Anzeigen mit Symbolcharakter – Alemannia ist bald nur noch die Nummer 2 in Worms (Wormser Volkszeitung vom 14. Oktober 1922)

Nach vorausgegangenen kurzen Besprechungen in verständnisvollem Gedankenaustausch“, wie es in der Festschrift von 1928 heißt, kamen die Vorstände von Wormatia und des VfR zu dem Schluss, dass eine Fusion beider Vereine nicht nur im gemeinsamen Interesse, sondern gar „der gesamten heimatlichen Sportbewegung“ lag. So tagten am 16. Oktober 1922, einem Montagabend, die Generalversammlungen beider Vereine im „Zwölf Apostel“, dem Stammhaus der Wormser Werger-Brauerei an der Ecke Hagenstraße/Gerbergasse, um die Fusion zu beschließen.

Der VfR tagte im Erdgeschoss, Wormatia im ersten Stock. Richard Kirn, damals Mitglied des VfR und später bekannter Sportjournalist, erinnerte sich 26 Jahre später noch an diesen Abend, „dunkel, regenschwer“, und an die Aufregung beim Gang die Treppe hoch, wo die Wormaten ihre zukünftigen Vereinskameraden mit Jubelstürmen empfingen. Die Wormser Zeitung berichtete zwei Tage später:

„[…] Die Versammlungen der beiden Vereine waren sehr stark besucht, die sich anschließende Vollversammlung im oberen Saale zeigte einen Besuch von weit über 300 Mitgliedern und nahm einen sachlichen, mit großer Begeisterung getragenen Verlauf. Das Resultat der Abstimmung der beiden Vereine war ein überwältigendes, rund 95 pCt. stimmten für eine Vereinigung unter dem Namen V.f.R. Wormatia 1908 e.V. […] Deutlich zeigt das Abstimmungsresultat, daß die gesamten Verhandlungen von vernünftigen, in die Zukunft blickenden Männern geführt wurden, denen dieser große Erfolg nicht hoch genug angerechnet werden kann. Es ist mit diesem Zusammengehen zweier starker Vereine unserer Vaterstadt ein Werk geschaffen, das weit über Wormatias Mauern hinaus von sich reden machen wird, dem Sport ist ein neuer Gedenkstein gesetzt, möge dem neuen und doch alten Verein große Erfolge beschieden sein.“

Wormser Zeitung, 18. Oktober 1922

Der neue VfR Wormatia hatte nun laut diesem Bericht etwa 750 Mitglieder, acht Herren- und fünf Jugendmannschaften (600 Mitglieder, vier aktive und drei Jugendmannschaften laut Festschrift 1928). Die Vereinsfarben wurden bald Schwarz und Weiß, wie neben der Spielkleidung auch die Beschreibung von Fans mit „schwarz-weißen Fähnchen“ in einem zeitgenössischen Bericht zeigt. Die Änderung zum bis heute gültigen Rot-Weiß erfolgte erst 1929, als der Verband die Farbe Schwarz für das Schiedsrichtergespann reservierte und Wormatia neue Trikots anschaffen musste. Gespielt wurde ab sofort am Schweißwerk, dem bisherigen Sportplatz des VfR 08, der mehr Raum und Komfort bot als Wormatias bisheriges Feld auf der Aul und im Juli noch mal ausgebaut wurde. Einen neuen Vorstand bekam der Verein in der Generalversammlung vom März 1923: Georg Völker als erster und Georg Henning als zweiter Vorsitzender leiteten nun die Geschicke, die Jugendleitung hatte Friedel Penk inne und mit Wilhelm Kratz als Sportausschussvorsitzenden war auch ein Gründungsmitglied des SC Wormatia von 1908 dabei. Diese richtungsweisende Saison 1922/23 endete mit der Meisterschaft in der Befähigungsliga, was zwar „in einer schlichten Feier begeistert verherrlicht“ wurde, aber nicht zum Aufstieg führte. Weil zur Saison 1923/24 die Bezirksliga als höchste Spielklasse eingeführt und hierzu die beiden Kreisligen Saar und Hessen zusammengelegt wurden, gab es keine Aufsteiger.

Der neue VfR Wormatia 1908, Meister der Befähigungsliga 1922/23

hinten: Adam „Atlant“ Kiefer, Jakob „Tempel“ Hartmann, Johann „Belz“ Gernsheimer, Jean Müller, Willi Winkler (damals noch im Tor!), Anton Schumann, Georg Eckert, Willi Günther, Karl Kerner
vorne: Karl Völker, Peter Hartmann, Friedel „die Schipp“ Schmidt