B.Z. | Elektriker und Studenten fordern Hertha

19.08.2012

Im DFB-Pokal braucht Jos Luhukay in den ersten Sieg. Die Wormatia-Spieler schuften alle noch in anderen Jobs.

Wormatia Worms gewinnt SWFV-Verbandspokal-Finale gegen FK Pirmasens

Wenn Hertha am Sonntag in Worms antritt, prallen zwei Fußball-Welten aufeinander. Auf der einen Seite die gut bezahlten Profis aus der Hauptstadt, auf der anderen Seite die Amateure vom Regionalligisten. Die meisten Spieler von Herthas Gegner (Sonntag, 14.30 Uhr im B.Z-Ticker) schuften neben dem Sport in ganz normalen Jobs.

„Das ist so bei uns, viele machen noch etwas nebenbei“, sagt Wormatia-Sprecher Jürgen Jaap der B.Z. am Sonntag. Dabei können vor allem die Defensiv-Spieler des Underdogs auf jahrelange Berufserfahrung zurückblicken.

Im Kasten zum Beispiel Keeper Kevin Knödle (36). Wenn er nicht gerade nach Bällen hechtet, arbeitet er als Bürokaufmann bei SAP im benachbarten Mannheim.

Vor ihm räumt mit Kapitän Sandro Rösner (26) ab, ein Elektro-Techniker. Wobei im Fußball bei ihm weniger Technik gefragt ist. Direkt daneben: Tim Bauer (27), Linksverteidiger. Zumindest an fünf Tagen in der Woche. Sonst verdient er sein Geld als Fitnesskaufmann, jobbt in großen Centern als Trainer.

Weiter vorne stehen bei Worms die Nachwuchs-Arbeiter. Abräumer Marcel Abele (24) hat gerade sein Abitur nachgeholt, sucht einen Studiums-Platz. Gefunden hat den schon Rechtsaußen Martin Röser (22). In der Uni geht’s für ihn um Informatik.

Wohl einmalig: Selbst Trainer Ronald Borchers hat noch einen Zweit-Job. An freien Tagen kümmert sich der Chef einer Werbeagentur noch persönlich um seine Mitarbeiter und die Termine.

Hertha-Trainer Jos Luhukay weiß um die klare Favoriten-Rolle seines Teams: „Für Worms wird dies das Spiel des Jahres. Wir müssen unsere Pflicht erfüllen.“

Die Pflicht der nackten Zahlen. Der Marktwert der 20 Wormser Spieler beträgt 2,125 Millionen Euro. Der der 28 Herthaner 36,6 Millionen.

Reicht das zum ersten Saisonsieg nach dem 2:2 gegen Paderborn und dem 1:3 in Frankfurt in der zweiten Liga?

Trainer Jos Luhukay (49) muss auf jeden Fall auch im Pokal wieder personell umbauen. Und das auf mindestens drei Positionen.

Für den in der Liga gesperrten Sascha Burchert (22) rückt Talent Philip Sprint (19) in den Kasten. Roman Hubnik (28) sitzt seine Pokal-Sperre aus der letzten Saison ab – für ihn kommt Maik Franz (31) nach acht Monaten zum ersten Pflichtspiel-Einsatz.

Und dann drängt sich wieder Peer Kluge auf (31)! Luhukays zentraler Mittelfeldmann ist nach Sprunggelenksproblemen wieder im Training. „Er zieht voll mit, hat aber noch etwas Flüssigkeit im Gelenk“, sagt Luhukay. „Ich lasse nur Spieler ran, die 100 Prozent fit sind.“