Die Rheinpfalz | Mannschaft schasst Trainer

22.10.2004

Oft gesehen, in diesen Tagen nun bei der großen Oberliga-Enttäuschung Wormatia Worms gespielt. „Die Chemie war zu gestört“, begründete VfR-Chef Fritz Bergemann-Gorski die Trennung von Max Reichenberger zunächst eher allgemein gehalten.

Auf Nachfrage ließ der Chef dann aber (indirekt) tiefer blicken: „Das Team hat sich nur dann einen Gefallen getan, wenn jetzt Leistung kommt. Sonst gibt es Konsequenzen!“ Gefallen getan, das heißt: gemeutert. Gegen den Coach. Am Ende faktisch einstimmig, was die jüngst noch nibelungentreuen Verantwortlichen („Eher müssen die Spieler gehen“) trotz vor allem auch menschlich guter Meinung über den Coach handeln ließ.

Was mit viel Vorschusslorbeer für Reichenberger begonnen hatte, dümpelte schon seitWochen in zerfahrener Ratlosigkeit. Das ambitionierte Trainerkonzept, auf zwei Viererketten fokussiert, war zum Torso geworden: dank widerspenstiger, auch entmutigter Kicker – und eines Schlangenlinienkurses des Coaches. Reichenberger ward Ende 2003 verpflichtet, als die Wormatia über die Stagnation unter Vorgänger Dirk Anders stöhnte. Die Rückrunde aber geriet zur Erfolgsserie: wieder Rang drei, das Team wurde gehalten und verstärkt. Dennoch proklamierte man ein Übergangsjahr, im ganzen Klub sollte das neue Konzept übernommen, in der Öffentlichkeit Geduld vermittelt werden. Die galt indes nicht immer für die Spieler: Nach Fehlern wurde schnell rasiert. „Wenn einer am Boden liegt, muss man nicht noch drauftreten“, kritisierte etwa Spielmacher Volker Berg, der zum Wortführer der Enttäuschten avancierte.

Reichenberger änderte fast wöchentlich die Taktik, die zum Fixpunkt aller Diskussionen geworden war: „Wenn nach einem 0:4 die Spieler nur über den Trainer reden, spricht das nicht für viel Selbstkritik“, sah er die „Systemfrage“ hochstilisiert. Am Ende jedenfalls war „die Unsicherheit groß“, analysierte Ex-Profi Stefan Ertl, der nun als (spielender) Teamchef amtiert: „Ich kann nicht etwas spielen, was die Mannschaft ablehnt. Wir dürfen Fußball nicht kompliziert, sollten keine Sperenzien machen!“ Heute (19.30 Uhr) geht‘s zum SV Weingarten.