und seinem Co-Trainer Norbert Hess dafür am Sonntag ab 17 Uhr keine Sieggarantie. Es sollte ihnen aber auf der anderen Seite Mut machen, im Spiel der Kategorie „David gegen Goliath“, ihr Herz in beide Hände zu nehmen. Auch um zu beweisen, dass die Mainzer eine nicht sehr, sehr gute Chance zum Weiterkommen haben, wie dies ihr Manager Christian Heidel in der Mainzer Rheinzeitung kundtat. „Letzlich war es das absolut beste Los, das wir kriegen konnten. Ein volles Stadion und keine weite Anreise. Ein Spiel, das auch wirtschaftlich interessant ist und von der regionalen Brisanz lebt. Für die Wormser ist es das absolut größte Spiel nach vielen Jahren, ja vielleicht Jahrzehnten“, trägt der 05-Manager ebenso realistisch und doch für subjektive Wormser Ohren auch ein bisschen dicke auf. Doch die Zahlen sprechen für ihn. Auch dass es ein volles Stadion geben wird. Hierzu gab es im Vorfeld eine sehr gute und harmonische Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen der beiden Vereine. Zwischen Vier- und Fünftausend Karten gingen nach Mainz. Die waren ebenso wie die in Worms schnell vergriffen. Trotz des Abstiegs der Mainzer in diesem Jahr aus der 1. Bundesliga, scheint deren Rückendeckung durch ihre Fans unverändert. Also doch wohl mehr als nur ein Karnevalsverein und eine Mannschaft, die den Spaß am Fußballspiel in den Vordergrund stellt. 2006 konnte der Abgang wichtiger Leistungsträger mit den Neuzugängen nicht wie in gewünschtem Maße ausgeglichen werden. Dennoch hätten die 05er nicht abzusteigen brauchen, hätten sie das Spiel beim VfL Wolfsburg nicht nach einer 2:1-Führung durch individuelle Fehler in der Schlussphase verloren. Hätten sie gewonnen, so wäre die Volkswagen-Metropole heute ohne einen Erstligisten und auch wohl ohne einen Trainer Felix Magath, die 05er dagegen weiter in der Deutschen Eliteliga. Dies war bitter, bringt jedoch einen Trainer wie Jürgen Klopp nicht gleich um, wenn er auch, wie er selbst einräumte, schon einige Zeit daran zu knabbern hatte. Ja, auch selbst einsah, dass auch er vor dem Beginn der Saison 2006/2007 nach einem fulminanten Sieg gegen den FC Liverpool, die Lage wohl auch etwas zu rosarot sah. Die Verpflichtungen in der Winterpause mit den beiden Bremern Mohamed Zidan, der jetzt zum HSV wechselte, sowie Leon Andreasen, der ausgeliehen nun wieder zurück zu Werder Bremen musste, kam zu spät. Dennoch imponierend wie die 05er als abgeschlagenes Schlusslicht vor der Winterpause, noch einmal Dampf machten und am Ende trotzdem knapp scheiterten. Gleich ein ganzes Dutzend Spieler gaben die Mainzer vor dem Neustart in der 2. Bundesliga für das Spieljahr 2007/2008 ab. Darunter auch den Nationalspieler und Eigengewächs Manuel Friedrich. Dafür holte man aber mit Defensivmann Tim Hoogland (FC Schalke 04) und Mittelfeldspieler Miroslav Karhan (VfL Wolfsburg) zwei hungrige Spieler, wie dies Jürgen Klopp aus-zu-drücken pflegt, die in der 1. Bundes-liga zuletzt nicht wie gewünscht zum Zuge kamen. Ebenso vom Mitabsteiger Borussia Mönchengladbach den Dänen Bo Svensson und vom FC Energie Cottbus Daniel Gunkel. Vom Wupper-taler SV kehrte der ausgeliehene Angreifer Tobias Damm zurück und könnte durchaus am Sonntag im Mainzer Angriff mit dabei sein. Mit Sicherheit aber Srdjan Baljak, der serbische Torjäger der letzten Saison. Aus der zweiten Mainzer Mannschaft rückte für die linke Seite in der Viererkette Stefan Markolf auf. Ein besonders ehrgeiziger und auch hoch veranlagter Spieler, der sich auch von einer angeborenen Schwerhörigkeit nicht davon abbringen lässt, ein sehr guter Defensivmann zu sein. Bei der 0:2-Pokal-Niederlage der zweiten Mainzer Elf im Frühjahr im Wormatiastadion, war er auffälligster Mainzer Spieler. Da spielte bei Mainz auch noch auf Linksaußen Oliver Schmitt mit, der sich vor dieser Saison dem VfR Wormatia ebenso angeschlossen hat, wie der frühere 05er Dennis Probst, der über Preußen Münster und FSV Frankfurt nach Worms kam. Ebenso der weitere Ex-05er Christian Bolm, der nach dem Aufstieg des FK Pirmasens in die einstige Schuhmetropole gewechselt war und nunmehr mithelfen will, dass im Wormatiaangriff die nötigen Tore zur Qualifikation für die neue Regionalliga erzielt werden können. Das Aufgebot der Mainzer für die 2. Bundesliga umfasst die Torhüter Dimo Wache, der auch Kapitän der Mainzer ist, sowie Daniel Ischdonat und Christian Wetklo, der aber wegen einer Sehnenverletzung derzeit verletzt ist. In der Abwehr sind Christian Demirtas und Nicolce Noveski absolut erste Wahl. Verletzt ist derzeit Marco Rose, der beständigste Mainzer der letzten Saison. Auch der junge Neven Subotic hofft auch auf seinen Einsatz. Für das Mittelfeld hat 05-Coach Jürgen Klopp die freie Auswahl unter Markus Feulner, Miroslav Karhan, Daniel Gunkel, Milorad Pekovic, dem Kolumbianer Elkin Soto sowie dem Brüderpaar Damir (zurzeit leider verletzt) und Mario Vrancic, zwei hoch talentierten Fußballern. Neben Srdjan Baljak und Tobias Damm, hat Jürgen Klopp im Angriff noch die Auswahl zwischen Ranisav Jovanovic und dem Tschechen Petr Ruman. Zum Trainerteam des FSV Mainz 05 zählt neben Co-Trainer Zeljko Buvac auch Torwarttrainer Stephan Kuhnert. Aus dem Raum Kassel gekommen hütete er in den 80er Jahren sechs Jahre lang das Wormatia-Tor um danach in die Landeshauptstadt zu wechseln, wo er nach seiner aktiven Zeit den Job als Torwarttrainer bis heute zu vollster Zufriedenheit ausfüllt. Denn alle Mainzer Torhüter gehörten seit dieser Zeit bis heute zu den Besten ihrer Kategorie. Man darf sich auf ein großes und besonderes Fußballereignis am kommenden Sonntag um 17.00 Uhr im Wormatiastadion freuen, wenn sich die einstigen großen Rivalen VfR Wormatia Worms und der FSV Mainz 05 nach 17 Jahren erstmals wieder in einem Pflichtspiel dem Weiterkommen in die zweite DFB-Pokalrunde, gegenüber stehen. Über die Chancen und Aussichten der Wormaten, der Meinungen und Hoffnungen der Spieler und der Trainer, werden wir in unserer Samstagsausgabe berichten. Galt doch die vorrangigste Aufgabe auf Wormatiaseite am letzten Dienstag dem Saisonauftaktspiel vor heimischem Publikum gegen den Gast aus Wirges.


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