Kicker Sportmagazin | Hertha: Immer tiefer in die Krise hinein

20.08.2012

Kein Tempo, kein Passspiel, kein Spielverständnis - Herthas Zustand beim bitteren Pokal-Aus beim Regionalliga-Vertreter Wormatia Worms. Der nächste Rückschlag, die nächste Blamage. Doch anders als eine Woche zuvor nach der 1:3-Punktspielpleite beim FSV Frankfurt quittierte Jos Luhukay das beschämende Aus in Worms nicht mit einem Wutausbruch.

"Davon bin ich weit entfernt", sagte der sichtlich niedergeschlagene Coach: "Ich bin nur enttäuscht, dass wir nicht weitergekommen sind. Der Mannschaft kann man kämpferisch keinen Vorwurf machen."

Das stimmt, war aber auch der einzige Unterschied zum blutleeren Auftritt in der Vorwoche. Die gleich auf sechs Positionen umgekrempelte Elf mühte sich nach Kräften und Möglichkeiten, agierte allerdings fußballerisch ähnlich rückständig und ohne Zusammenhalt wie in den ersten beiden Saisonspielen.

Es ist ein Prozess, die Negativerlebnisse der letzten Monate abzustreifen. Das ist noch nicht jedem gelungen.Manager Michael Preetz

Die beiden Innenverteidiger Maik Franz und Fabian Lustenberger offenbarten nicht nur bei der Elfmeter-Szene vor dem 0:1 Schnelligkeitsprobleme, wobei dies bei Franz im ersten Einsatz nach über achtmonatiger Verletzungspause (Kreuzbandriss) noch verständlich ist. Bezeichnend für das schwache Abwehrverhalten der Berliner ist, dass sie im dritten Spiel schon den dritten Elfmeter verursachten.

Vorn mangelt es Neuzugang Sandro Wagner ungeachtet seines Treffers an Zweikampfstärke und Effektivität im Abschluss, Adrian Ramos am Durchsetzungsvermögen. Hertha war in Worms fast ständig in des Gegners Hälfte, agierte aber ohne Tempo, ohne Passspiel, ohne Spielverständnis. "Wir hatten aber auch überhaupt kein Glück, dass der Ball mal gut für uns fällt", haderte Luhukay, dessen Personal wie schon in Frankfurt wortlos den Ort des Geschehens verließ.

Offenbar, so die Mutmaßung von Michael Preetz, stecke die Abstiegssaison noch immer in Köpfen und Beinen der Protagonisten. "Es ist ein Prozess, die Negativerlebnisse der letzten Monate abzustreifen. Das ist noch nicht jedem gelungen", so die alarmierende Einschätzung des Managers, der über den Ist-Zustand sagt: "Der Saisonstart ist alles andere als gelungen."

Mehr noch: Der Fehlstart hat sich nach dem dritten Pflichtspiel ohne Sieg zur ernsten Krise ausgeweitet. Die Saison hat kaum angefangen, da steht der Hauptstadt-Verein vor dem Duell am Freitag gegen Regensburg bereits enorm unter Druck. Luhukay begegnet ihm mit ersten Durchhalteparolen: "Wir müssen noch enger zusammenrücken und das Glück erzwingen"