Nibelungen Kurier | Auch Auswärts-Bewährungsprobe mit Bravour bestanden

27.10.2004

Trotz frühem Rückstand feiert Wormatia einen 2:1-Sieg in Weingarten


Volker Berg (l.) erzielte in der 76. Minute das alles entscheidende Tor zum 2:1-Sieg des VfR Wormatia im Oberliga-Duell beim SV Weingarten. Niels Magin schaltete in der Abwehr den Ex-Pfeddersheimer und ansonsten als Torjäger beim SV Weingarten fungierenden Karli Gauch vollkommen aus.
Von unserem
Redaktionsmitarbeiter
Steffen Heumann
–––––––––––––––––––––––––––––

Rund 900 Zuschauer erlebten einen furiosen Auftakt in der Weingarten-Arena, denn während die Gäste noch mit der Zuordnung der Gegenspieler beschäftigt waren, nutzten die Hausherren die Verwirrung in der Wormser Abwehr. Steffen Bohl konnte ein Zuspiel von der Auslinie im gegnerischen Strafraum unbedrängt nutzen und schob den Ball nach nur zwei Minuten hinter die Linie. Ein Auftakt nach Maß für die ambitionierten Pfälzer, die mit einem weiteren Erfolg gegen Wormatia ihre Ansprüche an einen Spitzenplatz in der Tabelle untermauern wollten. Wormatia, nach der Entlassung von Max Reichenberger und einem Heimdreier gegen Wirges mit einer gehörigen Portion Optimismus angereist, bewies Moral und steckte nicht auf. Nur vier Minuten später stellte Chris-tian Schäfer mit einem eindrucksvollen Solo sein Können unter Beweis und ließ auch SVW-Keeper Philip Selig im Zweikampf keine Chance. Der Ausgleich schien die Gäste zu beflügeln, aber André Nenning wie auch Niels Magin blieb im Abschluss ein zählbarer Erfolg verwehrt. Gegen die spielstarke Birkle-Elf war es wiederum Christian Schäfer, der bei Standard-Situationen für Gefahr sorgte, während die Defensive vor allem bei den schnellen Gegenstößen über die linke Seite auf der Hut sein musste. Rainer Hauck entwickelte in einer kampfbetonten Partie viel Ehrgeiz.
Er erhielt für seine beherzte Gangart eine von insgesamt fünf gelben Karten, die der Unparteiische in der ersten Spielhälfte zücken musste.
Nach dem Seitenwechsel blieben zwingende Torchancen Mangelware, da die Offensiv-Bemühungen beider Mannschaften kaum das Mittelfeld überbrücken konnten und die Wormser Abwehr lediglich zwei Schussversuche auf das von Sven Jenner gehütete Tor zuließ. Erst eine Viertelstunde vor Schluss stockte den Zuschauern der Atem.
Nach einem Zuspiel von André Nenning behielt Volker Berg in Bedrängnis die Ãœbersicht und nutzte die Gunst der Stunde. Auch der aus seinem Tor eilende Philip Selig musste das Leder passieren lassen, was nach dem Wormser Führungstreffer einen kollektiven Freudentaumel auf dem Rasen und unter den mitgereisten Anhängern auslöste. Allerdings zog der Jubel eine Verkettung unglücklicher Ereignisse nach sich, die den sehr besonnen agierenden Schiedsrichter Sahler aus Mutterstadt zu einer etwa zehnminütigen Spielunterbrechung veranlassten, bis sich die Wogen im Stadion wieder geglättet hatten. Was war geschehen? Torschütze Volker Berg nahm nach seinem Treffer den direkten Weg vor die Wormser Fanecke, wo ihm die Wormser Fans am liebsten ein Bad in der Menge beschert hätten und sich freudetrunken der Barriere zum Spielfeld näherten. Der von Wormatia engagierte Sicherheitsdienst konnte oder vermochte nicht zwischen „Platzsturm†oder verständlichem Jubel zu unterscheiden und ging kompromisslos mit aller Härte gegen den Wormser Anhang vor. Nach den ersten Faustschlägen und Tritten kippte die Stimmung, so dass sich die Polizei einschalten musste, um einer weiteren Eskalation Einhalt zu gebieten. Außer den Beamten, heraneilenden Ordnern und der übermotiviert agierenden Security befand sich niemand auf dem Spielfeld, weshalb der Referee die Partie folgerichtig unterbrach und nach dem unnötigen Zwischenfall fortsetzte. Die Bemühungen des SV Weingarten, in den Schlussminuten eine Ergebniskorrektur herbeizuführen, waren auch nach der Einwechslung von Melori Bigvava in der 86. Minute nicht von Erfolg gekrönt. Wormatia brachte mit Mario Cuc und Özkan Cin (85. für Mayer und 86. für Nenning) nochmals frische Kräfte ins Spiel, das aufgrund der Ereignisse auf den Rängen mit einem faden Beigeschmack behaftet bleibt und schon vor dem Anpfiff Fragen aufwarf. So blieb den mitgereisten Anhängern, gleich welchen Alters, der Kauf einer Tribünenkarte verwehrt. In der anschließenden Pressekonferenz zollte Interimstrainer Norbert Hess seiner Mannschaft großes Lob für „einen knappen, aber ver-dienten†Sieg. „Wir haben trotz des frühen Rückstands schnell und konzentriert agiertâ€, so Hess, der beim Schlichtungsversuch zwischen Fans und Ordnern ebenfalls ins Visier der Polizei geraten war. „Ein Spiel, das wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln offen gestalten konntenâ€, wertete Teamchef Stefan Ertl die erste bestandene Bewährungprobe als kleinen Neuanfang und Indiz für die intakte Moral und den Charakter der Truppe. Eine Entscheidung in der Trainerfrage zu treffen, sei Sache des Vorstands, sah Ertl, der in den abgelaufenen 90 Minuten viel einstecken musste, jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf bis zur Winterpause. „Die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreibenâ€, bemängelte SVW-Coach Günther Birkle die fehlende Aggressivität seiner Mannschaft, die mehr mit dem Platz und dem Ball gekämpft und nach dem Führungstreffer selbstzufrieden agiert habe.
Wormatia spielte wie folgt: Sven Jenner, Matthias Lang, Niels Magin, André Nenning (86. Özkan Cin), Volker Berg, Christian Schäfer, Stefan Ertl, Jan Kiessling, Rainer Hauck, Dimitri Mayer (85. Mario Cuc).